Federico Gagliano
Federico Gagliano
Kein Hinweisschild, kein Plakat – im Industrieareal Grossweid in Rain deutet eigentlich nichts darauf hin, dass sich hier das Schweizerische Schachmuseum befindet. Und doch gab es hier an der Nummer 6 seit letztem Jahr Werner Rupps Sammlung von Schachbrettern, -figuren und Büchern zu bestaunen – laut eigenen Angaben über 32'000 Exponate. Damit ist jetzt Schluss: Nachdem das Museum lange Zeit geschlossen blieb, weil der Besitzer die Miete nicht bezahlt hatte (wir berichteten), wurde das Museum am Freitag in Anwesenheit der Polizei geschlossen. Rupp erschien nicht zur Schliessung.
Eigentlich hätte Rupp bereits Anfang August das Gebäude verlassen müssen. Als er diese Frist nicht einhielt, wurde die Polizei eingeschaltet. Diese gab ihm bis am 1. Oktober Zeit, alles wegzuräumen. Nach einer weiteren Verlängerung stapeln sich die Überbleibsel des Museums in den fast leeren Räumlichkeiten. Kisten voller Bücher, Reihen von Pokalen, aufgestapelte Bretter – all diese Dinge werden nun hierbleiben, bis Rupp seine Schuld begleicht.
Auch Nachbarschaft verärgert
Damit endet für den Vermieter des Gebäudes eine Leidensgeschichte, die inzwischen über ein Jahr dauert. Das Schachmuseum ist im Juni 2020 nach Rain gezogen. Nach zwei Monaten wurde die Miete nach Darstellung des Vermieters aber bereits nicht mehr bezahlt, trotz einer Halbierung des Betrags wegen Corona. Rupps Schulden in Rain sollen sich inzwischen auf etwa 20'000 Franken belaufen. Ärger habe er aber nicht nur mit der nicht bezahlten Miete verursacht: Rupp habe auch mehrmals versucht, seinen Abfall illegal in der Gegend abzuladen, habe ohne Erlaubnis bei den Nachbarn parkiert und auch Schäden im Treppenhaus und am Lift des Gebäudes verursacht. Nun wird ein Nachmieter gesucht – ein Interessent stand letzten Sommer schon in den Startlöchern, sprang aber ab, weil Rupp nicht wie vereinbart aus dem Gebäude zog.
Werner Rupp war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Die Nummer auf der Website des Schachmuseums ist inzwischen ungültig. Von der Schliessung des Museums ist dort nichts zu lesen. Stattdessen steht immer noch, dass das Museum aufgrund der vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen geschlossen sei. Es ist nicht die einzige falsche Angabe auf der Seite: Lange war dort auch Rivella als Sponsor aufgeführt. Beim Getränkehersteller ist man sich keines Sponsorings bewusst, wie es auf Anfrage heisst. Inzwischen ist das Rivella-Logo von der Seite verschwunden.
Nicht der erste Vorfall
Rain ist nicht der erste Standort, an dem das Schachmuseum wegen nicht bezahlter Miete ausziehen muss. Kriens, Horw, Emmen: Rupp hinterlässt eine Spur von frustrierten Vermietern, die sich nicht nur über die zusätzlichen Kosten aufregen, sondern auch über den verursachten Stress beklagen. Wie es nun weitergeht, ist unklar: Vorerst wird alles in Rain aufbewahrt. Falls Rupp seine Schulden begleichen kann, wird er seine Exponate wieder mitnehmen können. Ansonsten endet die Geschichte des Schweizer Schachmuseums in Rain.