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Zug

Menzingen: Andreas Etter will die Nähe zum Volk suchen

Andreas Etter tritt als Nachfolger von Peter Dittli kein leichtes Erbe an. Der neue Gemeindepräsident geht voller Tatendrang und Motivation ins Amt – bringt aber auch den notwendigen Realismus mit.
Andreas Etter freut sich auf die neue Herausforderung. (Bild: Stefan Kaiser (Menzingen, 1. Januar 2019))

Carmen Rogenmoser

Alle anderen Kandidaten liess Andreas Etter anlässlich der Gesamterneuerungswahlen vom 7. Oktober 2018 hinter sich. Er zog mit einem Glanzresultat von 1075 Stimmen, dies beim Absoluten Mehr von 689 Stimmen, in den Gemeinderat von Menzingen ein. Für etwas aber reichte es dem CVP-Politiker dann doch nicht auf Anhieb: das Amt des Gemeindepräsidenten. Dafür teilte er sich zu viele Stimmen mit dem parteilosen Herbert Keiser, der sich der Wahl ebenfalls als «Neuer» stellte.

Keiser allerdings nahm sich einige Tage später selber aus dem Rennen und ein zweiter Wahlgang wurde überflüssig. Froh sei er darüber gewesen, meint Andreas Etter im Nachhinein. «Ein Wahlkampf so kurz vor der Adventszeit wäre nicht so schön gewesen.» Keiser habe die Situation sauber analysiert. «Für das Einleben im Gemeinderat ist dieser Ausgang sicher positiv.»

Schwierige Themen wie die Schulraumplanung

Angenommen hätte Etter die Herausforderung allemal. Denn er hatte sein Ziel klar vor Augen und wollte es bis zum Ende durchziehen. Er hat es erreicht – und der Chrampf geht los. «Die Erwartungshaltung im Dorf ist hoch.» Das wisse er, sagt er und ergänzt: «Ich hoffe, die Menzinger geben mir etwas Zeit zur Einarbeitung.» Denn ganz einfach waren die letzten Jahre für den Gemeinderat in Menzingen nicht. Das lag zum einen an schwierigen Themen wie etwa der Schulraumplanung, zu deren Hauptstreitpunkt die Schliessung des Schulhauses Finstersee wurde. Oder die finanzielle Situation, mit der es in der Zuger Berggemeinde nicht zum Besten stand. Zum anderen aber gelang es dem Gemeinderat nicht immer, die Stimmung der Bevölkerung aufzugreifen.

«Ein Wechsel kommt sicher zur richtigen Zeit», sagt Andreas Etter, der die Gemeindeversammlungen und Mitwirkungsprozesse als Präsident der lokalen CVP hautnah miterlebt hat. Neben ihm zieht der bereits erwähnte Herbert Keiser in den fünfköpfigen Rat ein. Gemeinsam mit den drei bisherigen Frauen, Barbara Beck-Iselin (ALG), Isabelle Menzi (CVP) und Susan Staub (CVP) ergebe das eine gute Mischung, ist sich Etter sicher und meint selbstkritisch: «Ich bin mir bewusst, dass auch ich es nicht allen recht machen kann.» Er spüre nun eine grosse Vorfreude, aber auch Respekt vor der neuen Aufgabe. Bereits werde er oft auf die neue Aufgabe angesprochen. «Ich bin viel im Dorf unterwegs, gehe hier einkaufen und Kaffee trinken», erklärt Etter, der mit seiner Lebenspartnerin mitten im Dorf wohnt.

Von der Stadt zurück in die Ruhe des Dorfes

Geboren allerdings wurde der 56-Jährige im fernen Basel. Bereits als Kind ist er zusammen mit seiner Familie zurück nach Menzingen gekommen. «Seither bin ich nie mehr weggezogen», gibt er mit einem Schmunzeln zu. Gelegenheiten hätte es während der Aus- und Weiterbildungszeit immer wieder gegeben.

Auch jetzt arbeitet Etter nicht ums Eck, sondern in Zürich, in der Unternehmensführung im Bereich Infrastruktur Unternehmensführung. «Von der Stadt komme ich zurück in die Ruhe des Dorfes», führt er aus. Die Luft sei eine ganz andere und er sei schnell in der Natur, mit dem Rennvelo etwa. «Hier kennt man sich, sagt Grüezi, und man bekommt die Freuden und Sorgen der anderen mit», das gefalle ihm. Damit er sich künftig nun unter anderem um die eine oder andere Sorge kümmern kann, wird er sein Arbeitspensum reduzieren. «Ich kann das schrittweise machen.» Es sei ihm wichtig, regelmässig vor Ort zu sein.

Anzupacken gibt es einiges. Als wichtigste Themen stehen eine neue Gemeindeordnung sowie Gebäude des öffentlichen Raums, bei denen die Schulhäuser eine zentrale Rolle spielen, auf der Agenda des Gemeinderates. «Grosse Brocken», so Etter. «Das sind keine einfachen Bereiche, aber dafür greifbare.» Etter sieht sich selber als Macher. «Ein Geschäft in Angriff nehmen, definieren und umsetzen.» Entscheidungen müssten für die anderen nachvollziehbar sein. Der Gemeinderat sollte die Grösse haben, zu Fehlentscheiden zu stehen und diese zu korrigieren. Vermeiden wolle er insbesondere «Schnellschüsse». Andreas Etter hat klare Vorstellungen.

Lehrreiche Zeit im Kantonsrat

Politische Erfahrungen sammelte der Menzinger bereits im Kantonsrat. Vier Jahre vertrat er dort Menzingen. Gerne wäre er auch weiterhin im Rat geblieben, er wurde aber zum Pukelsheim-Opfer. Die Zeit im Kantonsrat sei lehrreich gewesen. «Ich kenne nun die politischen Abläufe, weiss, was es alles braucht, um etwas zu bewegen.»

In der Exekutive könne er sich nun direkter für das Dorf einsetzen. Etter will ein qualitatives Wachstum anstreben. Als Beispiel nennt er die Umbauvorhaben des Klosters, das Kleingewerbe und Ateliers nach Menzingen bringen kann. Auch die Kantonsschule Menzingen bietet einiges. «Damit haben wir die optimale Voraussetzung, dass auch junge Leute Menzingen kennen lernen.» Die Gemeinde müsse die Kosten im Griff haben, so Etter, der die Finanzabteilung übernimmt. «Wir werden aber wohl bis auf weiteres am ZFA-Finanztropf hängen.»

Wichtig ist dem neuen Gemeindepräsidenten auch, dass die SVP und die FDP, die aus dem Gemeinderat ausgeschieden sind, weiterhin miteinbezogen werden. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden. «Leute, die Interesse zeigen, sollen sich engagieren können», so Etter. Er selber geht mit grosser Motivation, aber realistisch an sein neues Amt: «Ich freue mich auf eine konstruktive und fordernde Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und der Bevölkerung. Ich hoffe, dass wir, das Ziel vor Augen, möglichst gemeinsam in die gleiche Richtung gehen.»

Unsere Zeitung spricht in den ersten beiden Januarwochen mit Politikerinnen und Politikern, die 2019 eine neue oder zusätzliche Funktion übernehmen.

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