Roger Rüegger
Evelyne Fischer, Du bist vor den kantonalen Wahlen im März 2015 in unserer Redaktion eingestiegen. Das Ressort Kanton steht im Wahlkampf unter Strom. Wie gut hast Du Dich auf dem neuen Terrain zurechtgefunden?Weil ich während der heissen Phase des Wahlkampfs angefangen habe, wurde die kantonale Politik sehr schnell mein tägliches Brot. Ich habe bald eine Legislaturperiode hinter mir. Die Politik kenne ich inzwischen gut.Du hast beim «Willisauer Boten» das Journalistenhandwerk gelernt. Wie war der Wechsel zur LZ?Beim «Böttu» war ich zusammen mit einem Kollegen für sieben Gemeinden verantwortlich. Die kommunale Politik war mir vertraut. Ich genoss zwar eine wirklich gute Ausbildung, mit Vorstössen im Kantonsrat hatte ich damals aber kaum zu tun.Die Arbeit in der Redaktion war aber nicht grundlegend anders?Die grössere Umstellung war, dass täglich eine Zeitung erscheint. In Willisau publizierten wir zweimal pro Woche.Im ersten Artikel für die LZ ging es um einen Vorstossim Kantonsrat zum Thema Steuerabzüge bei Solaranlagen. Dieser erschien am Tag nach Deiner Einstellung. Du hattest wenig Vorlauf!
Mein Auftrag war, aktuell zu schreiben. Inhaltlich war es kein Problem. Was mich stresste, war, dass ich bis am Mittag telefonisch niemanden erreichte, der Auskunft geben konnte.Es hat doch geklappt!Man muss sich daran gewöhnen, dass nicht immer alle sofort erreichbar sind. Meistens bleibt aber auch genug Zeit, wenn man einen halben Tag oder länger auf Antworten warten muss.Ein Vorstoss im Parlament und Wahlen sind gute Themen für den Einstieg im Ressort Kanton. Erinnerst Du Dich noch an Wahlkampfslogans einiger Regierungsräte?
So spontan grad nicht.
Ich dachte, weil Du begeisterte Jasserin bist. Guido Graf und Reto Wyss haben als Rosen-Under auf Jasskarten geworben. Ihr Motto lautete Graf, Wyss, Stich.Ach die. Ja ich erinnere mich.Wie hat sich Dein Interesse an der Politik seither verändert?Ich war mir nicht sicher, wie sehr mir politische Themen zusagen. Zuvor nahm ich die Politik wie eine Zeitungsleserin wahr. Heute, da ich die Kantonsratsdebatten verfolge, habe ich einen tieferen Einblick in die Geschäfte und die Leute, die dahinter stecken, was die Sache interessant macht.Was muss eine gute Regionalausgabe beinhalten?Eine Mischung aus harten und persönlichen Geschichten. Am besten, wenn das ganze Kantonsgebiet abgedeckt wird. Gerade deshalb, weil es oft heisst, dass die LZ auf der Landschaft nicht so stark sei und dass für uns der Kanton auf der Knutwilerhöhe aufhöre. Schön ist es auch, wenn wir eine knackige Geschichte aus dem Hinterland haben, die nicht zuerst im «Böttu» war (lacht).Können wir das unserer Leserschaft bieten?Wir versuchen es immer aufs Neue. Es ist aber nicht einfach, dies auch umzusetzen, da unsere Ressourcen beschränkt sind und der Platz in der Zeitung nicht für jeden Vereinsanlass reicht.Als gebürtige Eberseckerin war wohl viel Herzblut bei der Abstimmung über die Fusion mit Altishofen dabei?Das ist so. In meiner Familie wird viel über Politik diskutiert. In diesem Punkt waren wir uns für einmal einig. Ich vermutete, dass die Fusion abgesegnet wird. Ganz sicher von unserem Dorf. Bei Altishofen war es weniger deutlich.Abgesehen von einer hübschen Kolumne im Nachhinein, hast Du Dich in der Zeitung nicht darüber geäussert. Warum nicht?Das Thema wollte ich nicht aufnehmen, da bin ich zu nahe dran. Auch wenn ich mittlerweile in Luzern wohne. Bei Fragen meiner Kolleginnen und Kollegen gab ich aber gerne Inputs.Hat es Dich nicht trotzdem ein klein wenig geschmerzt, dass Deine Gemeinde bald nicht mehr eigenständig ist?Ein bisschen. Ich wurde lange genug hochgenommen, weil wir bis vor kurzer Zeit kein Mobilfunknetz hatten. Dabei darf man stolz sein. Wir haben einen Weltklasse Seilziehklub, ein Gault-Millau-Restaurant und einen Männerchor, der zu den ersten gehörte, der eine CD herausgab. So erzählt man es sich jedenfalls.Gute Überleitung. Du bist nicht nur Sängerin in einem Chor, sondernauch kulturell engagiert. Ausserdem trainierst Du für den Halbmarathon in Luzern und Du organisierst zusammen mit drei Frauen Jassturniere.
Genau, ich singe in einem Chor in Nebikon und engagiere mich im Kulturverein Träff Schötz. Wir organisieren Konzerte und Lesungen. Ein Jassturnier findet dieses Jahr aber nicht statt.Fast wurdest Du Lehrerin. Im Studium gabst Du Unterricht, wurdest aber Journalistin. Warum bleibt ihr Lehrer nicht im Klassenzimmer?Meine Vorstellung von der Arbeit einer Lehrperson entspricht nicht der Realität. Ich wollte den Kindern etwas beibringen, mit ihnen kreativ sein und mich einbringen. Mit dem Lehrplan ist man jedoch in ein Korsett eingeschnürt, das passte mir nicht. Zudem bin ich nicht jemand, der gern ständig vor anderen Leuten steht und etwas erzählt.Aber jetzt hast Du einen Job gefunden, der Deinen Vorstellungen entspricht?Ja, ich bin am Abend deutlich zufriedener als damals im Klassenzimmer. Das Schöne an der Arbeit von uns Journalisten ist, dass wir sehr viele Leute kennen lernen und im Team gemeinsam nach Geschichten suchen. Wir dürfen jedes Thema aufnehmen, wenn wir es begründen können – und wir dürfen jede Frage stellen. Ausserdem lerne ich den ganzen Kanton Luzern kennen. Ich hatte Glück mit meiner Berufswahl.