Christian Tschümperlin
Christian Tschümperlin
Christian Tschümperlin
Aufgrund von Corona verbringen viele Menschen ihre Ferien auf einem Bauernhof: Zahlen zu den Logiernächten deuten darauf hin, dass diese im vergangenen Jahr um 7 Prozent zugenommen haben, wie eine Umfrage von Agrotourismus Schweiz zeigt. Die Plattform myfarm.ch etwa verzeichnete schweizweit im 2019 noch 973 Buchungen. 2020 waren es volle 1309 Buchungen. Der Umsatz stieg um 50 Prozent. Für den Kanton Uri liegen zwar keine Zahlen vor. Doch auch hier dürfte sich der Trend verstärkt haben. Wo liegen die Gründe?
«Corona hat uns zweifelsohne in die Hände gespielt», sagt Andreas Allenspach vom Verein Agrotourismus Schweiz. Er meint:
«In Zeiten der Unsicherheit braucht der Mensch die Rückbesinnung auf die Natur.»
Zudem sei es für Schweizer schwierig gewesen, ins Ausland zu verreisen. Und auf einem abgelegenen Hof sei die Durchmischungs- und Ansteckungsgefahr klein.
Bäuerinnen tragen bis zu einem Drittel des Erwerbes bei
Es sind vor allem Familien, Städter mit Kindern, die in der Natur abschalten möchten. «Einige Eltern liefern die Kinder auch einfach mal für ein paar Tage auf einem Bauernhof ab», so Allenspach. Aber auch Pärchen und Singles liessen sich immer öfters unter den Gästen seiner Anbieter blicken. 68 Prozent sind Schweizer, 23 Prozent Deutsche und einige Franzosen und Holländer seien auch dabei.
Für die Bauern zahlt sich dieses Geschäftsmodell aus, meint Allenspach. «Es ist nach wie vor so, dass der Bauer oft in den Stall oder aufs Feld geht und sich die Bäuerin um den Haushalt, die Administration und die Gäste kümmert.» Der Geschäftsführer von Agrotourismus Schweiz schätzt, dass die Bäuerinnen bis zu einem Drittel des Erwerbs eines Hofes mittragen.
Kinder tränken Kälber
Dass die Buchungen auf dem Hof zugenommen haben, dies hat auch Anton Furrer auf der Kneiwies Gitschenen festgestellt. «Wir haben zwar die Belgier, Holländer und Deutschen dieses Jahr vermisst, aber die vielen Westschweizer haben das mehr als wettgemacht», sagt er. Insgesamt hätten die Buchungen vielleicht um 25 Prozent zugenommen. Furrer glaubt nicht, dass die Menschen wegen der Krise die Bauernhöfe aufsuchen. «Das hat eher praktische Gründe: Wenn man nicht ins Ausland kann, unternimmt man etwas in der Schweiz.»
Der Ferienbauernhof im Isenthal bietet Zimmer aber auch Schlafen im Stroh an. Und für die Kinder gibt es ein Rahmenprogramm: «Sie können bei uns Hühner füttern oder im Stall beim Kälbertränken helfen, während sich die Eltern nach dem Wandern oder Skifahren ausruhen.» Dieses Jahr habe es aber auch ein paar Einschränkungen gegeben: «Je nach Lage konnten wir das Schlafen im Stroh nicht immer anbieten.» Die Gäste waren aber gerne im Isenthal: «Einige buchen vor der Abreise bereits ihre nächsten Ferien bei uns», so Furrer.
Doch nicht alle profitieren: Beim Wissig-Hof in Seelisberg steigen vor allem Tagesausflüger ab, die auf dem Weg der Schweiz unterwegs sind. 2020 musste der Ferienbauernhof Umsatzeinbussen hinnehmen. «Normalerweise haben wir viele Schulklassen, die auf ihrer Schulreise bei uns übernachten», sagt Beatrice Ziegler. Diese seien aufgrund der Schutzkonzepte weggefallen. «Im Juli hätten wir aber unsere neue Ferienwohnung jede Woche vierfach ausbuchen können.» Trotzdem sei man gut durchs Jahr gekommen. Und vor allem von einem sind die Gäste in Seelisberg auch im Coronajahr hellbegeistert: «Von der Aussicht und der Ruhe», so Ziegler.