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Nidwalden

Mehr Sperrgut: Die Nidwaldner haben im Coronajahr ausgemistet

Ein Gespräch mit Experten zeigt, dass viele Nidwaldner das Pandemiejahr 2020 nutzten, um das Zuhause zu entrümpeln – und sich vielleicht auch etwas öfter ein Gläschen Wein einschenkten.
Im Jahr 2020 wurde besonders viel Sperrmüll bei der Zimgroup Holding AG entsorgt.  (Bild: NZ)
Reto Zimmernmann, CEO und Inhaber der Zimgroup Holding AG, Buochs, Alpnach und Altdorf.  (Bild: PD)
Adolf Scherl ist Präsident des Kehrichtverwertungsverbands Nidwalden.  (Bild: PD)

Anian Heierli und Kristina Gysi

Anian Heierli und Kristina Gysi

Anian Heierli und Kristina Gysi

Vor rund einem Jahr wurde in der Schweiz der erste Lockdown angeordnet. Die Menschen sollen zu Hause bleiben, das Haus nur wenn nötig verlassen, sich auf ein Minimum der freien Bewegung beschränken. Mit diesen Anweisungen begann für einige die Zeit des Innehaltens, der Konsumreduktion, des Ausmistens. Bei anderen eher das Gegenteil – Online-Shopping florierte (erneut), der Schweizer Handelsverband verzeichnete eine Steigerung um 2,8 Milliarden Franken oder 27,2 Prozent online verkaufter Waren und Güter im Vergleich zum Vorjahr.

Im Keller wurde aufgeräumt

Ausmisten und Einkaufen – zwei Trends, die im Coronajahr scheinbar auch viele Nidwaldner Haushalte beschäftigten. Hinweis darauf gibt ein Gespräch mit dem CEO der Zimgroup Holding AG, Reto Zimmermann. Sein Geschäft führt Recyclingcenter in Buochs, Alpnach und Altdorf. Gemäss Zimmermann hatte das Pandemiejahr 2020 diverse Einflüsse auf die Abfallentsorgung und das Recycling. «Während des Lockdowns im März und April hatten wir deutlich mehr Privatkunden, die ihren Keller räumten», sagt er. Mittlerweile habe sich die Menge von Sperrgut wieder normalisiert.

Im Vergleich zu Vorjahren stieg auch der Grüngutabfall. Ob diese Entwicklung direkt mit der Pandemie zusammenhängt, kann Zimmermann nicht sagen. Einen direkten, deutlichen Einfluss haben die Coronamassnahmen dafür auf die Gastro- und Eventbranche, die, wenn überhaupt, auf Sparflamme laufen. Und diesen Einfluss spüren auch die Abfallbewirtschafter. So holen Zimmermanns Laster regelmässig Karton, Glas und Küchenabfälle in Hotels und Restaurants. «Der Eventbereich liegt bei null», so der CEO. «In der Gastronomie hat sich der Umsatz beim Recycling massiv reduziert, da nur noch vereinzelt Hotels mit Restaurants geöffnet sind.» Der Aufwand für die Sammlung sei aber fast gleich gross geblieben.

Spannend ist auch, dass Corona die Rohstoffpreise beeinflusst. «Anfang Pandemie hatte Karton keinen Wert», sagt Reto Zimmermann. «Der Preis brach zusammen. Mittlerweile ist die Nachfrage nach recyceltem Karton aber wieder am Steigen.» Eine mögliche Erklärung ist, dass der Versandhandel mehr Verpackungen braucht. Auch die Preise für Alteisen gehen hoch. «Wenn jemand grosse Mengen Metall räumen muss, ist jetzt ein guter Zeitpunkt», so Zimmermann. «Dafür wird dem Kunden etwas bezahlt.» Trotz Pandemie fällt sein Fazit zu 2020 relativ gut aus: «Im Schnitt gingen die Mengen zurück, aber nur leicht. Dennoch war es eine grosse Herausforderung, in diesem schwierigen Umfeld all unsere Dienstleistungen aufrechtzuerhalten.»

Mehr Ordnung im Medikamentenschrank

Eine signifikante Veränderung in der gesamten Abfallentsorgung konnte auch der Kehrichtverwertungsverband Nidwalden nicht feststellen. Dieser organisiert die Sammlung und die Logistik der Gemeindesammelstellen im Kanton. Laut Präsident Adolf Scherl wurden im Jahr 2020 gesamthaft 8433 Tonnen Abfall gesammelt. Dies entspreche dem Mittelwert der letzten Jahre.

Ein Anstieg um 10 Prozent habe man jedoch beim gesammelten Altglas vermerken können. 1430 Tonnen wurden im Coronajahr gesammelt. 10 Prozent mehr als im Jahr 2019, in dem rund 1222 Tonnen Altglas entsorgt wurden. Ein Gläschen Wein bei der Arbeit zu Hause oder ein Bierchen, um auf dem Weg vom Homeoffice ins Wohnzimmer den Feierabend zu markieren? Vielleicht. Ob der Anstieg tatsächlich auf vermehrten Alkoholkonsum, oder doch eher auf gestiegenes Recyclingbewusstsein zurückzuführen sind, vermag Scherl nicht zu sagen. Einen klaren Trend könne man hier jedenfalls nicht feststellen. Anderswo aber schon: Die Nidwaldner haben im Coronajahr offenbar vermehrt ihre Medikamenten- und Farbschränke ausgemistet. «Die Menge der entsorgten Fläschchen und Tuben ist zwar nur leicht angestiegen, aber man erkennt es in der Häufigkeit, in der Personen vorbeikommen und entsorgen», so Scherl.

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