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Luzern

Mehr Jugend trotz Altern

Auch wenn unser Autor älter wird, nähert er sich der Jugendkultur an.
TikTok – ein Buch mit sieben Siegeln für unseren Autor. (Symbolbild: Urs Bucher/Tagblatt)

Stefan Dähler

Soeben bin ich 39-jährig geworden. Noch nicht alt. Aber auch nicht mehr jung, wie ich zunehmend feststelle. Paar Beispiele: Bis weit in meine 30er-Jahre wurde beim Alkoholkauf immer wieder mal nach dem Ausweis gefragt – doch das ist nun schon eine Weile nicht mehr passiert. Kürzlich kamen nach einem Coiffeurbesuch graue Haare an der Schläfe ans Licht. Die Bekanntgabe des Jugendworts des Jahres («cringe» – ein Ausdruck für Fremdscham) löste bei mir zuerst vor allem Achselzucken aus. Das gilt nach wie vor für alle sozialen Medien, die nach Twitter und Facebook im «App Store» aufgeploppt sind oder die Musik, die Junge heutzutage so hören.

Doch dieser Trend lässt sich umkehren – zumindest, was das Wissen über die Jugendkultur angeht. Es dauert gar nicht mehr so lange, bis meine ältere Tochter in die Pubertät kommt. Grundsätzlich nicht unbedingt etwas, worauf ich mich wahnsinnig freue. Aber immerhin: Das Jugendwort des Jahres wird bei mir dann nur noch ein selbstzufriedenes Lächeln auslösen («Ich hab’s irgendwie geahnt» – oder gar «Diese Wahl ist voll cringy, so reden doch inzwischen nur noch Erwachsene»). Auch in Sachen Jugendmusik werde ich wieder voll «up to date» sein. Im besseren Fall, weil meine Tochter mit mir über die neusten Bands diskutieren will und an Weihnachten ihre Lieblingslieder auf einem Instrument vorspielt. Im schlechteren Fall, weil sie in ihrem Zimmer die Musik so laut aufdreht, dass ich diese trotz verschlossener Tür nicht überhören kann.

Aber das ist noch weit weg, kehren wir zurück zur Gegenwart. Als Nächstes muss ich noch etwas Alkohol kaufen, um auf den Geburtstag anzustossen. Den Ausweis nehme ich sicherheitshalber nochmals mit.

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