notifications
Luzern

Maurus Frey von den Grünen: «Unser Rückhalt ist kein urbanes Phänomen»

Die Grünen zitterten am Wahlsonntag nicht um ihren Nationalratssitz, sondern darum, wer diesen besetzen wird. So analysiert der Luzerner Grüne-Präsident Maurus Frey den Wahlausgang.
Maurus Frey (Präsident der Grünen) und Monique Frey (Grüne Ständeratskandidatin) freuen sich am Wahlsonntag über ihren Erfolg. (Bild: Eveline Beerkircher, 20. Oktober)

Roseline Troxler

Die Grünen feierten ihren Wahlerfolg in der Nacht auf Montag ausgiebig, wie Parteipräsident Maurus Frey erzählt. «Die Feier hat für einige bis gegen 2 Uhr gedauert.» Für die Grünen hat laut Frey am Wahlsonntag «die Geschichte eine Fortsetzung gefunden, die bei den Kantonsratswahlen im März begonnen hatte».

Die Grünen stellen mit Michael Töngi weiterhin eine Person im Nationalrat, und sie haben ihren Wähleranteil markant gesteigert. Ihr Anteil liegt nun bei 12,2 Prozent, 2015 waren es noch 7,1 Prozent. Zum Vergleich: Bei den kantonalen Wahlen steigerte sich die Partei um 5 Prozentpunkte auf 11,7 Prozent. «Früher zitterten wir darum, unseren Sitz halten zu können. Gestern war es ebenfalls eine Zitterpartie. Doch nun ging es darum, welcher Grüne unseren Sitz besetzen kann. Das ist eine schöne Entwicklung.»

Die Gründe für den Erfolg ortet Frey darin, dass seine Partei für diese «Klima- und Frauenwahl die richtigen Kandidaten zur Auswahl stellte. Diese wurde genutzt». Er verweist auch auf den Mix zwischen gestandenen und jüngeren Kräften. «Damit konnten wir die Luzernerinnen besser als auch schon überzeugen.»

Blick geht schon Richtung kommunale Wahlen

Die Grünen konnten sich in der Stadt, aber auch in den Wahlkreisen Luzern-Land und Sursee deutlich steigern. Wurde hier bewusst ein intensiverer Wahlkampf betrieben? Der Parteipräsident verneint: «Wir verfügen nicht über die Mittel, um in gewissen Regionen besonders viel investieren zu können.» Zentral sei, dass in allen Wahlkreisen Personen mit Profil kandidieren würden. Frey freut sich sehr über das gute Resultat auf der Landschaft und unterstreicht: «Es trifft nicht auf uns zu, dass der grüne Rückhalt ein urbanes Phänomen ist.»

Auch in der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass die Grünen auf dem Land wählbar seien. «Es ist klar, dass auf der Landschaft nicht alle mit dem Velo unterwegs sein können. Wir wollen dort niemandem das Autofahren verbieten.» Es brauche für die Landschaft angepasste Lösungen. Maurus Frey blickt bereits auf die kommunalen Wahlen im Frühjahr. «Es ist unser Ziel, dass wir auch auf dem Land weiter Fuss fassen.» Eine Vertretung in den Gemeinderäten sei essenziell, damit sich Ortsparteien etablieren.

Zahl der Mitglieder stieg im letzten Jahr stark an

Dass die Grünen am Sonntag erfolgreich waren, ist auch auf die Unterliste der Jungen Grünen zurückzuführen. «Es handelt sich um die engagierteste Jungpartei im Kanton. Sie weiss klar, was sie will. Ihr überzeugter Auftritt wurde belohnt.» Nachwuchssorgen kennen die Grünen laut Frey nicht. «Die Anzahl Neumitglieder hat sich im letzten Jahr mehr als verdreifacht.»

Die Grünen müssen sich nun beweisen, das weiss Frey. «Es lastet viel Druck auf der Partei. Aber diese Erwartungshaltung ist gerechtfertigt.» Er sehe die Rolle der Grünen weiterhin darin, Impulse zu setzen und neue Themen ins Parlament zu bringen. «Vielleicht gelingt es uns nun mit einer stärkeren Vertretung, Themen durchzubringen, ohne dass diese zuerst das Etikett einer Mittepartei brauchen.» Dass die Klimathematik an Bedeutung verlieren könnte, glaubt er nicht. «Durch meine Tätigkeit im Umweltbereich weiss ich, dass das Thema nicht an Dominanz verlieren wird.»

Alle gewählten und nicht gewählten Luzerner Nationalratskandidaten (inkl. Stimmenzahl) in der Übersicht:

Kommentare (0)