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Luzern

Bauern im Kanton Luzern finden kaum Hilfsarbeiter

Der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband schlägt Alarm. Es können derzeit kaum Arbeitskräfte zur Unterstützung von Landwirten rekrutiert werden. Es fehlt nicht nur an Jungbauern, sondern auch an Betriebshelfer aus dem Ausland.
Bauern haben Schwierigkeiten, genügend Betriebshelfer zu finden. (Symbolbild Gaetan Bally/Keystone)

Susanne Balli

Noch hat der Winter uns im Griff. Doch bereits in weniger als einem Monat sind die ersten Frühlingsboten im Anmarsch. Mit der beginnenden Vegetationszeit nimmt die Arbeit der Landwirte zu. Wo Bedarf besteht, sind die Bauern jetzt auf der Suche nach Arbeitskräften.

Doch für viele wird es zunehmend schwierig, geeignete Hilfskräfte zu finden, wie die Bauernzeitung in einer ihrer letzten Ausgaben berichtete. Dies bestätigt Werner Hüsler von der Geschäftsstelle Personaldienstleistungen beim Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband. «Es zeichnet sich eine schwierige Situation ab», sagt er auf Anfrage. «Bereits jetzt haben mehrere Betriebe, die per Mitte Februar einen Mitarbeiter suchen, bei mir angeklopft. Leider musste ich vielen eine Absage erteilen. Wir können derzeit kaum Hilfskräfte rekrutieren», so Hüsler.

Nachbarländern geht es wirtschaftlich besser

Auch im Ausland finden sich laut Hüsler kaum mehr Arbeitskräfte für die Landwirtschaft. Das Problem akzentuiere sich zurzeit besonders, dies auch aufgrund der guten Wirtschaftslage. Vielen Ländern gehe es besser. Polnische Arbeiter würden in Deutschland, näher bei der Heimat, Stellen finden. «Und in der Schweiz stehen wir in direkter Konkurrenz mit weiteren Branchen, die von den Stellensuchenden bevorzugt werden.» Wenn überhaupt, finde man noch Mitarbeitende in Rumänien und Bulgarien. «Doch fehlen uns gerade in diesen Ländern geeignete Kontakte in ländlichen Gebieten. Dort lebt ein grosser Teil der Bevölkerung selbst aus der Landwirtschaft und ist damit eher motiviert, mit Tieren und im Freien zu arbeiten.» Ausserhalb der EU und Efta-Länder, wo das Potenzial deutlich höher wäre, dürfen die Schweizer Bauern keine Arbeitskräfte rekrutieren.

Erst recht schwierig gestaltet sich die Suche nach ausgebildetem Personal auf dem Schweizer Arbeitsmarkt, so Werner Hüsler: «Oft sind es auch Jungbauern, die nach der Ausbildung nicht auf dem Beruf bleiben, um Erfahrungen zu sammeln. Sie suchen sich in anderen Branchen einen Job.» Das Arbeiten in der Landwirtschaft scheint also selbst für gelernte Mitarbeiter nicht genug interessant. «Es fehlt ein positives Berufsmarketing, und selbstkritisch müssen wir auch zur Kenntnis nehmen, dass die Arbeitsbedingungen auf Bauernhöfen für viele zu wenig attraktiv sind.» Auch wenn die internen Lohnstatistiken zeigen, dass oft deutlich höhere Löhne bezahlt werden, als dies die Lohnempfehlungen des Schweizer Bauernverband angeben. Verhindert werden könne der Arbeitskräftemangel dadurch nicht und auch die vom Bund für die Landwirtschaft geforderte Stellenmeldepflicht, bringe keinen Erfolg, nur Mehraufwand.

Gemüsebauern profitieren von gutem Netzwerk

Nicht alle Betriebe sind gleichermassen vom Problem fehlender Arbeitskräfte betroffen. «Gemüsebauern verfügen selber über ein gutes Netzwerk in die Rekrutierungsländer und finden so Lösungen.» Anders sehe das auf Betrieben mit Tierhaltung aus. «Gerade die Arbeit mit Schweinen ist bei vielen ausländischen Arbeitskräften nicht beliebt.» Die Folgen fehlender Arbeitskräfte können für Landwirte gravierend sein. «Denn die Arbeit wird nicht weniger. Fehlt der Mitarbeitende, erhöht sich die Arbeitsbelastung für den Bauern, für die Bauernfamilien. Was für Einzelne in ernsthaften Problemen enden kann. Belastung in der Partnerschaft bis Burn-out können die Folge sein», sagt Hüsler. Er kennt solche Beispiele, auch im Kanton Luzern.

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