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Obwalden

Mammutprojekt des Kollegitheaters Engelberg zum Klosterjubiläum

Auf eigene Art bringt das Kollegitheater Engelberg ein Stück Kloster-, Schul- und Theatergeschichte auf die Bühne.
Die Schüler des Kollegitheaters Engelberg spielen sich selber: In Büchern erforschen sie die Geschichte ihres Klosters. (Bild: Markus L’Hoste)

Marion Wannemacher

900 Jahre Engelberg, daran kommt auch das Kollegitheater in diesem Jahr nicht vorbei. Der Auftrag vom Kloster, zum Jubiläum ein Stück aufzuführen, bescherte der 17-köpfigen Truppe unter Regisseurin Franziska Bachmann Pfister viel Arbeit.

Es galt, historische Quellen der Klostergeschichte zu sichten und sich mit der eigenen Schul- und Theatertradition auseinanderzusetzen. Und die Recherchen in einen Text umzusetzen. «Das war eine Herausforderung», sagt Franziska Bachmann Pfister. Unterstützung erhielt sie durch die ehemaligen Stiftsschülerinnen Johanna Ullrich und Juliana Fernandes. Eine Szene stammt von Schriftsteller und ehemaligem Lehrer Dominik Brun. In dieser erscheint Whoopi Goldberg (Victoria Schenker) auf der Bildfläche, um die Geschichte des Klosters in einem Musical gross herauszubringen.

Collage anstelle von Stationentheater

Am liebsten hätte die Theaterpädagogin ein Stationentheater umgesetzt. Doch die Schüler entschieden sich gegen das wiederholende Spielen gleicher Szenen. Heraus gekommen ist nun eine Collage mit Rahmenhandlung und sehr vielfältigen Elementen.

Die Schüler im Stück inszenieren ein Spiel im Spiel. Sie thematisieren ihren eigenen Auftrag, ein Stück zum Jubiläum umzusetzen. Als Spielort dient der in der Stiftsschule real existierende Aufenthaltsraum im Dachstock. Das Bühnenbild enthält dessen authentische Möbel: die Regale und das Ledersofa. Dort halten sich die Mädels vom Book Club auf und die Buben der Verbindung Angelomontana. Beide gibt es tatsächlich an der Stiftsschule Engelberg, allerdings geschlechterdurchmischt.

Die eigentlichen Bewohner des Dachstocks im Stück aber sind Engel (Anna Perren) und Bengel (Heike Neumann). Sie können alle Aktionen auf der Bühne jederzeit nach Lust und Laune anhalten und kommentieren. Schon von Anbeginn der Kloster-Geschichte hatten beide ihre Finger im Spiel.

Wenn Bengel immer wieder die Fundamente des Klosters in Buochs einreisst und damit Konrad von Sellenbüren (Kevin Ehrler) zur Verzweiflung treibt, führt Engel diesen an den richtigen Ort, wo er endlich sein Kloster gründen kann.

Überraschende Details, welche das Kollegitheater-Ensemble beim Recherchieren der Theatergeschichte herausfand, kommen auch auf der Bühne zur Sprache: So war Macbeth ein beliebtes Stück und wurde 1918, 1936, 1958 und 2015 inszeniert. Die Truppe führt eine Schlüsselszene auf, über dessen Strahlkraft streiten allerdings die Schüler von heute.

Als kurios empfinden sie, dass ganz früher offensichtlich nur Männer Theater spielen durften. So wurde die Antigone sogar in zwei Stücken männlich besetzt. Grund genug für die Truppe, es in der Gegenwart doch endlich einmal mit einer wirklich weiblichen Antigone zu versuchen (Isabel Pfister). Ebenso schaffen es Wilhelm Tell mit der berühmten Schussszene und das Grimm-Märli «der gestiefelte Kater» auf die Bühne. Viele historische Einzelheiten kommen in der Szene von Dominik Brun zur Sprache: Dass früher nicht nur Männer im Kloster lebten, sondern auch Nonnen. Zwei von ihnen wachen leibhaftig aus der Vergangenheit auf. Als Zeitzeugen berichten Schwester Scholastica (Jessica Eugster und Schwester Verena) von Pest, Brand und Umsiedelung des Frauenkonvents nach Sarnen. Sogar ein Tänzchen à la Sister Act legen sie aufs Parkett.

Blick in die Zukunft des ausgestorbenen Klosters

Auch werfen die Schüler einen Blick in die Zukunft: Im Video stellen sie sich vor, dass im Jahr 2040 im Kloster nur noch ein Mönch lebt. Er ist Mönch, Abt, Prior, Novize in einer Person. Mit einem Assoziationsspiel gelingt es der Truppe, Themen von A bis Z mit ins Stück hinein zu nehmen, die viel über den Alltag in Schule und Internat preisgeben. So steht das «A» für Angelomontana, das «B» für Bendictiner, das «O» für Ostern, das «P» fürs Pilgern.

Bleibt noch das «Z» fürs Zusammenräumen. Die Truppe verlässt den Dachstock, zurück bleiben Engel und Bengel mit ihrem philosophierenden Blick auf Engelberg, die Schule und das Kloster.

Premiere Kollegitheater Engelberg: Freitag, 7. Februar, 20 Uhr. Weitere Aufführungen: Samstag, 8. Februar, 20 Uhr; Sonntag, 9. Februar, 17 Uhr. www.stiftsschule-engelberg.ch

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