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Männersuizide aus dem Nichts

Die meisten jungen Männer, die sich mit einer Armeewaffe umbringen, tun dies scheinbar aus dem Nichts. Dies geht aus einer noch unveröffentlichten Dissertation hervor, die der «Zentralschweiz am Sonntag» vorliegt.

Die Studie untersuchte die Suizide im Kanton Luzern zwischen 2002 und 2006. Insgesamt nahmen sich in diesem Zeitraum 256 Personen das Leben, davon 30 mit einer Armeewaffe. 13 dieser 30 Personen waren junge, dienstpflichtige Männer im Alter von 21 bis 35. Von diesen 13 Männern zeigten 10 im Vorfeld des Suizids keinerlei psychische Auffälligkeiten, wie Andreas Frei, leitender Arzt des forensischen Dienstes der Luzerner Psychiatrie, bestätigte. Sie befanden sich weder in Behandlung, noch wäre den nächsten Angehörigen aufgefallen, dass sie suizidgefährdet wären.

Der Luzerner Psychiater Andreas Frei plädiert deshalb dafür, die Ordonnanzwaffe aus präventiven Gründen im Zeughaus zu lagern. «Rechnet man die 13 Armeeschusswaffensuizide der 20- bis 35-Jährigen innert fünf Jahren auf die ganze Schweiz hoch und teilt diese durch fünf, kommt man ziemlich genau auf 50 Armeewaffensuizide in der Gruppe der 20- bis 35-Jährigen pro Jahr», sagt Frei.

Wie viele Suizide mit dem Wegsperren der Armeewaffe verhindert werden könnten, lasse sich nicht abschätzen. «Vielleicht sind es 20 oder 30», sagt Frei. Immerhin habe aber eine Verschärfung des Waffengesetzes in Australien zu einer Reduktion der Suizide bei jungen Männern geführt.

Kurz vor der Abstimmung über die Volksinitiative «Für den Schutz vor Waffengewalt» sehen sich die Befürworter bestätigt. «Die Daten aus dem Kanton Luzern bestätigen das, was wir schon immer gesagt haben. Wir müssen die Armeewaffen wegsperren, damit junge Männer nicht wegen einer Affekthandlung aus dem Leben scheiden», sagte die Zürcher SP-Nationalrätin Chantal Galladé gegenüber der  «Zentralschweiz am Sonntag». 

Für die Luzerner CVP-Nationalrätin Ida Glanzmann, welche die Initiative bekämpft, liefern die neuen Erkenntnisse zu den Suiziden im Kanton Luzern keine Argumente zugunsten des Volsbegehrens, denn: «Damals wurde den Angehörigen der Armee noch die Taschenmunition mit nach Hause gegeben. Dies ist heute nicht mehr der Fall», sagt Glanzmann.

Den ausführlichen Artikel zu diesem Thema finden Sie in der «Zentralschweiz am Sonntag» vom 8. Januar 2011.
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