Lukas Nussbaumer
Von seiner Partei wird er zwar erst am 23. Mai nominiert. Doch die Luzerner SVP wird mit Sicherheit nichts dagegen haben, dass ihr früherer Präsident und aktueller Nationalrat Franz Grüter in den Ständerat will. Grüter bestätigt seine Kandidatur, über die seit langem spekuliert wird, auf Anfrage unserer Zeitung.
Im Visier hat der IT-Unternehmer aus Eich den Sitz der CVP. Diese muss den Rücktritt von Konrad Graber verkraften. Auf das politische Schwergewicht aus Kriens soll die wie Grüter 2015 in den Nationalrat gewählte Stadtluzernerin Andrea Gmür (54-jährig) folgen. Sie wurde von der CVP-Basis am 29. Januar in einer Kampfwahl gegen Parteivizepräsidentin Yvonne Hunkeler und Fraktionschef Ludwig Peyer nominiert.
Die FDP hat die erneute Kandidatur ihres aktuellen Standesvertreters Damian Müller bereits im letzten August vorgenommen. Auch die SP will in die Kleine Kammer – mit Parteipräsident und Kantonsrat David Roth. Offen ist, ob die Grünen und die GLP antreten.
Grüter kandidiert auch wieder für den Nationalrat
Der 55-jährige Grüter sagt, er habe in Bern «dank guter Vernetzung und breiten politischen Allianzen viel bewegen können». Diese Fähigkeiten seien im Ständerat gefragt. Zudem seien Standesvertreter mit unternehmerischem Hintergrund «leider eine Seltenheit geworden». Obwohl er auch wieder als Nationalrat antritt und eine Ständeratskandidatur erfahrungsgemäss zu zusätzlichen Stimmen führt, habe sein Entscheid «keine taktischen Hintergründe».
Als Ständerat möchte Grüter für tiefe Steuern kämpfen, für den Bypass und den Durchgangsbahnhof, aber auch für starke Bildungsinstitutionen, die Sanierung der Altersvorsorge und für Langzeitarbeitslose. Der SVP-Politiker bezeichnet die Chancen, den CVP-Sitz zu holen, als «durchaus realistisch». Ständeratswahlen seien Personenwahlen, da spiele die Parteizugehörigkeit zwar eine Rolle, jedoch eine weniger wichtige als bei den Wahlen in die Grosse Kammer.
Gemeinsames mit Müller, Unterschiede zu Gmür
Die Zusammenarbeit mit FDP-Ständerat Damian Müller empfindet Noch-Nationalrat Grüter als «sehr gut». Der gemeinsame Nenner in der Wirtschafts- und Bildungspolitik sei gross. Die SVP werde mit der FDP mit Sicherheit Gespräche führen, um die gegenseitige Unterstützung zu prüfen.
So gross die Gemeinsamkeiten zwischen Grüter und Müller offenbar sind, so verschieden nimmt der SVP-Mann sich und CVP-Frau Andrea Gmür wahr. Gmür sei vor allem im Bildungsbereich aktiv, er gelte als Mann der Wirtschaft. Gmür stamme aus dem Toggenburg und sei mit Wohnsitz in der Stadt Luzern urban geprägt, er dagegen gelte als in der CVP-Hochburg Ruswil aufgewachsener als Ur-Luzerner.
SVP-Angriffe auf Sitz im «Stöckli» bis jetzt chancenlos
Kommt es tatsächlich zu einer Allianz zwischen dem bisherigen FDP-Ständeherr und dem neu antretenden SVP-Anwärter, käme dies im Kanton Luzern einem Novum gleich. Bis jetzt gab es diese «Päckli» jeweils nur zwischen der CVP und der FDP. So auch 2015, als die beiden Mitteparteien ihre Kandidaten Konrad Graber und Damian Müller gegenseitig unterstützten.
So bekannt Grüter mittlerweile ist und so stark er sich von CVP-Kandidatin Andrea Gmür abheben kann: Ein Luzerner SVP-Standesvertreter wäre genauso eine Premiere wie der Schulterschluss zwischen den Freisinnigen und der Volkspartei. Vor vier Jahren scheiterte die prominente SVP-Nationalrätin Yvette Estermann hochkant, vor acht Jahren Kantonsrat Fredy Zwimpfer, und 2007 ging es dem damaligen Nationalrat Josef Kunz genauso.