Lukas Nussbaumer
Kommt es im Kanton Luzern am 17. November zu einem zweiten Wahlgang um den zweiten Sitz im Ständerat? Beantwortet wird diese Frage am Donnerstag um 12 Uhr – dann ist Listeneingabeschluss.
Die Hürde des absoluten Mehrs bereits im ersten Wahlgang übersprungen hat der FDP-Bisherige Damian Müller. Auf den weiteren Plätzen folgten Andrea Gmür (CVP), Franz Grüter (SVP), Monique Frey (Grüne), David Roth (SP), Michèle Graber (GLP) und der parteilose Florian Studer. Offiziell zurückgezogen hat ihre Kandidatur bis jetzt nur Graber, wie sie gegenüber unserer Zeitung sagt.
Linke dürften sich auf Frau einigen, Mitte steht hinter Andrea Gmür
Deshalb und basierend auf Aussagen von Parteiexponenten, spricht aktuell mehr für eine zweite Runde als für eine stille Wahl. Sehr wahrscheinlich ist zudem, dass sich SP und Grüne auf einen Kandidaten einigen werden. Das dürfte wohl Monique Frey sein, die leicht mehr Stimmen holte als David Roth.
Ausser Frage steht die Kandidatur von der als Nationalrätin bestätigten CVP-Frau Andrea Gmür. Sie wird sowohl vom Vorstand der eigenen Partei als auch von der FDP-Spitze zur Wahl empfohlen, wie am Montagabend beschlossen wurde.
Offenes Rennen – drei etwa gleich starke Lager
Tritt die vereinigte Linke ebenfalls an, ist die Chance sehr hoch, dass auch SVP-Mann Franz Grüter erneut ins Rennen steigt. Denn nur so hat er Wahlchancen – aus folgendem Grund: Die Wählerpotenziale im Dreikampf zwischen Gmür, Grüter und der linken Kandidatin sind grob gerechnet gleichmässig verteilt.
Die CVP erreicht selber etwa 25 Prozent, dazu kommen Stimmen aus dem FDP-Lager, das nach der Wiederwahl von Damian Müller nicht mehr besonders aktiv sein dürfte. Ebenfalls auf rund einen Drittel Wähleranteil kommt Grüter – dank seiner Partei und freisinnigen Sympathisanten für seine wirtschaftsfreundliche Politik. Auch Grüne, SP und GLP erreichen einen Wähleranteil von etwa 33 Prozent, wie das Ergebnis der Nationalratswahlen zeigt. Gmür, Grüter und Frey im zweiten Wahlgang – das würde also ein offenes Rennen bedeuten.
Option: Konzentration auf Gemeindewahlen vom Frühjahr 2020
Anders ist die Ausgangslage für Grüter, wenn die Linke auf eine Kandidatur verzichtet. Dann würden diese Stimmen sicher nicht zu Grüter gehen, sondern zu Gmür, deren Wahl damit fast sicher wäre. Franz Grüter sagt denn auch:
«Ich bin bereit anzutreten, wenn meine Partei dahinter steht. Verzichtet die Linke, wäre es wohl klüger, unsere Kräfte zu schonen.»
Über diese Option – eine Konzentration auf die Gemeindewahlen vom Frühjahr und deshalb einen Rückzug vom Ständeratswahlkampf – denkt auch die Linke nach, wie Grüne-Präsident Maurus Frey bestätigt. Gleichzeitig sagt er: «Stille Wahlen sind nicht um jeden Preis erstrebenswert. Und wir haben tatsächlich eine Chance.»
FDP-Präsident würde stille Wahlen bevorzugen
Das sieht FDP-Präsident Markus Zenklusen anders. Für ihn würde es Sinn machen, auf einen zweiten Wahlgang zu verzichten. «Das Luzerner Volk hat klar zum Ausdruck gebracht, dass es Damian Müller und Andrea Gmür im Ständerat will.» Die Kosten von gegen 200000 Franken, die Kanton und Gemeinden für einen zweiten Wahlgang aufwenden müssten, könnten seiner Meinung nach eingespart werden.
Das wiederum sieht SP-Präsident David Roth anders: «Demokratie darf etwas kosten.» Wie Maurus Frey kann er beiden Szenarien – Antreten mit einer linken Kandidatur und Verzicht – etwas abgewinnen.
CVP und FDP werden am Dienstagabend mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Andrea Gmür zur Wahl empfehlen. Gleichzeitig befinden die Delegierten von SVP und SP über ihre Strategien. Erst am Mittwoch entscheiden die Mitglieder der Grünen.