Lukas Nussbaumer
Der Luzerner CVP läufts im Moment ausserordentlich rund. Sie verteidigte am Sonntag ihre drei Nationalratssitze, löste die SVP wieder als wählerstärkste Partei ab, erzielte mit Ständeratskandidatin Andrea Gmür ein bemerkenswert gutes Resultat – und kann seit Dienstagabend den Champagner kalt stellen für ebendiese Andrea Gmür.
Die Stadtluzerner Nationalrätin dürfte künftig nämlich den Ständeratssitz ihres Parteikollegen Konrad Graber einnehmen, weil sich das restliche Kandidatenfeld am Dienstag zurückgezogen hat. Definitiv anstossen kann die CVP allerdings erst am Donnerstagmittag – dann läuft die Eingabefrist für den zweiten Wahlgang ab.
Gmür wäre im Falle eines Falles «top motiviert»
Die 55-jährige Stadtluzernerin Andrea Gmür zeigte sich am Dienstagabend erleichtert über den Verzicht von SP, SVP und Grünen, wie sie am Vorabend auf Anfrage sagte. «Ich habe das gehofft und würde mich ausserordentlich freuen, wenn ich in stiller Wahl Ständerätin werde.» Vor den 220 CVP-Delegierten in Ermensee sagte die ehemalige Gymilehrerin dann noch, vorausschauend auf Unvorhergesehenes: «Kommt es doch zu einem zweiten Wahlgang, würde ich top motiviert antreten.»
CVP erhält mit Priska Wismer eine neue Nationalrätin
Dank Gmürs Wechsel von der Grossen in die Kleine Kammer erhält die CVP mit Priska Wismer eine neue Nationalrätin. Die Kantonsrätin aus Rickenbach erzielte am Sonntag auf der CVP-Liste das viertbeste Resultat. Auch ihr bedeutete der Dienstag viel – doch der beste kommt erst: «Heute feiere ich noch nicht, aber hoffentlich am Donnerstag.»
Dass die CVP nur zwei Tage nach den Nationalratswahlen erneut derart freuen konnte, hat sie vorab den Grünen und der SP zu verdanken. Sie bewogen mit dem Rückzug ihrer Kandidaten Monique Frey und David Roth die SVP, das Gleiche zu tun und Franz Grüter aus dem Rennen zu nehmen.
Grüne verhindern mit Rückzug mögliche Wahl von SVP-Mann
Laut Monique Frey wäre ein zweiter Wahlgang für die Grünen schwierig zu gewinnen gewesen und hätte gleichzeitig das Risiko beinhaltet, dass SVP-Mann Franz Grüter gewählt wird. «Das wäre nicht in unserem Sinn. Ausserdem braucht Luzern auf jeden Fall eine Frau im Ständerat.» Mit ihrem Rückzug ebnet die Chefin der Grünen Kantonsratsfraktion ihrer ehemaligen Ratskollegin Andrea Gmür also den Weg ins Stöckli. Ganz definitiv ist der Verzicht der Grünen allerdings noch nicht: Die Parteibasis entscheidet heute Abend über den Antrag des Vorstands, am zweiten Wahlgang nicht teilzunehmen.
Anders ist das bei SP und SVP. Ihre Delegierten haben am Dienstagabend die Anträge ihrer Parteispitzen, auf einen zweiten Wahlgang zu verzichten, gutgeheissen. SP-Präsident David Roth bestätigte den Rückzug seiner Kandidatur gegenüber unserer Zeitung bereits am frühen Dienstagnachmittag, SVP-Nationalrat Franz Grüter nach Absprache mit der Parteileitung kurz vor Beginn der Delegiertenversammlung in Zell. Definitiv ist auch der Rückzug des parteilosen Florian Studer, wie er auf Anfrage sagte. Bereits am Montag gab GLP-Kandidatin Michèle Graber ihren Verzicht bekannt.
David Roth machte im ersten Wahlgang 29'668 Stimmen, CVP-Kandidatin Andrea Gmür kam auf 54’861Stimmen, Franz Grüter (SVP) auf 38’358 Stimmen und Monique Frey (Grüne) auf 30’322. Das absolute Mehr von 65'476 Stimmen übertraf als einziger der bisherige FDP-Ständerat Damian Müller. Er kam auf 65'784 Stimmen.