Beatrice Vogel
Zwei Jahre nur hat es Urs Achermann als Stadtschreiber in Luzern ausgehalten. Das ist aussergewöhnlich kurz: Stadt- und Gemeindeschreiber bleiben oft Jahre, wenn nicht Jahrzehnte im Amt. Achermanns Vorgänger Toni Göpfert war ganze 27 Jahre Stadtschreiber Luzerns.
Doch offenbar hat es Achermann nicht besonders gefallen bei der Stadtverwaltung: Er hat per Ende November gekündigt. «Seine Erwartungen an die Gestaltungsmöglichkeiten und die Vorstellungen über die Amtsführung haben sich nicht im gewünschten Umfang umsetzen lassen», schreibt der Stadtrat in seiner Medienmitteilung. Und:
«Unter diesen Umständen konnte er sein Amt nicht seinen Ansprüchen entsprechend ausüben.»
Inwiefern die Erwartungen enttäuscht wurden und die Vorstellungen auseinander gingen, darüber wird nicht öffentlich informiert. Urs Achermann selbst nimmt keine Stellung, Auskunft gibt nur Stadtpräsident Beat Züsli (SP). «Oft zeigt sich erst einige Zeit nach Stellenantritt, wie die Aufgaben konkret gestaltet sind. Das ist ein normaler Prozess», begründet er. Bereits im Stelleninserat von 2016 war auffällig, dass es wenig Spielraum für eine individuelle Gestaltung der Stelle liess. Man habe in der Ausschreibung nichts Falsches versprochen, so Züsli.
«Achermann war eine gute Wahl»
«Wir sind nach wie vor überzeugt, dass Urs Achermann eine gute Wahl für die Stelle war. Seine Kündigung bedauern wir sehr», so Züsli weiter. «Ich persönlich habe sehr gut mit ihm zusammen gearbeitet.» Auch die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern habe gut funktioniert. Dass die Spuren, die Toni Göpfert hinterlassen hat, womöglich zu tief waren für den 49-Jährigen, um die vorgegebenen Strukturen und Abläufe zu ändern, glaubt Beat Züsli nicht: «Natürlich war es ein grosser Wechsel, doch die Übergabe ist sehr gut verlaufen.» Trotzdem werde man sich Gedanken zur Organisation der Stadtkanzlei machen, aber erst, wenn die neue Stadtschreiberin oder der neue Stadtschreiber gewählt ist.
Nun muss die Stadt eine neue Person finden, welche die Stadtkanzlei mit 38 Mitarbeitern leitet, in jeder Stadtrats- und Parlamentssitzung in beratender Funktion dabei ist, Geschäfte vor- und nachbereitet, amtliche Beglaubigungen macht und in verschiedenen Arbeitsgruppen mitarbeitet. Das Stelleninserat kann der Stadtrat praktisch eins zu eins wiederverwenden. «Im Grundsatz ist die Stellenausschreibung noch immer richtig, allenfalls werden wir in der Gewichtung kleinere Anpassungen machen», so Züsli. Gegenüber dem bisherigen Profil seien keine zusätzlichen Aufgaben im Bereich des Strategiemanagements angedacht – Aufgaben, für die der Stadtrat einst eine eigene Stelle schaffen wollte. Die Stelle des Stadtschreibers wird in den nächsten Tagen öffentlich ausgeschrieben. Züsli geht davon aus, dass es eine Lücke von einigen Monaten geben wird zwischen Achermanns Weggang und dem Antritt des neuen Stadtschreibers.
Er beginnt schon im Dezember bei den Reformierten
Urs Achermann übernimmt per 1. Dezember die Leitung der Geschäftsstelle der Evangelisch-Reformierten Kirche des Kantons Luzern. Diese Funktion wurde vom Synodalrat im Zuge der Reorganisation der Landeskirche geschaffen. So wurde der Synodalrat von sieben auf fünf Mitglieder verkleinert. Gleichzeitig gibt er operative Aufgaben an die Geschäftsstelle ab, welche die Leitung über die vier Abteilungen Administration, Kommunikation, Finanzen und ökumenische Zusammenarbeit innehat.
Laut Synodalratspräsidentin Ursula Stämmer-Horst wird Achermann bei der reformierten Kirche ähnliche Aufgaben haben, wie jetzt bei der Stadt: einerseits als Kirchenschreiber andererseits als Geschäftsstellenleiter. «Er wird zudem einen wichtigen Part im Aufbau der neuen Organisation übernehmen», so Stämmer und ergänzt: «Wir können von seiner Erfahrung profitieren und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.» Die ehemalige Stadträtin (SP) betont zudem, dass Urs Achermann sich von sich aus auf die Stelle beworben hat. Sie habe im Vorfeld der Ausschreibung diesbezüglich keinen Kontakt zu ihm gehabt.