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Luzern

Luzerner Stadtrat streicht Sonntagsverkäufe – und stösst damit auf Unverständnis

Dass die Geschäfte in der Stadt Luzern am 13. und 20. Dezember nicht öffnen dürfen, kommt beim Gewerbe schlecht an. Andere Gemeinden warten lieber auf den Bundesrat, als mit Luzern mitzuziehen.
Das Weihnachtsgeschäft ist für den Detailhandel besonders wichtig. (Bild: Manuela Jans-Koch)

Beatrice Vogel

Jetzt auch noch die Sonntagsverkäufe: Der Stadtrat hat entschieden, dass die Geschäfte in der Stadt Luzern am 13. und 20. Dezember zu bleiben. Auch die an diesen Daten geplanten Handwerkermärkte auf dem Weinmarkt sind abgesagt. Einzig der Christbaummarkt am Schweizerhofquai ist am 20. Dezember offen.

Grund für die Streichung der Sonntagsverkäufe sind die anhaltend hohen, in der Tendenz steigenden Coronafallzahlen im Kanton Luzern. «Der Stadtrat ist in grosser Sorge, dass sich die Situation vor und über die Festtage weiter zuspitzen könnte. Er will alles dafür tun, um die Risikogruppen zu schützen und die Gesundheitsinstitutionen möglichst vor Kapazitätsengpässen zu bewahren», schreibt der Stadtrat in einer Mitteilung vom Donnerstag. Die Änderung der Verordnung über die Schliessungszeiten der Verkaufsgeschäfte tritt per 12. Dezember in Kraft.

Die Massnahme ist komplett gegensätzlich zu jener im Frühling, als die Ladenöffnungszeiten gar verlängert wurden, um Dichtestress vorzubeugen. «Der Sonntagsverkauf hat einen anderen Charakter als die regulären Verkaufstage», begründet Stadtpräsident Beat Züsli (SP). «Die Sonntagsverkäufe im Dezember sind ein Event und Anlass zur Begegnung.» Die Stadt als regionales Zentrum sei dafür ein Anziehungspunkt.

«Es muss aber vermieden werden, dass sich Leute aus der weiteren Region in der Stadt Luzern treffen und damit das Ansteckungsrisiko erhöhen.»

Betroffen ist bereits der bevorstehende Sonntag. «Deshalb wollten wir möglichst früh informieren, um dem Detailhandel mehr Zeit zu geben, zu adaptieren, und nicht den Bundesratsentscheid vom Freitag abwarten», sagt Züsli. Der Stadtrat hoffe, dass andere Gemeinden und Städte den Sonntagsverkauf ebenfalls absagen, damit es zu möglichst wenigen Verlagerungen kommt.

Bevölkerung soll trotzdem lokal einkaufen

«Wir sind uns bewusst, dass der Entscheid nicht bei allen Beteiligten auf Anklang stossen wird.» Der stationäre Detailhandel erwirtschaftet einen massgeblichen Teil des Umsatzes mit dem Weihnachtsgeschäft. Deshalb bittet der Stadtrat die Bevölkerung, weiterhin die lokalen Geschäfte zu unterstützen, aber die Einkäufe unter der Woche zu erledigen, «am besten zu Zeiten, in denen wenig los ist», so Züsli.

Dass die Stadtluzerner lokal einkaufen und das Gewerbe nicht im Stich lassen, hofft auch Josef Williner. Der Präsident der City Vereinigung Luzern kann «das Vorpreschen des Stadtrats überhaupt nicht nachvollziehen». Der Kanton Luzern sei bis jetzt gut durch die Coronakrise gekommen, die Geschäfte hätten alle Massnahmen umgesetzt und laufend adaptiert. Der Detailhandel sei nicht der Hotspot bezüglich Ansteckungen, weshalb der Entscheid unverständlich sei. «Diese Massnahme des Stadtrats schürt die Existenzängste der Gewerbetreibenden und ihrer Mitarbeitenden», so Williner, und ergänzt:

«Um Menschenansammlungen zu vermeiden, müssten die Öffnungszeiten erweitert und nicht einschränkt werden.»

Die Konsumentinnen und Konsumenten werden einfach ausweichen, sei es in die umliegenden Shoppingcenter oder nach Nidwalden und Zug, ist Williner überzeugt. «Der stationäre Detailhandel in unserer Stadt wird geschwächt und der Onlinehandel noch zunehmen.»

City Vereinigung fordert finanzielle Unterstützung

Die Streichung der Sonntagsverkäufe sei für die Geschäfte gravierend: «Das Weihnachtsgeschäft macht rund 30 Prozent ihres Jahresumsatzes aus, die beiden Sonntage sind dabei sehr wichtig.» Nach dem sehr schlechten November sei das Weihnachtsgeschäft umso bedeutsamer. Williner stellt deshalb eine klare Forderung an die Politik: «Sie kann nicht nur verbieten, sondern muss auch finanzielle Unterstützung gewährleisten.»

Auf die Mitteilung des Stadtrats umgehend reagiert hat die SVP Stadt Luzern – mit «grossem Unverständnis». Dass der Stadtrat einem allfälligen Bundesratsbeschluss vorgreife, sei erstaunlich, und ebenso, dass bereits bewilligte Verkaufstage gestrichen werden. Zudem gibt die SVP in ihrer Mitteilung zu bedenken: «Dass die Stadt Luzern auf kommunaler Ebene allenfalls einen Sonderzug fährt, indem die Sonntagsverkäufe gestrichen werden, könnte sich mit finanziellen Forderungen gegenüber der Stadt als Bumerang erweisen.» Schliesslich hätten die Geschäfte Schutzkonzepte umgesetzt, «die weniger Verkauf ermöglichen, Ressourcen gebunden haben und für die Detaillisten Kosten verursachten».

Andere Gemeinden warten ab

Luzern steht aktuell mit der Massnahme fast allein da. Einzig in der Stadt Zug laufen ebenfalls entsprechende Überlegungen, wie Kommunikationschef Dieter Müller sagt. «Allerdings ist bei diesen Fragen der Kanton massgebend. Zusammen mit dem Kanton Zug warten wir gespannt auf die Entscheidungen des Bundesrats vom Freitag.»

Auf den Bundesrat warten auch Kriens, Sursee und Ebikon, wie es dort auf Anfrage heisst. «Ein Vorpreschen auf kommunaler Ebene in dieser Frage erachten wir als nicht zielführend. Schliesslich hängt die Wirksamkeit dieser Massnahme unmittelbar damit zusammen, wie konsequent und flächendeckend diese umgesetzt wird», sagt Roland Beyeler, Sprecher der Gemeinde Ebikon.

Auch Emmen will die Sonntagsverkäufe nach wie vor erlauben, sofern der Bundesrat nichts anderes beschliesst. «Das Verhalten am Sonntagsverkauf vom 13. Dezember wird aber beobachtet», sagt Marco Lötscher, Leiter Pandemieteam Gemeinde Emmen: «Allfällige Anpassungen für den zweiten Sonntagsverkauf werden mit den entsprechenden Betrieben direkt angeschaut.»

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