(zgc) Ungefähr auf Höhe des Schiffrestaurants Wilhelm Tell, neben der Confiserie Bachmann, bei der Bushaltestelle Luzernerhof, steht eine 100-jährige Linde. Diese ist circa 20 Meter hoch und, wie die Stadt Luzern in einer Mitteilung schreibt, «schon seit längerem in einem bedenklichen Zustand». Das Ende sei absehbar, die Linde zu fällen und zu ersetzen jedoch keine Option. Deswegen wird nun versucht, sie mit diversen Massnahmen wieder aufblühen zu lassen.
Der Hintergrund: Vor etwa zehn Jahren fanden unter anderem im Wurzelbereich dieser Linde umfangreiche Bauarbeiten an Werkleitungen statt. Dabei wurden grosse Teile des damals noch offenen, für Bäume gut geeigneten Bodens entfernt. Stattdessen wurde über den Wurzeln ein Kies-/Mergelplatz erstellt. Eigentlich wollte man damals den Standort des Baumes und seine Erscheinung betonen – was sich nun als nachteilig herausstellt. Aktuell hat die Linde zu wenig Erde, Bodenluft und Regenwasser. Deshalb weist sie von Jahr zu Jahr markant weniger Blätter auf. Zudem macht ihr ein Pilzbefall in der Baumkrone zu schaffen.
Bis ein Ersatzbaum dieselben Leistungen erbrächte, würde es über 50 Jahre dauern
Am Donnerstag haben deshalb Arbeiter der Stadtgärtnerei mit Massnahmen zum Erhalt des Baumes ergriffen. Der Boden um den Stamm wird aufgelockert und eine dünne Schicht Kompost aufgelegt und eingearbeitet. Anschliessend werden Gräben, die vom Baumstamm wegführen, ausgehoben. In diesen Gräben sollen sich neue Baumwurzeln ideal entwickeln können. Die Gräben werden mit Baumsubstrat gefüllt. Der ganze Bereich um den Stamm wird abschliessend mit einer etwa zehn Zentimeter dicken Mulchschicht aus Holzschnitzeln überdeckt. Diese neue Technik nennt sich «Radical Trenching» und kommt in Luzern erstmals zum Einsatz.
Laut Medienmitteilung gibt es für die Rettungsaktion gute Gründe: Grosse Bäume erbringen einen enormen Nutzen für die Umwelt und Bevölkerung – sie produzieren viel Sauerstoff, binden Kohlendioxid (CO2), halten Feinstaub fest, liefern Schatten, fangen das Regenwasser auf und verdunsten es wieder. Bis ein neu gepflanzter Baum dieselben Leistungen erbringt wie die Linde, dauert es mindestens 50 Jahre. Zudem hat die 100-jährige Linde noch ein langes Leben vor sich: Linden können bis zu 1000 Jahre alt werden.
Die nächsten vier Jahre werden zeigen, ob die Massnahmen nützen. Mit einer Software können die Ökosystemleistungen von Stadtbäumen zuverlässig bewertet werden. Für die Linde wird in den vier Versuchsjahren für jedes Jahr eine neue Bewertung durchgeführt. Die Ergebnisse der Auswertungen werden vor Ort auf Plakaten sowie online veröffentlicht. Somit kann auch die Bevölkerung die Entwicklung des Baums mitverfolgen. Nach den vier Jahren wird Bilanz gezogen und über das weitere Vorgehen entschieden. Die Arbeiten kosten rund 15'000 Franken.
Der Bereich um den Baum muss sowohl während der Massnahmen zur Rettung der Linde als auch danach abgesperrt werden. Die Arbeiten beginnen am Donnerstag und dauern bis zum 31. Mai 2021.