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Virtuelle Realität

Luzerner Sängerin lädt zu Auftritten im Metaversum – während des Konzerts muss sie dort auch chatten

Alma Cilurzo hat in der digitalen Parallelwelt ihre neue Single vorgestellt. Sie sieht positive Aspekte, ein richtiges Konzerterlebnis könne so aber nicht ersetzt werden.

Der Auftritt von Alma Cilurzo im Metaverse.
Bild: Screenshot: Decentraland

Da huscht ein breitnasiges Einhorn über die Tanzfläche und kollidiert um ein Haar mit jubelnden Habanero-Chilis. Ein übermütiger Avatar aktiviert seine lodernden Engelsflügel und tänzelt Richtung Bühne. Wo sind wir? Genau, im Metaversum, einer digitalen Parallelwelt. «Wir befinden uns in der Community der ‹Rocking Uniquehorns›, im ‹Decentraland›, einer der vielen Event-Plattformen im Mataversum», sagt Alma Cilurzo und zeigt auf den Bildschirm ihres Laptops.

Im Bandraum des Decentraland feierte die Luzerner Sängerin Mitte August im Rahmen eines virtuellen Konzerts die Auskopplung ihrer neusten Single «We don’t need to feel lonely». Sie ist die erste Frau in der Schweiz, die auf dieser Plattform einen Gig spielte. Knapp zwei Stunden lang performte Cilurzo ihre eigenen Songs, Jazz-Covers und Pop-Klassiker.

Virtuelle und physische Realität werden verknüpft

Sängerin Alma Cilurzo.
Bild: Bild: PD

«Für mich ist Musik ein Band, das Menschen zusammenführt», sagt die 36-Jährige. In der heutigen Zeit, in der viele Musiker ihre Songs in ihren Heimstudios produzieren, werde das Metaversum zu einer Art Portal:

«Es verknüpft die virtuelle und physische Realität in einem gemeinsamen digitalen Raum miteinander.»

Etwas ungewohnt ist es dennoch, ihrem Auftritt auf dem Bildschirm im Metaversum rückblickend zuzusehen. Allerdings nicht aufgrund ihrer Performance. Ihr Auftritt und die musikalische Begleitung von Organist Ernst Halter werden als Livestream auf die Leinwand des Bandraums projiziert.

Chatten während des Konzerts

Im Gegensatz zur realen Welt gibt es im Decentraland noch ein paar Extra-Aufgaben, die anfallen: «Die Avatare schreiben mir Nachrichten im Chat während des Konzerts, schicken Selfies, ich schreibe zurück, moderiere und performe», erklärt Cilurzo. Die Interaktion mit den Besuchenden ist eine Form von parasozialem Marketing, schliesslich soll das Metaversum das Gefühl vermitteln, dass wir nicht von aussen zuschauen, sondern uns jederzeit mittendrin befinden in der dreidimensionalen, virtuellen Welt. Dabei weiss niemand wirklich, wer sich hinter den Einhörnern und Avataren mit lodernden Engelsflügeln versteckt. Und trotzdem sagt sie:

«Ich habe Fans gewonnen, konnte neue Freundschaften schliessen und habe echte Beziehungen zu Menschen aufgebaut.»

Es seien Leute zum Konzert gekommen, die sie vorher nicht gekannt haben, «denn in dieser Umgebung treffen sich viele Gleichgesinnte, die sich auf derselben musikalischen Reise befinden», sagt Cilurzo. Konzertbesuchende haben die Möglichkeit, sich als Gast einzuloggen und benötigen dafür keine Kryptowährung. Wer die Performenden unterstützen will, kann Einhorn-NFT (steht für Non-Fungible-Tokens, digitale Unikate) erwerben, die an der Wand des Bandraums hängen oder die Songs direkt als NFT kaufen. «Die Kunstschaffenden stehen auf dieser Plattform im Mittelpunkt», so Cilurzo. «10 Prozent des Erlöses gehen dabei direkt an mich, 90 Prozent werden zurückinvestiert in die Infrastruktur und Events.»

Blick in die digitale Event-Plattform. Links an der Wand sind die Einhorn-NFT zu sehen.
Bild: Screenshot: Decentraland

Der direkte Augenkontakt und die physische Nähe zum Publikum kann bis jetzt aber noch kein Metaversum ersetzen.

«Ich habe die direkte Verbindung zu den Menschen während meines Auftritts vermisst,»

sagt Cilurzo abschliessend. Für die Zukunft hat sie sich die althergebrachten Livekonzerte genauso deutlich auf die Fahne geschrieben wie innovativ-virtuelle Events. Die breitmauligen Einhörner und Habanero-Chilis dürfen also bald wieder feiern.

Weiteres Konzert: 12. Oktober, 20.00 Uhr Schweizer Zeit, Rocking Unicorns/ Decentraland www.decentraland.org

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