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Luzern

Luzerner Regierung verteidigt den Chindsgi-Start im Februar

Aufgrund der geringen Nachfrage des halbjährlichen Kindergarteneintritts stellt die GLP dessen Kosten-Nutzen-Verhältnis in Frage. Für die Luzerner Regierung sind aber gerade die tiefen Zahlen mit ein Argument dafür, am Angebot festzuhalten. Zumindest vorerst.
Je reifer ein Kind, desto früher wird der Chindsgi ein Thema. (Symbolbild: Jakob Ineichen, 16. Februar 2016)

Evelyne Fischer

«Ich habe Bedenken, dass Eltern ein Kind teils ab Februar in den Kindergarten schicken, um einen teuren Platz in einer Kindertagesstätte oder einer Spielgruppe zu sparen.» Der halbjährliche Eintritt in den Chindsgi oder in die Basisstufe ist der Stadtluzernerin Claudia Huser Barmettler ein Dorn im Auge. 2015 verfasste die GLP-Kantonsrätin dazu eine Anfrage, vor einem Jahr folgte das Postulat mit der Bitte, die Erfahrungen des halbjährlichen Eintritts zu untersuchen «und das Obligatorium dieses Angebots gegebenenfalls anzupassen». Huser erhielt über die GLP hinaus Support: SP-Kantonsräte, ein Grüner sowie je eine Vertreterin von CVP und FDP waren unter den Mitunterzeichnern.

Huser ortet Probleme in pädagogischer Hinsicht, wenn sich die Kinderschar jedes Semester ändert. Auch provoziere der halbjährliche Eintritt «Planungsunsicherheit» bei den Gemeinden. Um für zusätzliche Kinder gerüstet zu sein, könne eine Klasse im ersten Semester nicht ausgelastet werden. «Dies führt offensichtlich zu höheren Kosten», schreibt Huser und verweist auf einen Artikel unserer Zeitung über die Schule Dagmersellen, die erst auf Druck des Kantons den Halbjahreseintritt ins Konzept aufgenommen hat.

Regierung will erst in einigen Jahren überprüfen

Aus der Antwort der Luzerner Regierung, die nun vorliegt, wird deutlich: Auch das Bildungs- und Kulturdepartement verfolgt die Entwicklung beim halbjährlichen Eintritt und spricht sich für die Erheblicherklärung des Postulats und somit für eine Überprüfung aus. Diese soll aber erst «in zwei bis drei Jahren» im Zuge der Evaluation des Zweijahreskindergartens erfolgen, der seit dem Schuljahr 2016/2017 in allen Luzerner Gemeinden ein Pflichtangebot ist.

Wie Abklärungen ergaben, ist laut Regierung «in keiner Gemeinde eine überdurchschnittliche Eintrittszahl festzustellen». Von den 6322 Kindern, die im Schuljahr 2017/18 den Kindergarten besuchten, traten 196 bereits im Februar 2017 ein. Dies entspricht rund 3 Prozent. Hinzu kamen 45 Kinder, die dann in die Basisstufe einstiegen. Höher lag die Quote im Vorjahr wegen des neuen Zweijahreskindergarten-Obligatoriums.

«Aufgrund dieser Entwicklung kann nicht von einem Trend gesprochen werden, dass die Eltern ihre Kinder statt in die kostenpflichtige Spielgruppe frühzeitig in den Kindergarten schicken», heisst es in der Vorstossantwort.

Die Regierung spricht sich klar für den flexiblen Eintritt aus. Zwischen drei und fünf Jahren würden sich Kinder unterschiedlich entwickeln, innert Kürze seien grosse Sprünge möglich. «Dies trifft nicht nur für Kinder zu, die frühzeitig in den Kindergarten eintreten möchten, sondern auch für diejenigen, für welche die Eltern aufgrund einer verzögerten Entwicklung eine Rückstellung beantragt haben.» Doch die Regierung räumt ein, die Anmeldefrist im Januar für den Eintritt im darauffolgenden Jahr möge zwecks Planung «früh erscheinen». Postulantin Huser sagt dazu: «Für Eltern ist es fast unmöglich, über ein Jahr im Voraus die Fortschritte des Kindes abzuschätzen.»

Für Wechsel in der Klasse sorgen auch Umzüge

Die Regierung teilt Husers Sorge in puncto Gruppenkonstanz, sagt aber auch: Für einen Wechsel können ebenso Zu- und Wegzüge sorgen. Solche Fluktuationen liessen sich auffangen, da die Klassen meist ohnehin «nicht voll ausgelastet» seien. In Zahlen ausgedrückt: Im Schnitt umfasste ein Kindergarten in den letzten Jahren 18 Kinder, zulässig wären 22.

Kantonsrätin Huser ist froh, soll ihr Postulat überwiesen werden: «Ich werde genau hinschauen, wie die Evaluation erfolgt.» Doch dass die Regierung wegen tiefer Zahlen vorerst zuwarten will, ärgert sie. «Eine Gruppe kann sich wohl wegen Umzügen ändern, ihre Konstanz muss aber nicht durch zusätzliche Eintritte erschwert werden.» Zahlen hin oder her: Sie höre regelmässig Kitas und Spielgruppen über finanzielle Einbussen klagen.

«Es gibt in unserer ländlichen Gemeinde wenige, die sagen: Wir brauchen einen Gratis-Kinderhort.»

Thomas Graber, Gesamtschulleiter Dagmersellen

Übrigens: In Dagmersellen ist der halbjährliche Eintritt seit dem letzten Schuljahr offiziell möglich – auch die Anforderungen an die Reife des Kindes sind gesenkt worden. «Trotzdem gab es seither noch nie ein Gesuch», so Gesamtschulleiter Thomas Graber. Generell werde das angebotene erste, freiwillige Kindergartenjahr kaum genutzt. «In unserer ländlichen Gemeinde organisieren Eltern die Betreuung innerhalb der Familie oder der Nachbarschaft. Überspitzt gesagt: Es gibt wenige, die sagen: Wir brauchen einen Gratis-Kinderhort.»

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