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Luzern

Luzerner Projekt mit betreuten Arbeitsplätzen: Neu auch auf dem Land – und für Handwerker

Der Luzerner Verein «GastArt» will Menschen in schwierigen Situationen beim Wiedereinstieg ins Berufsleben helfen – und zwar auf der Landschaft. Neu ist zudem: Nicht nur im Gastrobereich soll es betreute Arbeitsplätze geben.

In der Stadt und Agglomeration kennt man solche Angebote bestens: Wer wegen psychischer oder physischer Probleme nicht auf dem Arbeitsmarkt bestehen kann, dem bieten Institutionen wie die Restaurants Libelle in Luzern und Sonnenberg in Kriens ein Sprungbrett, um wieder Fuss zu fassen. Davon profitieren Personen in allen Lebenslagen: Der Jugendliche, der auf die schiefe Bahn geraten ist, der Alkoholabhängige, der einen Neustart wagen will, oder das Kadermitglied, das ein Burn-out hatte.

Nur: Solche Projekte gibt es auf dem Land kaum. Die Betroffenen müssen teils lange Wege zu ihrem Arbeitsort zurücklegen. Das alleine kann schon viel Stress bedeuten.

15 bis 20 betreute Arbeitsplätze mitten in Ettiswil

Der Luzerner Non-Profit-Verein «GastArt» will das ändern. Im Sommer sollen im derzeit leer stehenden Gasthof Schwert mitten in Ettiswil 15 bis 20 Arbeitsplätze für Menschen in schwieriger Lebensphase entstehen.

Im vierstöckigen Gebäude soll weiterhin ein Gastrobetrieb geführt werden – aber nicht nur. Weitere Standbeine sind ein Markplatz für regionale Food- und Non-Food-Produkte sowie Co-Working-Plätze. Darin sollen sich Selbstständige aus der Region einmieten und ihre Dienstleistungen anbieten können – vom Coiffure über den Therapeuten bis zum Repair-Cafe.

Speziell: Sie sollen die Arbeitsplätze nur stundenweise mieten, also nur dann, wenn sie effektiv Kunden haben. Die in den Arbeitsmarkt zu integrierenden Personen sollen ihnen bei der Arbeit helfen, oder nach Mietende die Reinigung übernehmen.

Ehrenamtliche planen seit drei Jahren

«Diese Kombination ist einzigartig und hebt sich sogar von den Projekten in urbanen Gebieten ab», sagt Co-Geschäftsleiter Bruno Reinert. Der 54-Jährige gebürtige Grosswanger aus Emmenbrücke plant das Projekt schon seit geschlagenen drei Jahren, gemeinsam mit Mitinitiantin Karin Bernasconi (63) aus Kriens. Und das ehrenamtlich.

Geschuldet ist die Idee einer grossen Portion Idealismus – und dem beruflichen Hintergrund der beiden. Reinert ist ursprünglich Lehrer und war schon in verschiedenen Integrationsbereichen tätig, auch mit Führungsverantwortung. Bernasconi ist Leiterin der Abteilung Integration und Projektentwicklung bei Caritas Schweiz.

«Wir kennen die Problematik», sagt Reinert. «Wir wollen den Leuten Ruhe und die nötige Zeit geben, sich zu entwickeln.» Dabei seien die beiden Standbeine neben dem Gastrobetrieb zentral. «Für viele ist die Arbeit in einem Restaurant zu stressig. Wir bieten ihnen deshalb auch im Hintergrund vielseitige Arbeitsbereiche in Kleinpensen.» Dabei sollen sie individuell durch Fachpersonen begleitet werden. Abgesehen von den bis zu 20 betreuten Mitarbeitern sollen 600 Stellenprozente vergeben werden.

Verein ist auf Crowdfunding angewiesen

Eine grosse Herausforderung bleibt jedoch: die Startfinanzierung. «Wir brauchen für die dreijährige Startphase mindestens 550 000 Franken. Danach erwirtschaften wir mindestens eine schwarze Null», sagt Bruno Reinert. Zwar konnte «GastArt» bereits diverse Partner gewinnen, wie die Zuger Ernst Göhner Stiftung oder den Basler Verein für Intervention und Kompetenz im Sozialbereich. Andere wollen das Projekt aber erst dann unterstützen, wenn es angelaufen ist. Deshalb hofft Reinert nun auf Crowd­funding, also die Finanzierung übers Internet. Ziel ist es, damit bis Ende Januar 110 000 Franken zusammenzubringen. Die Schwelle liegt bei 80 000 Franken. Wird diese nicht erreicht, erhalten alle Gönner ihr gesprochenes Geld zurück. Aktuell haben 22 Unterstützer rund 4300 Franken zugesichert.

Auf Unterstützung der öffentlichen Hand kann «GastArt» kaum hoffen. «Die Gemeinden sollen sich in der Aufbauphase nicht beteiligen, da es ein privates Projekt ist», sagt Helen Schurtenberger, die im Vorstand von «GastArt» sitzt. Die Sozialvorsteherin von Menznau vertritt zudem beim Verband der Luzerner Gemeinden den Bereich Soziales des Kreises Willisau. Bei dessen Regionalkonferenz durften die Initianten ihr Projekt bereits vorstellen. Es wurde «grossmehrheitlich» positiv aufgenommen, so Schurtenberger. «Fast alle sehen die Notwendigkeit von solchen niederschwelligen Arbeitsplätzen und eben auch Arbeitseinsatzmöglichkeiten – vor allem auf der Landschaft.»

Hinweis: Unterstützung für das Projekt unter www.funders.ch

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