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Luzern

Luzerner Obergrund-Villa ist in einem «desolaten Zustand» – es droht der Abriss

Weil das Dach einzustürzen droht, sind die Sicherungsmassnahmen beim Gebäude an der Obergrundstrasse 99 in Luzern zurzeit «stark eingeschränkt». Ob die ehemalige «Bodum-Villa» vor dem Abriss bewahrt werden kann, bleibt offen.
Die Stadtvilla an der Obergrundstrasse 99 in Luzern. (Bilder: Roger Grütter (11. Mai 2020))

Hugo Bischof

Hugo Bischof

Die seit mehreren Jahren leerstehende Stadtvilla an der Obergrundstrasse 99 in Luzern gibt weiter zu reden. Am Freitag mussten Abdichtungsarbeiten am lecken Dach aus Sicherheitsgründen gestoppt werden. Die Suva hatte notfallmässig interveniert. Das Gebäude sei auf diese Weise nicht zu sichern, die Villa drohe einzustürzen (wir berichteten).

Die kurzfristigen Sofortmassnahmen seien nach der Beurteilung durch eine Fachperson der Suva am Freitag zurzeit «stark eingeschränkt». Das sagte eine Sprecherin der Architektur- und Immobilienfirma Firma Romano & Christen, am Montagnachmittag auf Anfrage. Romano & Christen ist neue Eigentümerin des Gebäudes. Sie hat das Grundstück Mitte April dem früheren Besitzer, dem dänischen Unternehmer Jørgen Bodum, abgekauft.

Wie es weiter geht, sei noch unklar, sagt Jennifer Christen, Sprecherin von Romano & Christen: «Wir suchen momentan nach einer geeigneten Lösung.» Die Frage ist: Kann das Gebäude überhaupt noch erhalten werden? Oder bleibt jetzt nur noch der Abriss? «Das kann man nicht abschliessend beurteilen», sagt Christen.

«Das Dach sowie das Innenleben des Gebäudes sind stark einsturzgefährdet. Die Fassade jedoch ist stabil.»

Auch gemäss der Einschätzung der Stadt Luzern «ist es nicht so, dass das das ganze Gebäude vom Einsturz bedroht ist». Das sagt Manuela Jost, Baudirektorin der Stadt Luzern, auf Anfrage: «Es ist aber Vorsicht geboten beim Hantieren am und auf dem Dach.» Die Stadt ist gemäss Jost seit Freitagabend mit Romano & Christen im Kontakt. Jost betont: «Es wurde der Stadt zugesichert, dass die Sicherungsarbeiten zum Schutz der Villa abgeschlossen werden.»

Die Sprecherin von Romano & Christen sagt dazu: «Wir sind momentan an der Erarbeitung eines effizienten Weges, wie wir das Gebäude einerseits vom weiteren Zerfall schützen können, und wie wir andererseits verhindern können, dass dadurch Menschen in Gefahr geraten.» Vor kurzem habe eine Begehung des Gebäudes stattgefunden: «Diese hat uns sehr betroffen gemacht. Der momentane Zustand ist diffizil. Das Innenleben der Villa ist in einem desolaten Zustand. Und zwar nicht nur aus Sicht der Verlotterung, sondern auch aus architektonischer Sicht. Durch etliche Umbauten im Innern fehlen der Villa die einst klassischen Villenelemente und die spürbare Kraft, die sie einmal auszustrahlen vermochte.» Christen betont:

«Die architektonischen Qualitäten im Inneren korrelieren nicht mehr mit der verträumten, äusseren Erscheinung des wunderschönen Gebäudes mit romantischer Fassade.»

Man werde im Rahmen des weiteren Prozesses selbstverständlich alle Varianten prüfen: «Wir sind mit den Behörden und der Denkmalpflege in Kontakt und halten uns an die Vorgaben.»

Die Verhandlungen zwischen dem früheren Besitzer Jørgen Bodum und der Stadt über die Zukunft der Stadtvilla hatten sich über Jahre hingezogen, ohne einvernehmliches Ergebnis. Es liegt weder eine Baubewilligung noch eine Abbruchbewilligung vor. Bodum wollte das Gebäude abreissen und durch einen Neubau ersetzen. Dem standen Bedenken des Ortsbildschutzes gegenüber. Werden die Verhandlungen für die Stadt mit dem neuen Besitzer nun einfacher? Dazu sagt Stadträtin Jost:

«Es ist sicher von Vorteil, dass die neuen Eigentümer die lokalen Gegebenheiten gut kennen, grosse Erfahrung mit Immobilienentwicklung, Planung und Bau haben. Der bisherige Austausch ist sehr konstruktiv.»

Selbstverständlich unterstütze die Stadt im Rahmen ihrer Möglichkeiten (Städtebau Stadtarchitekt, Bereich Baugesuche und Denkmalpflege) die Eigentümer und Planer.

Stadträtin Jost betont: «Bis zum Vorliegen einer rechtskräftigen Baubewilligung ist es wichtig, dass die bestehende Villa, die in den vergangenen Jahren stark gelitten hat, entsprechend gesichert und geschützt wird, damit sie nicht weiter Schaden nimmt. Dies betrifft insbesondere das Dach.» Dies sei mit den neuen Eigentümern anlässlich der kürzlichen Begehung thematisiert worden.

Noch kein offizieller Baubeginn beim Nachbargebäude

Romano & Christen haben vom früheren Besitzer Jørgen Bodum auch das Nachbargebäude an der Obergrundstrasse 101 erworben. Für dieses liegt ein bewilligtes Umbau- und Sanierungsprojekt vor. Der offizielle Baubeginn ist aber noch nicht erfolgt. Gemäss Stadträtin Jost wollen die neuen Eigentümer zuerst prüfen, «ob sie das bewilligte Bauprojekt eins zu eins übernehmen oder noch Änderungen vornehmen wollen». Erste Aufräumarbeiten und Vorbereitungsmassnahmen wurden auf beiden Grundstücken vorgenommen. Beide Gebäude waren in den vergangenen Jahren vermehrt Ziel von Hausbesetzungen.

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