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Luzern

Luzerner Messe-Chef Markus Lauber: «Ohne Entgegenkommen bei Miete und Lieferanten hätten wir den geordneten Rückzug antreten müssen»

Dank einer Ausnahmeklausel des Bundesrats sind Messen unter bestimmten Bedingungen wieder erlaubt. Markus Lauber, Geschäftsleiter der Messe Luzern, kann darum etwas aufatmen. Und er gibt den Schülerinnen und Schülern Hoffnung: Die Berufsbildungsmesse Zebi soll stattfinden.
Markus Lauber, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Messe Luzern, in der leeren Messehalle.
(Boris Bürgisser
(Luzern, 24. Juni 2020) )

Alexander von Däniken

Grossveranstaltungen mit über 1000 Besuchern sind zwar bis mindestens Ende August weiterhin verboten. Trotzdem ist die Lage für die Messe Luzern nicht mehr so prekär wie in den letzten Monaten. Grund ist eine Ausnahmeklausel, welche der Bundesrat am letzten Freitag beschlossen und am Montag konkretisiert hat. Markus Lauber, Vorsitzender der Geschäftsleitung, nimmt Stellung.

Was bedeutet der Entscheid des Bundesrats für Ihr Unternehmen?Markus Lauber: Der Bundesrat hat einen wichtigen Unterschied zwischen Veranstaltungen, bei denen die Besucher an Ort und Stelle bleiben, und Messen anerkannt. Messen sind gemäss der aktuellsten Verordnung nicht mehr als Veranstaltungen zu qualifizieren und haben daher keine starre Besucherobergrenze mehr. Vorausgesetzt, wir verfügen über Abstands- und Hygienekonzepte, können unsere Besucher durch die Hallen gehen und auch ein Beratungsgespräch ist möglich. Insofern lassen sich Messen eher mit einer Migros oder mit Coop vergleichen, wo das bereits funktioniert. Wir machen seit Ende Februar Null Umsatz, von den Kantonsratssessionen abgesehen.

«Wir machen seit Ende Februar Null Umsatz, von den Kantonsratssessionen abgesehen. Insofern ist der Entscheid sehr wichtig.»

Insofern ist der Entscheid sehr wichtig. Haben Sie die Konzepte bereits fertig in der Schublade? Nicht ganz. Natürlich haben wir uns schon umfassende Gedanken gemacht. Nun müssen wir die Konzepte noch finalisieren. Die Zentralschweizer Bildungsmesse Zebi steht im November auf dem Programm. Kann der Anlass stattfinden? Stand heute kann die Zebi stattfinden. Sie wird aber sicher Änderungen erfahren. Am wichtigsten ist uns, dass sich die Schülerinnen und Schüler persönlich mit Berufsbildenden sowie Lernenden austauschen können. Da bin ich zuversichtlich. Ab Januar stehen zahlreiche Fachmessen auf dem Programm. Wie sieht die Situation dort aus? In erster Linie hängt viel von der epidemiologischen Entwicklung ab; etwa von einer allfälligen zweiten Welle. Abgesehen davon wollen wir auch hier Veranstaltern und Besuchern bei grösstmöglicher Sicherheit die Gelegenheit des persönlichen Austauschs bieten. Onlineplattformen sind zwar nützlich, gerade um Vorabinformationen zu erhalten. Die Geschäfte werden aber im direkten Kontakt abgeschlossen. Darum ist die Messe auch heute noch so wichtig. Umso erfreulicher ist die Loslösung der Messen von Veranstaltungen in der aktuellen Verordnung. Sie haben erwähnt, dass die Messe Luzern mit Ausnahme der Kantonsratssessionen keinen Umsatz macht. Die Luga und weitere Fachmessen wurden abgesagt. Im Mai mussten Sie acht Angestellte entlassen. Auch meldeten Sie früh Kurzarbeit an. Wie viele Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit? Die Kündigungen bedauern wir zutiefst; sie waren aber aufgrund der wirtschaftlichen Lage unumgänglich. Wir zählen derzeit 40 Angestellte. Abgesehen von den Geschäftsleitungsmitgliedern sind alle in Kurzarbeit. Im Durchschnitt beträgt die Kurzarbeitszeit 70 Prozent. Wichtig war uns hierbei, früh auf eine transparente Kommunikation gegenüber unseren Mitarbeitenden zu setzen und solche Entscheidungen nicht lange herauszuzögern. Es nützt nichts, jetzt alles unter den Teppich kehren zu wollen, um nach der Coronazeit mit einer Hiobsbotschaft aufzuwarten.

«Es nützt nichts, jetzt alles unter den Teppich kehren zu wollen, um nach der Coronazeit mit einer Hiobsbotschaft aufzuwarten.»

Die Kurzarbeit ist ein Instrument. Wie wichtig ist das Entgegenkommen betreffend Miete und Lieferanten? Ohne das Entgegenkommen bei Miete und Lieferungen hätten wir jetzt einen geordneten Rückzug aus dem Messeplatz antreten müssen. Da sind wir sehr froh um die Unterstützung. Nun blicken wir vorwärts und tun alles daran, möglichst aus eigener Kraft durch die Zeit zu kommen. Finanzielle Forderungen an die Politik sind also kein Thema? Ein Messeplatz hat für die Region eine ausserordentliche wirtschaftliche Bedeutung. Doch wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Krise aus eigener Kraft zu überwinden, bevor wir die öffentliche Hand um Unterstützung bitten.

Der 55-jährige Markus Lauber ist seit 2002 Geschäftsführer der Messe Luzern. Seit 30 Jahren ist er bei der Messe tätig.

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