Roseline Troxler und Lukas Nussbaumer
Als erster Kanton überhaupt hat Luzern vor Weihnachten 2020 mit den Corona-Impfungen begonnen. Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf zeigt sich zufrieden mit den Impfzahlen, obwohl Luzern nicht an der Spitze liegt: «Wir dürfen nicht nur die Zahl der Geimpften betrachten, sondern vor allem die Wirkung der Impfung. Dass wir zunächst ganz auf die Alters- und Pflegeheime setzten, zahlt sich nun aus. Die Zahl der Todesfälle hat dort stark abgenommen.»
Weniger optimistisch als der Bundesrat sind die Prognosen von Graf betreffend Durchimpfung der ganzen Bevölkerung. Während der Bund Ende Juni nach wie vor als realistisch betrachtet, rechnet Graf mit einem Abschluss im Herbst. «Sollte ich mich täuschen, kann ich damit sehr gut leben», sagt der Magistrat. Graf geht im Kanton Luzern von rund 400'000 Impfungen aus. Das Problem seien nicht die Kapazitäten in den Impfzentren, sondern Lieferengpässe bei den Impfdosen. Guido Graf verspricht aber: «Bei uns werden keine Impfdosen im Keller gelagert. Wir verimpfen sofort.» Der Gesundheitsdirektor sagt:
«Es gibt derzeit Personen, welche dringender auf eine Impfung angewiesen sind. Ich lasse mich impfen, wenn ich an der Reihe bin.»
Mehr Tests führen zu steigenden Fallzahlen
Derzeit wird diskutiert, ob für Geimpfte Impfprivilegien gelten sollen. Graf warnt: «Dies führt zu einer Zweiklassengesellschaft und spaltet die Gesellschaft weiter.» Denn mehrere 1000 Luzernerinnen und Luzerner befinden sich auf der Warteliste für eine Impfung. Graf erachtet es ausserdem nicht als staatliche Aufgabe, Vorgaben zu machen, «dass etwa nur noch Geimpfte einen Fussballmatch besuchen können». Die Entscheidung liege bei den privaten Veranstaltern. Der Staat stehe aber in der Verantwortung, einen international gültigen Impfpass zu erstellen.
Solange noch nicht genügend Schweizer geimpft sind, behält das Testen laut Graf einen zentralen Stellenwert. «Testen, Impfen und Öffnungsschritte müssen sich in einem Gleichgewicht befinden.» Er begrüsst die Strategie des Bundes, die Zahl der Tests zu erhöhen und die Kosten für eine gewisse Zahl von Selbsttests zu übernehmen. «Auch wenn das Risiko besteht, dass die Pandemiesituation unübersichtlicher wird.» Durch die höhere Zahl an Tests geht Graf von steigenden Fallzahlen aus. «Wer mit zwei Ruten fischt, findet mehr Fische», sagt der Hobbyfischer.
Doch für den Gesundheitsdirektor sind nicht primär die Fallzahlen entscheidend, sondern die Situation in den Spitälern. Dort habe die Auslastung leicht abgenommen, sei aber nach wie vor auf hohem Niveau. Graf betont aber: «Die Reproduktionszahl, die über einem Prozent liegt, macht mir Sorgen.»