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Luzern

Luzerner Gemeinden haben reichhaltige Rezepte gegen Armut

Von der Spielgruppe für fremdsprachige Kinder bis zu engen Kontakten mit Firmen: Die Luzerner Gemeinden unternehmen viel, um die Armut zu bekämpfen. Es gibt aber auch Grenzen, wie eine Tagung zeigte.
Am Schalter eines Sozialamts: Damit es nicht so weit kommt, hat jede Gemeinde eigene Rezepte. (Symbolbild: Pius Amrein, 1. September 2016)

Alexander von Däniken

Wie kann die öffentliche Hand die Armut wirksam bekämpfen und gleichzeitig Kosten sparen? Mit dieser Frage haben sich am Mittwoch rund 65 Behördenvertreter aus dem Kanton und Luzerner Gemeinden auseinandergesetzt. Sie trafen sich auf Einladung des Verbands Luzerner Gemeinden im Kantonsratsaal. Bei den verschiedenen Referaten und der Podiumsdiskussion zeigte sich: Die Armutsprävention ist reich an Rezepten, die Bekämpfung ein nicht endender Prozess.

Nicht umsonst sind die Zahlen im Kanton Luzern auf einem schweizweit unterdurchschnittlichen, aber relativ konstanten Niveau: Die allgemeine Sozialhilfequote bewegte sich gemäss Lustat Statistik 2012 bis 2016 jeweils zwischen 2,1 und 2,3 Prozent.

Alleinerziehende und Working Poor gefährdet


Besonders Familien sind von Armut betroffen. Heidi Stutz, Bereichsleiterin Familienpolitik beim privaten Forschungsinstitut Büro Bass, schlüsselte auf, welche Eltern armutsgefährdet sind: alleinerziehende Mütter (in der Mehrheit Schweizerinnen), Working-Poor-Familien (mehrheitlich Ausländer und Ausländerinnen) und sogenannte Hochproblemfamilien, in denen zum Beispiel Suchterkrankungen zum Alltag gehören.

Viele Gemeinden versuchen, die Armutsspirale zu durchbrechen, indem sie die betroffenen Kinder frühzeitig fördern. Die Gemeinde Nebikon zum Beispiel hat mit der Spielgruppe Plus ein Angebot, welches fremdsprachige Kinder spielerisch an die deutsche Sprache heranführt. Kriens hat mit der Spielgruppe Papagei ein ähnliches Angebot.

Jérôme Martinu, Chefredaktor unserer Zeitung, stellte als Podiumsleiter fest, dass mangelnde Finanzen bei den Gemeinden, etwa vom Kanton, kein grosses Thema sind. Die Menznauer Sozialvorsteherin Helen Schurtenberger (FDP) erwiderte, dass man als Gemeinde zuerst den Kontakt zu den Unternehmen suche, um arbeitsfähige Menschen beruflich zu integrieren. So müssten kostspielige Programme nur dann gestartet werden, wenn es nicht anders gehe. «Arbeitsintegration ist das wichtigste», stimmte auch der Schlierbacher Gemeindeammann Armin Hartmann (SVP) zu.

Nicht zu vernachlässigen ist laut der Hitzkircher Gemeinderätin Luzia Ineichen (CVP) die soziale Integration der Kinder. «Schwierig wird es, wenn Jugendliche partout nicht mitmachen wollen», fügte Schurtenberger an. Einig waren sich alle: Junge Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene, die hier nie eine Schule besucht haben, werden für die Gemeinden zu einer wachsenden Herausforderung; das Risiko entsprechender Sozialhilfefälle gross. Das hielt auch Sozialdirektor Guido Graf (CVP) fest: «Bei der beruflichen Integration im Asyl- und Flüchtlingswesen haben wir in der Schweiz ein grosses Problem.» Hier erwarte er mehr Support aus Bern.

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