Niels Jost
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«Sprachlos», «erwartbar, aber nicht nachvollziehbar», «irgendwie positiv bleiben». Eine Umfrage bei Luzerner Gastronomen zeigt ein unterschiedliches Stimmungsbild zum Entscheid vom Freitag, die Betriebe weiterhin nicht öffnen zu dürfen.
Einen Kritikpunkt nannten aber alle Angefragten. So dürfen sich zwar im privaten Rahmen neu zehn Personen treffen, nicht aber in einem Restaurant. «Obwohl dort die bisher bewährten Schutzkonzepte gelten», sagt Florian Eltschinger.
Er ist Geschäftsleiter der Remimag AG und betreibt mit seinem Bruder 28 Restaurants, etwa den Militärgarten in Luzern, das Una Storia in Sempach oder das August in Wolhusen. Eltschinger hält den Entscheid des Bundesrats daher für widersprüchlich.
Teilöffnung der Terrassen wäre mit Unsicherheiten verbunden
Zu hören ist ebenso die seit langem geäusserte Kritik, es sei nach wie vor nicht erwiesen, dass die Restaurants zu den Treibern der Pandemie gehören. Zudem seien die Fallzahlen jetzt gestiegen, auch ohne dass die Lokale geöffnet seien.
Etwas abgewinnen können viele Befragte hingegen einem weiteren Entscheid des Bundes. Nämlich, dass auch die Terrassen geschlossen bleiben. «Entweder ganz öffnen oder gar nicht», lautet die Devise von Florian Eltschinger. Ihm zufolge sei die alleinige Öffnung der Aussenbereiche mit zu vielen Unsicherheiten verbunden, allen voran dem Wetter.
«Da hätten wir nicht kostendeckend arbeiten können.»
Hinzu käme die fehlende Planungssicherheit mit dem Bestellen und Zubereiten der Lebensmittel. «Kommt der Regen, hätte man alle frischen Zutaten wegwerfen müssen.»
Gastronomen verlieren Faszination an ihrer Arbeit
Im Gespräch mit den Gastronomen ist aber nicht nur die Verärgerung heraus zu spüren. Auch eine gewisse Konsternation ist zu vernehmen. So sagt Philippe Giesser von Sinnvoll Gastro: «Ich habe Respekt davor, wie sich die immer wieder verlängerten Massnahmen langfristig auf die Mitarbeiter auswirken.» Er selber sei vor wenigen Wochen noch voller Motivation gewesen. Die jetzige Verlängerung des Öffnungsverbots sei aber ein herber Dämpfer – zum wiederholten Male.
Giesser, der Restaurants wie das Drei Könige in Entlebuch oder das Grottino1313 in Luzern betreibt, weiss von Berufskollegen und von eigenen Angestellten, die sich umorientieren möchten.
«Ich befürchte, die Faszination und Leidenschaft für unseren Beruf bricht langsam weg.»
Den Kopf nicht hängen lassen möchte Martin Röösli vom Hotel und Restaurant Kreuz in Romoos. «Es bringt nichts, nur das Negative zu sehen», sagt er. Seit rund drei Wochen bietet er daher Take-away-Menüs an. «Wir möchten unseren Gästen und den Einheimischen ein Lebenszeichen geben. Das wird sehr geschätzt», freut er sich.
Auch Bergbahnen leiden
Auch für die Rigi Bahnen ist die nun verlängerte Schliessung der Gastronomie eine schlechte Nachricht. «Die Attraktivität als Ausflugsberg wird massiv eingeschränkt, wenn die Restaurationsbetriebe geschlossen sind», sagt CEO Frédéric Füssenich. Das Bahnunternehmen betreibt selber drei Restaurants. Laut Füssenich werden die Take-away-Angebote sowie die zum Picknicken zugänglichen Terrassen gut genutzt.
«Die Schutzkonzepte funktionieren, der Abstand wird eingehalten.»
Dennoch verzeichnen die Rigi Bahnen rund 30 bis 40 Prozent weniger Frequenzen und Einnahmen. Dass es nun auch auf die sonst umsatzstarken Ostern keine Lockerungen gibt, bedauert Füssenich. Er bleibt aber optimistisch und hofft, dass sich die Situation mit den Impfungen beruhigen wird – und die Rigi Bahnen ihr 150-Jahr-Jubiläum im Mai feiern können.