Lukas Nussbaumer
Zwischen Freud und Leid lagen bei FDP-Präsident Markus Zenklusen am Sonntagnachmittag etwas mehr als zwei Stunden. Erst die zwar erhoffte, aber doch überraschende Wahl von Ständerat Damian Müller bereits im ersten Wahlgang, dann die überhaupt nicht erwartete und umso bitterere Gewissheit, einen der beiden Nationalratssitze an die Grünliberalen verloren zu haben.
Für den 65-jährigen Markus Zenklusen aus Emmen waren es die letzten Wahlen an der Spitze der Freisinnigen – er gibt das Amt im Januar nach vier Jahren weiter. Wirkte der frühere Manager am Sonntagabend noch etwas ratlos über die Gründe für die Diskrepanz zwischen Majorz- und Proporzwahlen, zeigt er sich am Montagmorgen analytisch – und selbstkritisch.
Sie wirkten am Sonntag sehr enttäuscht. Wie geht es Ihnen jetzt, einen halben Tag nach der Niederlage bei den Nationalratswahlen?Markus Zenklusen: Ich bin nach wie vor enttäuscht. Aber das ist auch ein Grund, nach vorne zu blicken und diesen Sitzverlust als Chance für die Partei zu betrachten.Blicken wir zuerst noch einmal zurück. Hat sich die FDP zu sicher gefühlt?Viele haben wohl tatsächlich geglaubt: Unsere beiden Nationalratssitze haben wir auf sicher.Auffällig sind die hohen Wähleranteilsverluste in den Wahlkreisen Sursee, Entlebuch und Willisau. Was ist Ihre Erklärung?Uns gelingt es insbesondere auf der Landschaft nicht, zu mobilisieren. Das war schon bei den Kantonsratswahlen unsere Schwäche. Die Unterschiede zwischen den Aktivitäten der Ortsparteien sind, wie bei jeder grösseren Partei, beträchtlich.Hat die FDP die Nationalratswahlen vernachlässigt? Schon im Frühjahr waren die Majorzwahlen mit der Wahl von Fabian Peter in den Regierungsrat bereits im ersten Wahlgang ein Erfolg, bei den Kantonsratswahlen hingegen lief es nicht gut.Es gibt in der Tat grosse Parallelen zwischen den Frühjahrs- und Herbstwahlen. Ich habe Fabian Peter und Damian Müller eng betreut und weiss, wie ausserordentlich gross ihr Engagement war. Damian Müller war vier Jahre lang Wahlkämpfer, Fabian Peters Kampagne dauerte eineinhalb Jahre. Bei den Nationalrats- und Kantonsratskandidaten war der Einsatz nicht durchs Band weg riesig.Dann hat die FDP also die falschen Kandidaten portiert?Nein, das ist eine zu pauschale Einschätzung. Sehen Sie: Ich habe im Findungsprozess für die Auswahl der Kandidaten für die Nationalratswahlen mit fünf potenziellen Anwärtern gesprochen. Keiner hat zugesagt. Ich kann niemanden verknurren, sich für das Wohl der Partei zu engagieren.Letztlich hat sich das Zusammengehen mit der CVP für die FDP nicht ausbezahlt.Auch das ist eine zu kurz gefasste Analyse. Bei den Ständeratswahlen ist die Mitte-Allianz nämlich voll aufgegangen. Das zeigt der Abstand zu den weiteren Kandidatinnen und Kandidaten, der mit 16500 Stimmen und mehr gross ist.Der FDP Schweiz wird seit längerem vorgeworfen, sie habe zu spät auf die Klimadebatte reagiert. Sehen Sie das auch so?Ich war Mitglied des strategischen Wahlkampfteams der FDP Schweiz und weiss, dass wir aufgrund von Umfragen bei der Basis handeln mussten. Und ich bin überzeugt, dass unser Klimapapier richtig war. Über den Zeitpunkt einer Reaktion auf eine aktuelle Debatte kann man sich immer unterhalten.Alle gewählten und nicht gewählten Nationalratskandidaten (inkl. Stimmenzahl) in der Übersicht: