Roman Hodel
Ein durchmischtes und ökologisches «Vorzeigequartier» soll es laut dem Luzerner Stadtrat werden, das künftige EWL-Areal. Bis 2026 wird hier ein neues Sicherheits- und Dienstleistungszentrum mit gemeinnützigen Wohnungen entstehen. Im Sommer hatte die neu gegründete EWL-Areal AG – sie gehört zu je einem Drittel der Stadt Luzern, der Allgemeinen Baugenossenschaft (ABL) und der EWL Energie Wasser Luzern Holding AG – das Siegerprojekt Rotpol vorgestellt (wir berichteten). Es stammt von der Arbeitsgemeinschaft Halter AG/Eberli Sarnen. Die Gebäude wurden von Masswerk sowie E2A Architekten entworfen, die Umgebung von den Landschaftsarchitekten Raymond Vogel.
Nun steht der erste von zwei Finanzierungsschritten an: Der Luzerner Stadtrat beantragt beim Stadtparlament gemäss einer Medienmitteilung vom Dienstag einen Sonderkredit von 0,83 Millionen Franken für die Projektierung des Mieterausbaus der städtischen Nutzungen sowie einen Sonderkredit von 7 Millionen Franken für die erste Kapitaleinlage bei der EWL-Areal AG. Weil letzterer im Budget 2020 nicht enthalten ist, beantragt der Stadtrat zudem einen Nachtragskredit in dieser Höhe.
Für den zweiten Finanzierungsschritt in der Höhe von rund 63 Millionen Franken wird der Stadtrat einen separaten Bericht und Antrag ausarbeiten, über welchen die Stimmbevölkerung voraussichtlich im Juni 2021 befinden kann. Dieser betrifft die Bauphase und die Investitionen in den Mieterausbau sowie die Miet-, Neben- und Unterhaltskosten der städtischen Nutzungen. Der gesamte städtische Finanzbedarf für die Beteiligung an der EWL Areal AG, für die Investitionen in den Mieterausbau sowie die künftigen Mieten inklusive Nebenkosten beläuft sich somit voraussichtlich auf fast 71 Millionen Franken. Die städtische Finanzdirektion schreibt:
«Das vorgeschlagene Finanzierungskonzept führt über den gesamten Lebenszyklus betrachtet nicht zu höheren Kosten, als wenn die Stadt Luzern die Gebäude für ihre Nutzungen selber erstellen würde.»
Für den Stadtrat hat die Umsetzung des Projekts gerade auch wegen der Feuerwehr hohe Priorität. Die heutige Feuerwache Kleinmatt befinde sich in einem schlechten baulichen Zustand, stehe am Ende ihrer Lebensdauer und könne den Ansprüchen der Berufsfeuerwehr nicht mehr dienen. Der Stadtrat räumt im Bericht und Antrag überdies ein, dass das Projekt« eine hohe, aber durchaus vertretbare Dichte» aufweise – bedingt durch die grossen Nutzerbedürfnisse.
Um höher und dichter zu bauen, ist eine Anpassung der Bau- und Zonenordnung (BZO) nötig. Aktuell laufen die Einspracheverhandlungen. Mit anderen Worten: Es ist noch nicht klar, ob die BZO-Anpassung überhaupt durchkommt. Trotzdem beantragt die Stadt bereits Geld für die Projektierung. Das ist laut Simon Rimle, Leiter Kommunikation der Stadt Luzern, üblich: «Einerseits wird das politische Einverständnis für die weitere Planung abgeholt, andererseits kann die Projektierung ohne Zeitverzögerung weitergeführt werden.»
Kritik an «überladenem Raumprogramm»
Das Grossprojekt hatte kurz nach der Präsentation im Sommer bereits für Kritik gesorgt: Von einem «überladenen Raumprogramm» und «städtebaulichem Unvermögen» schrieb etwa die IG Industriestrasse – bekanntlich wächst auf dem benachbarten Areal der Kooperation Industriestrasse in den nächsten Jahren ebenfalls ein neues Stück Stadt heran. Und auch die IG Stadtentwicklung liess kein gutes Haar am Vorhaben. Stadtrat Adrian Borgula (Grüne) hielt dagegen, dass es sich um ein «sorgfältig ausgearbeitetes Projekt» handle, welches zu einer «nachhaltigen Stadtentwicklung» beitrage (wir berichteten). Wie Rimle sagt, steht die Stadt mit beiden IG in Kontakt – weitere Aussagen seien mit Blick auf das laufende Verfahren zurzeit nicht möglich.
Das EWL-Areal wird in Etappen neu bebaut. Anstelle des heutigen EWL-Hauptsitzes ist das Sicherheitszentrum geplant. Hier finden die Feuerwehr Stadt Luzern, Rettungsdienste, Zivilschutzorganisation Pilatus, integrierte Leitstelle der Luzerner Polizei und des Sanitätsnotrufs 144 sowie die Leitstelle der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) Platz. Über diesen Einrichtungen sind gemeinnützige Wohnungen und ein Pflegezentrum vorgesehen. In zwei weiteren grossen Gebäuden kommen einerseits die EWL-Logistik und mehrere städtische Dienststellen und andererseits der EWL-Hauptsitz plus die Arcade Solutions AG unter. Als einziges Überbleibsel des heutigen Areals bleibt das sogenannte Rote Haus stehen. Im einstigen Gasproduktionsgebäude soll künftig Kultur und Kulinarik geboten werden.