Monika van de Giessen
Zum 20. Mal lud die Projektgruppe Bewegung «Wieder mehr Sonntag» unter der Leitung von Marcel Sonderegger aus Oberkirch zur traditionellen Bettagswanderung ein. Ziel dieser Gruppe ist, die Bedeutung des Sonntags als Ruhetag zu unterstreichen. 85 Personen schlossen sich der Wanderung an, die von Dagmersellen via Reckenbühl, Zügholz, Chätzigen, Cholrüti zum Trochenhof in Wauwil führte. Das Spezielle an der Wanderung der Luzerner Projektgruppe ist, dass sie von einem oder mehreren Eseln begleitet wird. Sie geben das Tempo vor. Gestern war es das Tier Geronimo der Familie Hodel von Oberzügholz.
«Der Esel ist für uns eine Metapher für Beharrlichkeit, grosse Genügsamkeit, Langsamkeit und Treue zu sich selber», erklärt Projektleiter Sonderegger. 20 Jahre Bettagswanderung der Bewegung «Wieder mehr Sonntag» heisse, dem Sonntag eine Seele geben, so Marcel Sonderegger in seiner Begrüssung. Dieser hatte gestern, nach 20 Jahren als Projektleiter, seinen letzten Auftritt. Sein Nachfolger heisst Alois Häcki und kommt aus Luzern.
Sonntag soll wieder zum Ruhetag werden
Marcel Sonderegger betonte, dass der Sonntag geschützt werden soll vor Events und Klamauk. «Wir wollen keine 24-Stundengesellschaft. Der Sonntag ist der Tag der Gemeinschaft. Am Sonntag soll der Mensch ruhen und nicht einseitigen Wirtschaftsinteressen geopfert werden». Dieser Aussage schloss sich Marie Fellmann (79) aus Dagmersellen an. «Ich wünsche mir, dass der Sonntag wieder mehr zum Ruhetag wird. Man sollte wieder vermehrt mit der Familie gemeinsam etwas unternehmen und den Sonntag in aller Ruhe geniessen», sagte die rüstige Seniorin, die als Verträgerin während zehn Jahren unsere Zeitung in die Briefkästen legte.
Höhepunkt der Bettagswanderung ist jeweils die Verleihung des Eselspreises. Dieser ging heuer an das Ehepaar Beatrice und Toni Wyss-Wechsler. «Wir sind sprachlos und überrascht. Diese Auszeichnung hätten wir nie erwartet», sagte Beatrice Wyss. «Wobei, ich habe mich schon gefragt, wieso heuer die ganze Familie auf die Bettagswanderung mitgekommen ist», verrät sie. Das Ehepaar Wyss liebt Menschen und das Zusammensein mit ihnen. Ihr Haus sei offen, für jedermann. Vor einiger Zeit hätten sie etwa einen Gast aus Japan beherbergt. «Da mussten wir mit Händen und Füssen kommunizieren», erzählt die Preisträgerin. «Was echte Gastfreundschaft ist, haben uns unsere Eltern vorgelebt», verriet Beatrice Wyss. Die beiden Laudatoren, Lilian und Anton Stübi aus Dagmersellen sagten, dass sich das Ehepaar Wyss in den letzten 20 Jahren immer aktiv für den Bettag engagiert habe. «Vielleicht wurden sie vordergründig nicht so stark wahrgenommen, sie wirken lieber im Hintergrund. Jedoch sind sie treue Teilnehmer der Wanderung». Ihr Haus sei ein beliebter Begegnungsort, in dem auch internationale Besucher mit fremden Sprachen herzlich willkommen geheissen werden.
Der ökumenische Gottesdienst zu Beginn der Wanderung wurde von Pfarrer David van Welden und Pastoralraumleiter Andreas Graf zusammen mit dem Kirchenchor und einer Ländlerformation gestaltet. Luzerns Regierung und die Landeskirchen stellten den Bettag dieses Jahr unter das Motto «Augenhöhe».