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Luzern

Wohnraumpolitik: Ab sofort muss jede dritte neue Wohnung gemeinnützig sein

Der Anteil gemeinnütziger Wohnungen am gesamten Wohnungsbestand in der Stadt Luzern ist zwar leicht zurückgegangen, von 13,5 auf 13,4 Prozent. Dennoch ist Luzerns Stadtrat überzeugt, dass das Ziel von 16 Prozent bis ins Jahr 2037 erreicht werden kann.
Die Überbauung der ABL Genossenschaft beim Himmelrich in der Stadt Luzern. (Bild: Dominik Wunderli (20. August 2019))

Hugo Bischof

2037 muss der Anteil gemeinnütziger Wohnungen in der Stadt Luzern 16 Prozent betragen. Das haben die Stimmberechtigten 2012 entschieden. Am Dienstag legte der Stadtrat einen Zwischenbericht zur städtischen Wohnraumpolitik vor. Gemäss Baudirektorin Manuela Jost konnte zwischen 2014 und 2017 in der Stadt Luzern ein Plus von rund 210 gemeinnützigen Wohnungen verzeichnet werden: «Sie sind vor allem auf Neubauten und Zukäufe von Liegenschaften durch Wohnbaugenossenschaften zurückzuführen.»

Dennoch ist der Anteil gemeinnütziger Wohnungen am gesamten Wohnungsbestand in dieser Zeit nicht gestiegen, sondern leicht von 13,5 auf 13,4 Prozent zurückgegangen. Die Realisierung neuer gemeinnütziger Wohnüberbauungen benötige mehrjährige Planungsprozesse, sagt Jost.

«Deshalb wird sich das Resultat unserer Bemühungen erst zu einem späteren Zeitpunkt in konkreten Zahlen niederschlagen.»

Mit ein Grund für die leicht rückgängige Prozentzahl ist zudem der Neubau Himmelrich 3 der Allgemeinen Baugenossenschaft Luzern (ABL). 210 bestehende Wohnungen wurden dafür abgerissen. «Diese werden durch den Neubau wieder ergänzt, fehlen jetzt aber natürlich in der Statistik», sagt Lena Wolfart, Projektleiterin Ressort Raumstrategie und Wohnraumpolitik der Stadt Luzern.

Anzahl Wohnungen wird auf 52 000 steigen

2014 gab es in der Stadt Luzern total 45 303 Wohnungen. Davon waren 6130 gemeinnützig. 2017 stieg die Gesamtzahl auf 45 804, der gemeinnützige Anteil blieb aber unverändert. Bei einem prognostizierten Wachstum der Stadtbevölkerung bis 2037 von heute 81 300 auf 97 800 wird die Gesamtzahl Wohnungen im gleichen Zeitraum auf 52 000 steigen. Um einen Anteil von 16 Prozent im Jahr 2037 zu erreichen, müssen somit mehr als 2000 zusätzliche gemeinnützige Wohnungen entstehen. Das heisst: Ab sofort muss rund jede dritte neu gebaute Wohnung in der Stadt Luzern gemeinnützig sein.

Stadträtin Manuela Jost ist zuversichtlich, dass dieses Ziel erreicht werden kann. «Alleine die städtischen Areale haben insgesamt ein Potenzial von über 2000 zusätzlichen Wohnungen.» Es gelte nun, deren Potenzial auszunutzen. Auf den vier Arealen, welche die Stadt in den letzten Jahren im Baurecht abgegeben hat, sowie auf Grundstücken verschiedener Genossenschaften, sollen bis 2024 rund 600 zusätzliche gemeinnützige Wohnungen entstehen. Es handelt sich um die Areale Obere Bernstrasse, Eichwaldstrasse, Hochhüsliweid, Industriestrasse. Auch Vorderruopigen, Abendweg, Biregg/Kleinmatt, Grenzhof und Urnerhof sind für den gemeinnützigen Wohnungsbau vorgesehen. Die Vorarbeiten für deren Abgabe im Baurecht sollen in den nächsten Jahren prioritär angepackt werden.

Genossenschaften sollen weitere Immobilien kaufen

Neu dem gemeinnützigen Wohnungsbau zuführen will der Stadtrat die Areale Littau West, Staffelntäli, Brüel und Reussinsel. Gemeinnützige Wohnungen sollen auch auf dem Areal Längweiher/Udelboden entstehen. «Allein hier sind bis zu 700 Wohneinheiten mögliche», sagt Projektleiterin Wolfart. Bezugsbereit wären diese aber nicht vor 2030. Auch auf dem Areal Steinhof sind mittelfristig gemeinnützige Wohnungen vorgesehen. Eines der beiden Schulhäuser (Steinhof 1, Steinhofstrasse 50) wird gemäss Jost ab 2024 nicht mehr für den Schulbetrieb benötigt. «Wir werden danach prüfen, ob und in welcher Form ein Neubau für Wohnzwecke auf diesem Grundstück geeignet ist», sagte Lena Wolfart.

Wichtig sei auch, «dass gleichzeitig die gemeinnützigen Bauträger weitere Immobilien erwerben sowie sanierungsbedürftige Siedlungen mit Neubauten oder Aufstockungen verdichten», sagt Manuela Jost. Um die Ziele zu erreichen, habe der Stadtrat die Zusammenarbeit mit den gemeinnützigen Bauträgern intensiviert. 2013 wurde das Netzwerk gemeinnütziger Wohnbauträger Luzern (G-Net) gegründet. Finanziell gestärkt wurde die Gemeinnützige Stiftung für preisgünstigen Wohnraum (GSW). Jost: «Diese schafft und vermittelt günstigen Wohnraum für Familien und Personen mit kleinem Einkommen.»

Zudem wurden raumplanerische Instrumente zur Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus eingeführt. «Bauträger können von einem Ausnützungsbonus profitieren, wenn sie in einem Projekt mit Gestaltungsplan gemeinnützige Wohnungen realisieren», erklärt Jost. Die Ausnützungsziffer wird dann um 5 Prozent erhöht.

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