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Luzern

Weltrekordbruch: «Eigentlich wollte ich mich hinlegen, doch ich konnte ja nicht»

Auf dem Flugplatz Emmen hat Mirjam Lips am Samstag den Weltrekord im 100 Kilometerfahren gebrochen. Fast hätte ihr die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Die 27-jährige Mirjam Lips stellt am Samstag in Emmen einen neuen Weltrekord im Einradfahren auf. (Bild: Nadia Schärli (Emmen, 19. September 2020))

Chiara Zgraggen

«Wie steigt sie eigentlich ab?», haben sich alle Anwesenden am vergangenen Samstag gefragt. Der Grund: Die Einradfahrerin Mirjam Lips hat sich am vergangenen Samstag zum Ziel gesetzt, den Weltrekord im Einradfahren über 100 Kilometer zu brechen. Zu diesem Anlass reisten zwei Dutzend Zuschauer zum Flugplatz Emmen. Den Rekord hatte Lips selbst vor drei Jahren auf die Beine gestellt. Und diesen Samstag? Nun, da hat sie ihn gebrochen. Mit einer Zeit von drei Stunden und 45 Minuten war sie 38 Minuten besser als damals. «Ich habe schon damit gerechnet, besser zu sein als noch vor drei Jahren, aber dass es so deutlich ist, habe ich nicht erwartet», sagt die Lehrerin im Gespräch mit dieser Zeitung.

Die 27-Jährige ist in vielerlei Hinsicht eine Überfliegerin. So fährt sie etwa seit ihrem vierten Lebensjahr Einrad – sie konnte es, noch bevor sie das Velo beherrschte. Ab diesem Zeitpunkt konnte sie keiner mehr stoppen. Sie erzählt:

«Meine Mutter musste abends die Luft aus dem Rad rauslassen, damit
ich überhaupt ins Bett ging.»

Laut ihrer Mutter hat sie schon mit zweieinhalb Jahren gesagt, sie wolle Weltmeisterin im Einradfahren werden. Zum Erfolg gedrängt habe sie ihre Tochter jedoch nie. «Aber bei jeder noch so schwachsinnigen Idee unterstütze ich sie», sagt sie, die selbst auch Einrad fährt.

Trotz schlechter Voraussetzungen zum Ziel

Doch nicht nur ihre Mutter ist zu ihrer Unterstützung angereist, sondern auch ihre Vereinsmitglieder. Diese haben nur gute Worte für die Athletin übrig. «Mirjam hatte viele Vorbilder, bevor sie selbst eins wurde», erzählt etwa einer.

Dass ihr der Erfolg gelingen wird, war vergangene Woche noch ungewiss. Denn: Die gebürtige Solothurnerin litt diese Woche an einer Stirnhöhlenentzündung. Am Donnerstag war noch unklar, ob sie antreten kann. Sie entschied sich für die Herausforderung. «Es war eine schwierige Woche für mich, da ich die letzten Monate extrem viel investiert hatte, um den Weltrekord zu brechen. Da wird einem schon mulmig, wenn man in den letzten Tagen davor merkt, dass es eventuell nicht klappt.» Umso erleichterter sei sie jetzt, da alles gut gegangen sei.

Für die Organisation mitverantwortlich war nicht nur Lips, sondern auch ein Geomatik-Ingenieur sowie das Flugplatzkommando Emmen und der Militärflugplatz. Letztere beiden mussten den Versuch bewilligen. Zudem stellten sie den Platz kostenlos zur Verfügung. «Wir unterstützen gerne Randsportarten und waren deshalb bereit, die Ressourcen zur Verfügung zu stellen», sagt Paul Jäger, Stabschef und Stellvertretender Kommandant des Flugplatzes Emmen, welcher selbst vor Ort war und das Team bestmöglichst unterstützte.

Übrigens: Mirjam Lips ist ganz leger vom Rad gehüpft, nachdem sie noch eine Kurve zum besten gegeben hat. Wie sie sagt, wäre sie danach am liebsten auf den Boden gelegen. «Aber das ging ja nicht mit allen Zuschauern und dem Schweizer Fernsehen, das noch da war.»

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