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Sursee

Gansabhauet wegen Corona abgesagt

Die Gansabhauet 2020 in Sursee fällt der Coronapandemie zum Opfer. Der Anlass, der traditionell am Martinstag um die 4000 Besucher in die Altstadt lockt, sei mit den Abstands- und Hygieneregeln nicht vereinbar.
Der traditionelle Gansabhauet in Sursee muss dieses Jahr abgesagt werden. (Bild: Patrick Hürlimann (11. November 2019))

Niels Jost

Die Kommission Gansabhauet hat sich nach Rücksprache mit dem Stadtrat Sursee und der Zunft Heini von Uri Sursee für die Absage des traditionsreichen Anlasses entschieden, dies teilte die Stadt am Mittwochmorgen mit. Bereits im Frühling, als die Coronapandemie ihren Lauf nahm, sei man zusammengesessen und habe mögliche Szenarien besprochen, sagt Kommissionspräsident Michael Blatter auf Anfrage.

«Schon damals ist klar gewesen: Entweder ganz oder gar nicht.»

Aufgrund der steigenden Fallzahlen und der Schutzmassnahmen des Bundes und des Kantons sei nun für alle Beteiligten «völlig klar», die Gansabhauet abzusagen, sagt Blatter. Eine Corona-konforme Durchführung – etwa mit Absperrungen und Eintrittskontrollen – habe man zwar geprüft. «Doch solche Regulierungen passen nicht zur Gansabhauet», findet Blatter. An den Anlass, der jeweils am Martinstag am 11.11. stattfindet, kommen jeweils zwischen 3000 und 4000 Zuschauer.

Anlass schon während Weltkriege abgesagt

Es ist nicht das erste Mal, dass die Gansabhauet abgesagt werden muss. Letztmals war dies 1956 der Fall, weiss Blatter, der in Sursee als Stadtarchivar tätig ist. Damals wurde aus Solidarität mit der ungarischen Bevölkerung im Aufstand gegen die sowjetischen Truppen auf eine Durchführung verzichtet.

Auch während der Weltkriege fand von 1914 bis 1918 keine Gansabhauet statt, ebenfalls in den letzten Kriegsjahren von 1942 bis 1945.

Corona-konformes «Chäszännen» angedacht

Obwohl der Grossanlass 2020 ausfällt, soll er am 11. November im Städtli präsent sein, etwa durch das Erzählen virtueller Geschichten, so Blatter. Möglich sei ebenso ein Corona-konformes «Chäszännen», welches jeweils Teil der Gansabhauet ist. Dabei können Kinder eine Grimasse ziehen und ein Stückchen Käse erhalten. Eine weitere Möglichkeit sei, den Schlägerinnen und Schlägern eine kleine Geste zukommen zu lassen. Die verschiedenen Optionen würden in den kommenden Wochen geprüft.

Die Kommission Gansabhauet, der Stadtrat und die Zunft Heini von Uri hoffen, den Anlass dann 2021 wieder im gewohnten Rahmen durchführen zu können.

Genauer Ursprung unbekannt

Der genaue Ursprung der Gansabhauet ist unbekannt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird er jedoch jeweils vor dem Surseer Rathaus durchgeführt. Bei der Gansabhauet geht es darum, mit einem einzigen Säbelhieb den Hals einer leblosen, am Hinterkopf aufgehängten Gans zu durchtrennen. Dies ist nicht so einfach, denn die in einen roten Umhang gekleideten Schlägerinnen und Schläger sehen hinter ihrer Sonnenmaske nichts. Zudem ist ihr Dragonersäbel stumpf.

Im vergangenen Jahr hatte es eine Premiere gegeben bei der Gansabhauet, deren Ursprung möglicherweise auf die mittelalterlichen Zehntenabgaben zurückreichen: Mit Aline Theiler aus Pfeffikon war erstmals eine Frau erfolgreich gewesen.

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