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Luzern

Luzerner Campingplätze melden: Ausgebucht teilweise bis August

Drei Luzerner Campingplätze schildern, wie sich der diesjährige Campingsommer entwickelt und wie sie mit den vielen Buchungen umgehen. Der Verbandspräsident von Swisscamps erklärt die Präferenzen der Schweizer Gäste.
Andreas Knüsel ist nicht nur Campingplatzbesitzer in Meierskappel, sondern auch Landwirt. (Bild: Pius Amrein (Meierskappel, 4. Juli 2020))
Die Kapazität des Campings Gerbe kann nicht beliebig erhöht werden. Deshalb wird es wohl nicht gelingen, die im Frühling verpassten Einnahmen ganz zu kompensieren. (Bild: Pius Amrein (Meierskappel, 4. Juli 2020))
Diese Dame geniesst das schöne Wetter. Bei Regen ist das Campieren weniger beliebt. (Bild: Pius Amrein (Meierskappel, 4. Juli 2020))
Die beiden Brüder Erik (links) und Finn aus Allschwil im Kanton Baselland geniessen ihre Campingferien.  (Bild: Pius Amrein (Meierskappel, 4. Juli 2020))

Salome Erni

Salome Erni

Salome Erni

Salome Erni

Andreas Knüsel vom Campingplatz und Erlebnisbauernhof Gerbe in Meierskappel beantwortet die Fragen auf dem Traktor, während er mit 1,3 km/h über das Feld tuckert. Noch nie sei auf seinem Campingplatz so viel gebucht worden – bis zu 62 E-Mails und 20 Telefonate galt es täglich neben Heuernte und reifen Chriesi zu bewältigen.

Auch in den letzten Jahren war der Camping in der Hochsaison teilweise ausgebucht, dass «alle vorab reservieren, ist aber neu», so Knüsel. Er vermutet, die Leute hätten Angst, keinen Platz mehr zu erhalten. Die Buchungen bedeuten für Knüsel zwar einen grossen administrativen Aufwand, bringen gleichzeitig aber auch Planungssicherheit.

Als nach dem Lockdown die Schweizer Grenzen schrittweise geöffnet wurden, sei «wie ein Schalter umgekippt» worden, schildert auch Michael Hippler die Situation. Der Campingplatzleiter des Camping- und Caravanning-Clubs Luzern beschreibt einen wahren Ansturm auf den Camping Lido Luzern, sie seien von 0 auf 100 Prozent durchgestartet. «Wir sind pumpen voll. Der Sommer sieht super aus und wir sind echt zufrieden», sagt Hippler. So wie es aktuell aussehe, könnte der diesjährige Sommer so gut wie das letztjährige Topjahr werden. «Zum Glück hatten wir bereits die Saisonkräfte vor Ort», sagt Hippler. Zwei Personen seien ständig damit beschäftigt gewesen, die vielen Buchungen entgegenzunehmen.

Rekordmässige Buchungen aber weniger Gesamtübernachtungen

Der TCS Camping Sempach zeichnet ein ähnliches Bild: Er ist nach einem anhaltenden Ansturm bis am 5. August ausgebucht. Laut Oliver Grützner, Leiter Tourismus und Freizeit beim TCS, haben sich die Buchungseingänge mehrfach gehäuft. So sei es zu einem Anstieg an Buchungen gekommen, als man befürchten musste, Ferien im Ausland würden komplett ausfallen. Nach der Ankündigung, dass die Campingplätze wieder aufgehen würden, sei es schlagartig zu einer zweiten Buchungswelle gekommen. Und seit der Grenzöffnungen gebe es nun auch wieder Buchungen aus dem Ausland, hauptsächlich aus Deutschland. Bis heute gehen nach Grützners Angaben täglich viele Anfragen ein. Die Anzahl Buchungen für den Herbst sei bereits doppelt so gross wie im Vorjahr. Grützner fährt fort:

«Je nach Wetterlage sind wir sehr zuversichtlich, die verkürzte Saison mit einem guten Ergebnis abzuschliessen.»

Die Verantwortlichen in Luzern und Meierskappel sind da weniger optimistisch. Trotz des aktuellen Ansturms könnten die während des Lockdowns entstandenen Verluste nicht kompensiert werden – zumal die Campings ihre Kapazität naturgemäss nicht beliebig erhöhen könnten.

Auch der Präsident des Schweizer Branchenvereins der Campingplätze Swisscamps rechnet nicht damit, dass die 3,8 Millionen Übernachtungen von letztem Jahr heuer wieder erreicht werden. «Mit 3 Millionen Übernachtungen in Schweizer Campings wäre ich mega glücklich», meint der Brienzer Marcel Zysset. Der gute Juni habe die Ausfälle im Frühling zwar ein bisschen kompensiert können:

«Doch über Ostern und Pfingsten hatten sehr viele Buchungen storniert werden müssen. Ausserdem wagen sich Ausländer derzeit noch immer nur spärlich in die Schweiz.»

Schlussendlich hänge es aber völlig vom Wetter ab, ob die verkürzte Saison als eine gute oder schlechte in die Geschichte eingehen wird. «Denn campiert wird schliesslich draussen», gibt Zysset zu bedenken.

Schweizer Gäste bevölkern die Campingplätze – in den Bergen hat es noch Platz

Laut dem Swisscamps-Präsidenten Marcel Zysset bewegt sich der Anteil an inländischen Gästen in diesem Jahr schweizweit bei 70 bis 80 Prozent. Zum Vergleich: Im Flachland bewegte sich dieser Wert während der letzten Jahre um die 50 Prozent. Dass dieses Jahr anteilsmässig mehr Schweizerinnen und Schweizer auf den Campings anzutreffen sind, hat laut Zysset zwei Gründe: Einerseits mussten viele ausländische Annullationen verzeichnet werden, andererseits bleiben die Schweizer und Schweizerinnen in der Heimat.

Dieser Sommer sei eine grossartige Chance, die Campingplätze dem Schweizer Publikum vorzustellen, so Zysset. Auf eine Werbekampagne habe der Verband bislang jedoch verzichtet, denn der grosse Ansturm bestand sowieso. Wer aber trotz der vielen Buchungen noch einen Platz für sein Zelt oder sein Wohnmobil ergattern möchte, dem gibt der Brienzer einen Tipp:

«Zwar sind viele Campings ausgebucht, doch in den Bergregionen findet man noch freie Plätze.»

Dies erklärt sich, weil in den Bergen traditionsgemäss mehr Briten und Niederländer ihre Ferien verbringen. Das Ausbleiben der ausländischen Camper kompensieren die Schweizer Gäste dort nicht, denn für Inländer seien laut Zysset die Seeregionen attraktiver.

Das Problem mit Schweizer Gästen sei, dass es für sie ein Leichtes sei, auf das Wetter zu reagieren. Während Camper aus dem Ausland wohl oder übel ihre Gummistiefel einpacken und auch bei Regen in der Schweiz bleiben, würden Schweizerinnen und Schweizer ihre Zelte bei schlechtem Wetter abbrechen und nach Hause fahren, erklärt Zysset.

Boom unter Campingneulingen?

Der Anteil an ausländischen Gästen am Sempachersee sank in diesem Jahr von einem Viertel auf bloss zwei Prozent, so TCS-Leiter Oliver Grützner. Da die Luzerner Campings aber viel mehr Schweizerinnen und Schweizer begrüssen können, werden die weggefallenen Ferntouristen praktisch kompensiert. Dies sei auch in Meierskappel und selbst auf dem sehr international ausgerichteten Camping Lido Luzern der Fall. Ausserdem sind neben vielen Wochenendbuchungen mehr Langzeitaufenthalte zu verzeichnen, erklärt auch Verbandspräsident Marcel Zysset.

Michael Hippler beobachtet, dass sich zahlreiche Besucherinnen und Besucher zum ersten Mal ans Campieren als Alternative zum Hoteltourismus wagen. Für den Leiter des Campings Lido Luzern ist klar: «Heutige Wohnmobile haben einen derart hohen Ausbaustandard, dass sie denselben Komfort wie ein Hotelzimmer bieten können.» Beim Sempacher Camping geht man ebenfalls davon aus, dass dieses Jahr mehr Neulinge zu erwarten sind. Und auch Andreas Knüsel aus Meierskappel ist sich sicher, dass derzeit viele den Campingplatz als neue Ferienoption entdecken – sei es mit einem neu gekauften Zelt, einem gemieteten Wohnmobil oder mit dem alten Wohnwagen der Eltern.

Zysset vom Campingplatzverband widerspricht dieser Beobachtung. Er glaubt nicht, dass ein langjähriger Hoteltourist über Nacht zum passionierten Camper wird. Wo er aber Potenzial sieht, ist bei den populären Glamping-Unterkünften, die «tatsächlich ein Ersatz für die Hotelferien in der Türkei sein können.» Dank den vielen verkauften Wohnmobilen sei aber in den letzten zehn Jahren wirklich ein anhaltender Campingboom entstanden. Er prognostiziert, dass dieser Trend die nächsten zehn Jahre anhalten wird, denn die gekauften Fahrzeuge «wollen bewegt werden».

Mietunterkünfte wurden teilweise zögerlicher gebucht, aber nun sind sie ebenfalls voll

Im TCS Camping Sempach seien die sogenannten Glamping-Unterkünfte auch dieses Jahr restlos ausgebucht – und dies sogar schneller, als die letzten Jahre, lässt sich Grützner zitieren. Erst ab Mitte August sind wieder Unterkünfte frei.

In Meierskappel wie auch Luzern liefen die Mietobjekte zu Beginn weniger gut. Die Nachfrage war besonders während der Monate Mai und Juni geringer gegenüber den letzten Jahren. Dies hänge wohl damit zusammen, dass die Menschen beim Mieten nach wie vor vorsichtig seien, erklärt der Luzerner Campingplatzleiter. Im Gegensatz zum eigenen Wohnwagen wisse man nicht, wer vorher im Bett schlief oder am Tisch ass. Hippler führt aus: «Hier besteht dieselbe Problematik wie bei einem Hotel. Die Gäste sind zurückhaltender.» Trotzdem sind die Wohnwagen und kleinen Häuschen in Luzern während der Hauptsaison bereits ausgebucht und auch in Meierskappel sind nach einem zögerlichen Beginn die beiden Tipis und das Angebot «Schlafen im Stroh» gut besetzt.

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