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Luzern

Uni-Absolventin Veneranda Qerimi: Darum konnte sie erst in der Schweiz ihr Traumstudium absolvieren

Veneranda Qerimi ist in Albanien aufgewachsen, ein Theologiestudium war für sie dort jedoch nicht möglich. Aus Liebe kam sie später in die Schweiz – fand hier doppeltes Glück.
Veneranda Qerimi ist in Albanien aufgewachsen und Masterabsolventin in Theologie. (Bild: Dominik Wunderli (Weggis,
21. Oktober 2020))

Fabienne Mühlemann

Es herrscht Stille. Bis auf einen Gärtner, welcher gerade die Blumen beim Bildungshaus Stella Matutina in Weggis zurückschneidet, sind keine Personen auszumachen. Jenes liegt von Bäumen umgeben auf einem Hügel mit bestem Blick auf den Vierwaldstättersee und den Pilatus. Plötzlich taucht fröhlich winkend Veneranda Qerimi, frischgebackene Theologie-Masterabsolventin an der Uni Luzern, beim Haupteingang auf. Mit ihrer aufgestellten Art lässt sie den Ort gleich zum Leben erwecken.

In Weggis absolviert sie gerade eine Weiterbildung im Rahmen der Berufseinführung des Bistums Basel und der Uni Luzern. Denn sie befindet sich in ihrer zweijährigen Ausbildung zur Seelsorgerin des Pastoralraums Baldeggersee in Hochdorf. «Das ist für mich der schönste Job, denn ich liebe die Arbeit mit Menschen und die verschiedenen Begegnungen. Man lernt die Leute tiefer kennen», sagt Qerimi. Und:

«Im Gottesdienst zu sehen, wie sehr die Menschen Gott lieben, erfüllt mich mit Freude.»

Theologiestudium war in Albanien nicht möglich

Gott. Ein Wort, welches im Leben der 32-Jährigen eine grosse Rolle
spielt – dies vor allem wegen ihrer Familie. Veneranda Qerimi ist in Albanien als eines von acht Kindern auf einem Bauernhof aufgewachsen. «Wir waren nicht streng katholisch, aber die Religion war uns wichtig. In der kommunistischen Zeit war der Glaube aber verboten, Albanien wurde zum ersten atheistischen Staat der Welt», sagt Qerimi. Trotzdem habe die Familie an ihrem Glauben festgehalten. Für die fromme junge Frau war damals das Theologiestudium kein Thema, denn dieses werde dort nur Priesteramtskandidaten angeboten. Daher hat sie Psychologie studiert.

Per Zufall lernte sie ihren späteren Ehemann kennen, einen Schweizer mit Wurzeln im Kosovo, welcher gerade in Albanien Ferien machte. Vor neun Jahren zog sie aus Liebe dann in die Schweiz und absolvierte einen Deutschkurs, um die Sprache zu lernen. Als sie realisierte, dass ein Theologiestudium hier für sie nun möglich war, wollte sie es unbedingt versuchen. «Es war zu Beginn nicht leicht, auch wegen der komplizierten Sprache. Doch das Studium war sehr bereichernd, es gab tolle Begegnungen und ich konnte die Geschichte der Schweiz noch besser kennen lernen», sagt Qerimi. Ausserdem habe ihr Mann sie unglaublich unterstützt – finanziell, moralisch und auch seelisch.

«Glaube spielt auch in der Schweiz noch eine grosse Rolle»

Für ihre Masterarbeit hat sie ein Thema gewählt, welches sie als Kind schon beschäftigt hat. Nämlich, wie sich der Wille Gottes in der christlichen und der sunnitischen Theologie unterscheidet. «Ich wollte herausfinden, wie man im Islam Gott versteht. Denn in Albanien haben die Muslime alle Ereignisse mit Gott erklärt. Doch ich fragte mich immer, wie er auch Schlechtes wollen kann?» Die Arbeit habe ihr dabei geholfen, die islamische Kultur besser kennen zu lernen und zu verstehen.

Doch zurück zur Kirche. Derzeit gibt es immer mehr Menschen, die aus der Kirche austreten. Wie nimmt Qerimi dieses Phänomen wahr? Die Theologin sagt:

«Ich denke, dass der Bezug zu Gott in der Schweiz immer noch gross ist. Man sieht überall Kerzen und Kreuze. Der Glaube ist lebendig.»

Es gebe kaum Unterschiede zu Albanien, sie konnte ihren Glauben in der Schweiz genau so weiterleben, wie sie es in ihrer Kindheit tat. Sie unternehme auch hier zum Beispiel viele Pilgerwanderungen, wie nach Einsiedeln oder zu Bruder Klaus.

Deswegen hat sie auch nicht vor, wieder nach Albanien zurückzukehren. «Ich liebe es, dort Ferien zu machen und immer wieder meine Familie besuchen zu können. Doch ich möchte nicht mehr zum dritten Mal ein neues Leben mit neuen Freunden anfangen müssen», sagt Veneranda Qerimi.

«Doch trotzdem werde ich immer mit meiner Heimat verbunden bleiben.»

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