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Luzern

Überforderte Luzerner Schüler können künftig nur noch von einer Fremdsprache dispensiert werden

Wer sich als Schüler mit dem Erlernen von Französisch und Englisch überfordert fühlt, kann heute vom Unterricht beider Sprachen dispensiert werden. Ab kommendem Schuljahr wird dies nur noch für eine Sprache möglich sein.
Ab dem Beginn des Schuljahres 2019/2020 können Schüler der Volksschule nur noch von einer Fremdsprache dispensiert werden. (Symbolbild: Gaetan Bally/Keystone)

Elena Oberholzer

An den Volksschulen im Kanton Luzern werden zwei Fremdsprachen unterrichtet – Englisch ab der dritten und Französisch ab der fünften Klasse. Wenn das dem einzelnen Schüler zu viel wird, kann er sich von einer oder im Extremfall sogar von beiden Fremdsprachen dispensieren lassen.

Letzteres wird künftig jedoch nicht mehr möglich sein, wie der Luzerner Regierungsrat beschlossen hat. Überhaupt soll eine Dispensierung erst ab der fünften Klasse möglich sein. Also ab dem Zeitpunkt, ab welchem beide Sprachen unterrichtet werden.

Dispensationen sind eigentlich selten

Das klingt jetzt so, als wäre diese Einschränkung nötig gewesen, weil sich sonst zu viele Schülerinnen und Schüler dispensieren lassen würden. Dies sei aber nicht der Fall, wie Charles Vincent, Dienststellenleiter der Volksschulbildung, auf Anfrage erklärt. Über alle Klassen hinweg werde jährlich nicht einmal ein Prozent von einer oder zwei Fremdsprachen dispensiert, letzteres ist höchst selten. Ein Prozent der Schülerschaft, das bedeutet für die Volksschulen des Kantons Luzern ungefähr 40 Schüler pro Jahrgang.

Zudem werden die Schüler nicht selbst entscheiden, ob sie dispensiert werden. Primär beurteilt die Klassenlehrperson, in Absprache mit den Eltern des Schülers, ob eine Dispensation vom Fremdsprachenunterricht hilfreich wäre, so Vincent. Grundsätzlich ist es auch möglich, sich von anderen Fächern wie beispielsweise Musik oder Sport dispensieren zu lassen. Die Entscheidung für eine generelle Dispensation von einem Fach liegt bei der Schulleitung.

Ein Grund für die Einführung der Regelung für die Dispensation vom Fremdsprachenunterricht sei eine Erhebung aus dem Jahre 2015 gewesen, in der festgestellt wurde, dass 8,4 Prozent der Luzerner Schüler der zweiten Sekundarstufe vom Französisch dispensiert wurden. Überhaupt werden laut Vincent die meisten Schüler vom Französischunterricht dispensiert: «Mit Englisch scheinen die wenigsten Mühe zu haben.» Generell sei die Zahl der Dispensationen in der Sekundarschule deutlich höher als in der Primarschule, weshalb eine Einschränkung durchaus berechtigt sei, so Vincent.

Fremdsprachen fürs Berufsleben

Mit der Einführung der Regelung zielt man jedoch noch auf etwas anderes ab: die Schüler sollen in der Volksschule bestmöglich auf den Berufsalltag vorbereitet werden. Auch in weniger anspruchsvollen Berufen werden heute nämlich oft Fremdsprachenkenntnisse verlangt. Charles Vincent sagt:

«Man will einfach nicht, dass die Schüler aus der Volksschule kommen und gar keine Fremdsprache gelernt haben»

Die neue Regelung wird ab Beginn des Schuljahres 2019/2020 in Kraft treten. Aber was geschieht mit denjenigen Schülerinnen und Schülern, welche dann plötzlich eine anstelle von keiner Fremdsprache erlernen müssen? Das betreffe wirklich nur Einzelfälle, so Vincent, die meisten Lernenden seien auch bis anhin nur in einem Fach dispensiert worden.

Wird ein Schüler von einer Fremdsprache dispensiert, hat er während diesen Lektionen aber nicht einfach frei. Es sei Aufgabe der Lehrperson, den Schülern während dieser Zeit andere Aufträge zu geben, so Vincent. Da die Dispensationen oft Schüler betreffen, welche auch in anderen Fächern Mühe haben, könne die Zeit für Förderunterricht genutzt werden. Auch sind oftmals Schüler betroffen, welche nicht Deutsch als Muttersprache haben. Dann können die Lektionen für zusätzlichen Deutschunterricht genutzt werden.

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