Roseline Troxler
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Der Abenteuerpfad der Bergkäserei Marbach ist wohl der jüngste Themenweg im Kanton Luzern. Mitte Juni wurde er aus der Taufe gehoben. Die genaue Zahl solcher Abenteuerpfade und Themenwege ist unklar. Fakt ist: Die Vielfalt im Kanton Luzern ist gross. Dies bestätigt Urs Wagenseil, Tourismusexperte an der Hochschule Luzern. «Von den Themen her gibt es sehr viele Wege rund um die Natur. Weitere Themen sind Heimatkunde und Spiritualität.» In der Stadt Luzern hingegen würde mit den Foxtrails der Unterhaltungswert im Vordergrund stehen.
Wege sollen Spaziergänger interaktiv ansprechen
Damit ein Pfad funktioniert, braucht es laut Wagenseil «nicht nur Erklärendes, sondern ein Erlebnis». So sagt er: «In den 70er- und 80er-Jahren reichten Infotafeln mit Erläuterungen zu Pflanzen aus, heute ist es wichtig, dass die Spaziergänger interaktiv angesprochen werden, etwa mit der Einbindung von neuesten mobilen Technologien.» Teils werde aber auch bewusst auf solche verzichtet. «Steht bei einem Weg die Natur oder Besinnliches im Vordergrund, kann es widersprüchlich sein, wenn man das Handy nutzen muss.»
Wichtig ist laut Wagenseil auch der lokale Bezug und die Einzigartigkeit. «Einige Wege sind ‹fancy›, sind aber nicht in die Region eingebettet. Diese Pfade sind einfach zu kopieren.» In der Deutschschweiz gibt es laut dem Tourismusexperten «eine unglaubliche Dichte» an Wegen. Dadurch komme es auch oft zu thematischen Wiederholungen.
Können solche Pfade gar von der schönen Landschaft, welche die Schweiz bietet, ablenken? Wagenseil verneint: «Die Themenwege machen einen Bruchteil der Wanderwegkilometer aus. Jeder findet in der Schweiz, was er sucht. Themenwege sind gerade auch für nicht so wanderfreudige Personen ein möglicher Anreiz, sich in die Natur zu begeben.»
Einige Gemeinden kennen mehrere Themenwege
Besonders viele Themenwege sind im Entlebuch auszumachen. Einige Gemeinde haben gar mehrere – zum Beispiel Hasle mit dem Seelensteg Heiligkreuz und dem Wurzilla-Märchenweg. Oder Romoos: Dort lädt der Bärgmandli-Tritt im Zyberliland Familien zum Entdecken ein, und Interessierte können auf dem Köhlerweg den alten Brauch kennen lernen. Die grosse Zahl solcher Wege sieht Franziska Hofer vom Biosphärenzentrum darin, dass das Entlebuch kulturell sowie auch im Bereich der Landschaft und der Biodiversität viel zu erzählen hat. «Die Wege zeigen wichtige Themen auf und sensibilisieren die Gäste für die wertvolle Landschaft und die natürlichen Ressourcen.» Auch Brauchtümer und Eckpunkte aus der Geschichte würden vermittelt. Ob sich ein solcher Weg für eine Tourismusregion wie das Entlebuch finanziell lohnt, ist aber fraglich. «Eine Wertschöpfung ist meistens schwierig zu erzielen. Es werden keine Eintrittsgebühren verlangt. Wenn, dann profitieren die Gaststätten auf oder in der Nähe der Themenwege», erklärt Hofer.
Gute Instandhaltung und Signalisation entscheidend
Auch die Region rund um Willisau kennt viele Pfade zu unterschiedlichen Themen wie Sagen, Kräuter, Kapellen oder Wege für Kinder. «In den letzten Jahren sind immer wieder neue dazugekommen», sagt Corinne Müller, Geschäftsführerin von Willisau Tourismus. «Sie veranschaulichen oft Themen, welche für die Region typisch und von Bedeutung sind», sagt sie. Damit Gäste explizit wegen eines Themenweges in die Region kommen, brauche es einen sehr attraktiven Weg. Dazu gehöre auch eine gute Instandhaltung, eine klare Signalisation, ergänzende Infrastruktur entlang des Weges und natürlich ein spannendes Thema. «Nur ein Planetenweg, der nicht viel mit der Region zu tun hat, reicht dafür nicht aus», unterstreicht Corinne Müller. Laut der Tourismusverantwortlichen besteht auch immer die Gefahr, dass Themenwege schon bald veraltet sind. «Die Instandhaltung ist für die zuständigen Organisationen oft eine grosse Herausforderung.»
Natürliche Attraktionen sind besonders attraktiv
Für Peter Regli, Geschäftsführer von Sempachersee Tourismus, macht ein Themenweg im Gesamtkontext der Angebote einer Region Sinn, nicht aber als Einzelmassnahme. «Themenwege sind für kurze Ausflüge ein gutes Angebot oder in der Kombination mit anderen Besuchen.» Auch Sibylle Gerardi, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Luzern Tourismus, sieht sie als «ideale Ergänzung zum Naturerlebnis».
Trotz vieler spezieller Pfade unterstreicht Gerardi: «Der Faktor Aussicht und Panorama ist das wichtigste Kriterium für eine attraktive Wanderung.» Dies habe die Gästebefragung von Schweiz Tourismus gezeigt. «Ein gut unterhaltener Weg in schöner Atmosphäre, toller Aussicht, guten Fotospots, einem schönen Bergbeizli oder natürlichen Attraktionen wie Bergseen ist für die grosse Mehrheit der Wanderliebhaber bereits sehr attraktiv.»
Wenn eine Region dennoch auf Themenwege setzt, ist laut Urs Wagenseil eine gute Einbettung ins gesamte Angebot einer Region zentral. «Ein Weg muss zudem authentisch und glaubwürdig sein.» Er ermutigt, beim Thema und der Zielgruppe einen klaren Fokus zu setzen: «Ein Weg muss weder möglichst lang sein, noch allen Leuten gefallen, sondern für eine spezifische Benutzergruppe unterhaltsam und interessant sein.»
Hinweis: Weitere spezielle Pfade, die sich im Kanton Luzern befinden, können Sie uns auf kanton@luzernerzeitung.ch melden.
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