notifications
Luzern

Schweizweit einzigartig: Smarte Ampeln sollen in Luzern für kürzere Wartezeiten sorgen

Auf der Luzerner Tribschenstrasse wird eine neue Lichtsignal-Steuerung getestet – erstmals in der Schweiz. Davon sollen alle Verkehrsteilnehmer profitieren.
Unter anderem an der Kreuzung Tribschen-/Kellerstrasse wird die neue Lichtsignal-Steuerung getestet. (Bild: Dominik Wunderli, Luzern, 18. Oktober 2019)

Stefan Dähler

Kürzere Wartezeiten für alle und flüssigerer Verkehr – das sind die Ziele einer neuen Lichtsignal-Steuerung, die ab kommendem Montag während einer Woche in Luzern getestet wird. Für den Pilotversuch hat die Stadt die beiden Lichtsignalanlagen an den Kreuzungen Tribschen-/Kellerstrasse und Tribschen-/Werkhofstrasse ausgewählt, wie sie mitteilt:

Thomas Karrer, Projektleiter Mobilität bei der Stadt, sagt:

«Das neue System funktioniert
quasi wie ein Verkehrspolizist»

Karrer erklärt weiter: «Dieser sieht stets, auf welcher Spur sich wie viele Autos nähern oder bereits warten, wo eine Lücke ist und kann entsprechend flexibel reagieren.»

Herkömmliche Steuerungen dagegen schalten nach einer bestimmten Reihenfolge. Zwar reagiere auch das klassische System auf die Verkehrslage mit mehr oder weniger Grünzeit, das müsse aber für jede Fahrspur parametriert werden. Zudem entstünden während der Hauptverkehrszeit lange Wartezeiten für Fussgänger und Autos aus Nebenstrassen.

System bisher in Dresden im Einsatz

Die neue Steuerung wurde durch Stefan Lämmer von der Roland Müller Küsnacht AG in Zürich entwickelt. In einem Aussenquartier in Dresden ist sie auch bereits im Einsatz – in der Schweiz dagegen wird das System nun in Luzern erstmals getestet.

Von aussen ist es nicht sichtbar. «Im Vorfeld haben wir rund um die Kreuzungen zusätzliche Detektions-Schlaufen in die Fahrbahn gefräst», sagt Karrer. Diese erfassen frühzeitig, wie viele Fahrzeuge mit welchem Tempo in Richtung Kreuzung fahren und senden die Daten an das Lichtsignalsteuergerät. «Bemerkt das System, dass viele Autos warten, erhöht sich deren Priorität und schaltet für diese schneller auf grün.» Damit Fahrzeuge aus einer wenig befahrenen Seitenstrasse nicht ewig warten müssen, gibt es zudem eine maximale Wartezeit von 2 Minuten. Karrer:

«Je länger jemand wartet, desto
höher steigt er in der Priorität.»

Davon sollen auch Fussgänger profitieren. «Ausserdem kann die Steuerung schneller reagieren und auf grün schalten, wenn die Fahrbahn gerade frei ist.» Die Grünphasen würden sekündlich neu berechnet, deren Reihenfolge sei somit nicht mehr fix.

Busse würden wie bis anhin bevorzugt behandelt. Diese können von den Lichtsignalanlagen via Sensoren ebenfalls frühzeitig erfasst werden. Die Ampel schaltet dann auf der entsprechenden Fahrbahn schneller auf grün – dieses System existiert bereits länger.

«Der Versuch wird auch von anderen Städten mit Spannung erwartet», sagt Karrer. Begleitet wird er auch von der ETH Zürich. Sollte sich das System bewähren, würde die Steuerung an den Test-Standorten definitiv eingeführt. Wo man diese zusätzlich installieren könnte, sei noch offen. «Wahrscheinlich ist, dass wir bestehende Anlagen jeweils nach Ende derer Lebensdauer laufend ersetzen.» Eine Lichtsignalanlage hat eine Lebensdauer von etwa 20 Jahre.

Innenstadt wird bewusst gemieden

Für den Pilotversuch hat die Stadt bewusst Kreuzungen gewählt, die nicht zu den am stärksten befahrenen gehören. «Wir wollten den Test nicht in der Innenstadt machen», sagt Karrer. Bei einer Störung wären dort die Auswirkungen viel grösser. «Dennoch handelt es sich bei den Test-Kreuzungen um wichtige Kreuzungen mit mehreren Buslinien, zahlreichen Fussgängern und einem grossen Verkehrsaufkommen während der Hauptverkehrszeit.»

Das Budget für den Pilotversuch beträgt rund 300'000 Franken. «In diesem Betrag sind aber nicht nur die Installation der neuen Steuerungen enthalten, sondern auch die Verkehrssimulationen im Vorfeld und die Auswertung des Tests», sagt Karrer. Wie viel die Umrüstung von Lichtsignalanlagen künftig kosten würde, könne man daher noch nicht sagen. Es dürfte aber weniger sein. «Ausserdem erhoffen wir uns durch das neue System einen tieferen Aufwand für die Programmierung und Betrieb der Lichtsignalanlagen.»

Kommentare (0)