notifications
Luzern

Stadt Luzern: Der Kampf ums Dammgärtli eint das BaBeL-Quartier

Mehr Wertschätzung für das Dammgärtli zu schaffen war letztes Jahr das Ziel von «Seed of Change». Nun haben die Bewohner des Quartiers wieder eine Woche Arbeit investiert.
Das Dammgärtli wurde während einer Woche von den Quartierbewohnern neu belebt, bemalt und dekoriert. (Bild: PD)
Auch die Bäume wurden bunt dekoriert.
(Bild. Manuela Jans-Koch (Luzern, 10. Juli 2020))
Der Unterstand wurde verschönert. (Bild. Manuela Jans-Koch (Luzern, 10. Juli 2020))
Spass und Zusammenhalt, das ist das Resultat des Projekts «Seed of Change». (Bild. Manuela Jans-Koch (Luzern, 10. Juli 2020))
Die Kinder in Aktion. (Bild: PD)

Natalie Ehrenzweig

Natalie Ehrenzweig

Natalie Ehrenzweig

Natalie Ehrenzweig

Natalie Ehrenzweig

Im letzten Sommer pflanzten Andreas Müller und Matthias Leutwyler den «Seed of Change» im Dammgärtli. Während einer Woche malten und bastelten sie mit den Bewohnern des Quartiers an der Dammwand, dem Löwenwagen und der Rutschbahn. Ein gemeinsames Fest schloss die Woche ab. Und das Pflanzen hat funktioniert.

«Der Umgang im Quartier ist weniger anonym, man grüsst sich. Das führt zu einer Art positiver sozialer Kontrolle», meint Andreas Müller schmunzelnd. Die Schulsozialarbeit hat zusammen mit dem Illustrator Matthias Leutwyler die Nachbarschaftsaktion letztes Jahr gestartet. «Wir haben uns bewusst keine Vereinsstrukturen gegeben. Es basiert alles auf Vertrauen und Beziehungen», betont er.

Beziehungen und Begegnungen, so Matthias Leutwyler, seien auch der Kern der Aktion. Klar gehe es auch um die Aufwertung des Dammgärtlis. Doch dieses sei als Standort des Hilfsschachts für den Bypass sowieso gefährdet. «Wir befürchten, dass sich nicht mehr viel gegen den Schacht ausrichten lässt. Doch uns bleiben noch vier, fünf Jahre. Das ist für unsere Kinder ja die Hälfte ihres bisherigen Lebens», betont Andreas Müller. Leutwyler ergänzt:

«Deshalb geben wir hier alles, bis zum letzten Moment.»

Dass sich das Engagement lohnt, hat sich für die Initianten schon im vergangenen Jahr gezeigt: «Nach unserem Abschlussfest hat sich eine Whatsapp-Gruppe gebildet. Praktisch jeden Monat haben sich dann Leute zum Grillen getroffen, bis zu den Coronamassnahmen», erzählt der Sozialarbeiter. Und der Quartierchat wachse stetig. «Ich denke, er wird auch nach dem Fest am Donnerstag weiter wachsen. Das war nämlich doppelt so gross wie letztes Jahr, obwohl wir weniger organisiert haben. Die Besucher haben das Essen selbst mitgebracht und es hat sich eine spontane Band ergeben. Plötzlich haben wir alle serbischen Volkstanz getanzt», so der Illustrator.

Gefeiert wurde am Donnerstag der Abschluss der zweiten Aktionswoche. «Diesmal haben wir den Unterstand verschönert. Erst haben wir ihn weiss gestrichen, dann farbig gemacht. Und Kinder haben Porträts von Menschen aus dem Quartier gemalt», erzählt Andreas Müller.

Das Quartier ist in Bewegung gekommen: «Verschiedenste Menschen haben sich sehr engagiert und geholfen, Gemeinschaft ist entstanden», sagt Matthias Leutwyler. Auch sprachlich habe man sich zu helfen gewusst – in der Baselstrasse leben Menschen aus 70 Ländern.

«Es hat sich wie ein Ferienlager angefühlt»

Die Coronamassnahmen haben dem Quartierleben einen Dämpfer versetzt. «Wir konnten zwar nicht mehr grillen. Dafür haben sich die verschiedenen Kräfte im Quartier besser vernetzt. Gerade bezüglich des Bypasses gab es viel Austausch. Der Quartierverein hat auch das Einkaufen für die Risikogruppe top organisiert», so Andreas Müller. Eine Einsprache beim Astra ist nun noch hängig. Obwohl das Thema das Quartier umtreibt, haben die Initianten bewusst darauf verzichtet, das Fest politisch zu nützen. Matthias Leutwyler:

«Wir wollten einfach das Leben feiern.»

Auf wie viel positives Feedback die Aktion stösst, zeigt sich nicht nur daran, dass viele Leute beim Bemalen des Unterstandes mithalfen. «Der Maler Boris Vukovic, der im Gebäude neben dem Dammgärtli sein Lager hat, hat uns erlaubt, seine Farben und Werkzeuge zu benützen, obwohl er in den Ferien ist. Wir hatten also sehr niedrige Kosten», sagt Andreas Müller. Die Woche sei sehr wertvoll gewesen und habe sich wie ein Ferienlager angefühlt, erzählt Matthias Leutwyler schmunzelnd: «Diese Begegnungen sind sehr bereichernd.»

Obwohl vor einem Jahr niemand eine Vorstellung davon hatte, wo die Reise von «Seed of Change» mittel- oder langfristig hingeht – und die Initianten das auch heute noch nicht wissen: Klar ist, dass ihnen das Engagement Freude macht. «Wir haben zusammen mit dem Verein Cup of Color auch gelernt, mutig zu sein und das Risiko einzugehen, dass vielleicht niemand kommt. Cup of Color hat uns auch gezeigt, wie wir partizipativ arbeiten können», erklärt Andreas Müller. Offen sei noch die Verschönerung des grauen Gebäudes, das an das Dammgärtli grenzt. «Dafür haben wir schon eine Bewilligung. Und wir haben Lust, etwas mit Urban Gardening zu machen», verrät Leutwyler.

Kommentare (0)