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Luzern

So will Reiden ohne Villenzonen zu guten Steuerzahlern kommen

Der Gemeinderat von Reiden will mehr potente Steuerzahler anziehen. Das ist bei einer bereits hohen Leerwohnungsziffer und rigiden Vorgaben bei Einzonungen nicht einfach. Bauvorsteher Willi Zürcher setzt auf die neue Ortsplanungsrevision.
Steht vor schicksalshaften Jahren: Die Gemeinde Reiden. (Bild: Jakob Ineichen, 26. September 2018)
Gemeinderat Willi Zürcher. (Bild: Dominik Wunderli)

Alexander von Däniken

Alexander von Däniken

Es ist eine grosse Wende, die Reiden vollziehen will. Von einer Gemeinde mit einem Schuldenberg von 40 Millionen Franken und mehreren Investitionen in Millionenhöhe zu einer Gemeinde, die auf «finanziell stabilen Füssen» steht. Das ist der wichtigste Teil der Mission, welche die Exekutive in der Gemeindestrategie festgehalten hat. Diese wiederum haben kürzlich 55 Stimmbürger einstimmig zustimmend zur Kenntnis genommen (Ausgabe vom 27. September).

Für die finanziell stabilen Füsse sollen weder eine Erhöhung des Steuerfusses von aktuell 2,3 Einheiten noch eine Fusion mit einer Nachbargemeinde sorgen. Der Gemeinderat will dafür die tiefe relative Steuerkraft anheben. Dieser Wert lag 2017 bei 1188 Franken pro Einwohner und damit 383 Franken unter dem kantonalen Schnitt. Heisst: Der Anteil an potenten Steuerzahlern soll steigen.

«Einfamilienhaus wird zum Auslaufmodell»

Dieses Ziel ist nicht einfach zu erreichen. Zumal es die aktuellen Raumplanungsgesetze den Gemeinden kaum erlauben, Gebiete mit niedriger Ausnützungsziffer auszuscheiden. So sagte der kantonale Baudirektor Robert Küng (FDP) am Montag anlässlich der Präsentation der neusten Zahlen von Lustat Statistik Luzern: «Es braucht ein Umdenken bei der Gestaltung des Siedlungsraumes.»

Als Beispiel führte Küng an: «Das Einfamilienhaus wird zum Auslaufmodell.» An Platz mangelt es in Reiden nicht. Gemeinderat Willi Zürcher (FDP), zuständig für das Ressort Bau und Infrastruktur, führt aus, dass die derzeit rund 7000 Einwohner zählende Gemeinde auf Basis der aktuellen Ortsplanung über eine Kapazität von rund 8900 Einwohnern verfügt. Die Leerwohnungsziffer beträgt gemäss Lustat derzeit 4,15 Prozent – weit über dem kantonalen Durchschnitt von 1,44 Prozent. Dabei ist Reiden durchaus auch punkto Einwohnerzahl gewachsen. Allein in den letzten zehn Jahren um 1000 Köpfe.

Doch das Wachstum, sagt Zürcher, verlief bisher ohne grosse Strategie. «Eine Strategie, die wir jetzt mit der vorliegenden Gemeindestrategie haben.» Wie aber sieht diese konkret aus? «Wir werden mit der neuen Ortsplanung versuchen, über neue Planungsinstrumente – etwa qualitative Gestaltungs- und Bebauungspläne – etwas mehr Einfluss zu gewinnen. So könnten wir zum Beispiel gewisse Auflagen betreffend Nettowohnflächen von Wohnungen und Ausbaustandard machen. Auch könnten wir auf die Wohnlage Einfluss nehmen.»

Beispiel: Handelt es sich bei einem Bauvorhaben um einen Wohnblock mit Südausrichtung, sollten darin zum Beispiel grosse 3,5- und 4,5-Zimmer-Wohnungen mit gehobenem Ausbaustandard entstehen. Die Revision will der Gemeinderat nächstes Jahr angehen – respektive, er muss. Denn die Orts- und Zonenpläne müssen bis 2023 dem kantonalen Recht angepasst werden. Das Ziel ist klar: Innere Verdichtung.

Auch bestehende, ältere Mehrfamilienhäuser sollen nach und nach im Standard ausgebaut werden. Hier ist der Einfluss des Gemeinderats zwar begrenzt, wie auch Zürcher einräumt. «Aber in einer Gemeinde, wo praktisch jeder jeden kennt, kann man das Gespräch suchen», sagt Zürcher. Als positives Beispiel nennt er die Wohnbaugenossenschaften in Langnau und Reiden, welche kürzlich ein Mehrfamilienhaus mit einem Lift ausgestattet oder ein bestehendes Mehrfamilienhaus sogar ersetzen werden.

«Weiterzumachen wie bisher ist keine Option»

Aber lassen sich so wirklich Doppelverdiener und andere gute Steuerzahler nach Reiden locken? «Die Alternative wäre, so weiterzumachen wie bisher. Das ist für uns aber keine Option», sagt Willi Zürcher. Er fügt an, dass es auch entscheidend sei, Reidens positive Seiten besser zu vermarkten – für Firmen und Bürger. Das ist die Aufgabe von Gemeindepräsident Hans Kunz (CVP) und ist ebenfalls in der Gemeindestrategie festgehalten. Konkrete Massnahmen sind nächstes Jahr zu erwarten.

Das gilt auch für die Ortsplanungsrevision, bei der sich Zürcher noch nicht in die Karten blicken lässt, welche Quartiere sich für eine Aufwertung eignen.

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