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Getrübter Badespass

Seichtes Wasser: Vorsicht vor den «Entenflöhen»

Die Wassertemperaturen sind vielerorts auf 23 Grad angestiegen. Dadurch vermehren sich die sogenannten «Entenflöhe» rasant. Gerade Kinder, die sich im seichten Wasser aufhalten, können juckende Ausschläge davontragen.
«Entenflöhe» werden von Wasservögeln übertragen und sind vor allem im seichten Wasser anzutreffen. (Symbolbild: Reto Martin/SGT)
Von «Entenflöhen» verursachte Hautausschläge. (Bild: Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie)

Urs-Ueli Schorno

 

Es ist unschönes Bild, welches sich derzeit bei zahlreichen Kindern bietet: Ein juckender, roter Ausschlag hat sich über ihre Haut ausgebreitet. «Als ob meine Tochter von einem Schwarm Mücken gestochen wurde», berichtet eine Leserin unserer Zeitung nach einem Badeausflug zum Rotsee und zum Strandbad Lido in der Stadt Luzern.

Die roten Flecken stammen jedoch nicht von den summenden Insekten, sondern von Zerkarien, auch «Entenflöhe» genannt. Dabei handelt es sich um parasitisch lebende Larven von Saugwürmern, die im Darm von Enten, Gänsen oder Schwänen leben. Durch deren Kot gelangen die Eier der Larven ins Wasser. Dort entwickeln sie sich derzeit prächtig. Grund ist das schöne Wetter: Bei Wassertemperaturen ab 23 Grad schwimmen die Zerkarien frei an der Oberfläche herum und warten auf ihren Endwirt, die Enten, Gänse oder Schwäne. Da die Zerkarien aber nicht zwischen Vogel und Mensch unterscheiden können, bohren sich die Larven auch in unsere Haut. Die Folge: der eingangs beschriebene Hautausschlag. Die 23-Grad-Grenze ist derzeit etwa im Rotsee, Sempacher- und Baldeggersee erreicht, der Vierwaldstättersee liegt knapp darunter.

Entzündung bleibt 10 bis 20 Tage

Betroffen sind vor allem Kleinkinder, da sie sich häufig im seichten und damit wärmeren Wasser aufhalten. Gefährlich sind die Zerkarien zwar nicht. Doch der Juckreiz kann gut und gerne zwei Tage anhalten, und die rötlichen Entzündungen heilen ohne spezielle Behandlung in der Regel erst innert 10 bis 20 Tagen ab.

Wie man sich gegen die Millimeter kleinen Larven schützen kann, weiss Barbara Ochsner, Vorstandsmitglied vom Luzerner Apotheker Verein. «Vorbeugend soll man seichtes Wasser meiden und zum Beispiel direkt via einen Steg ins tiefere Wasser steigen», sagt Ochsner und fügt an: «Ratsam ist zudem gutes Abduschen. Auch mit sorgfältigem Abtrocknen kann man verhindern, dass die Larven, welche sich bereits auf der Haut befinden, eindringen.» Die Apothekerin der Sonnen Apotheke aus Emmenbrücke rät zudem, die nassen Badekleider rasch gegen trockene zu wechseln.

«Nicht kratzen»: Leichter gesagt als getan

Sollte man trotzdem am juckenden Ausschlag leiden, sei geraten, sich möglichst nicht zu kratzen. Dies könnte im schlimmsten Fall zu einer Infektion führen. Doch gerade für Kleinkinder ist es schwierig, die roten Flecken nicht zu berühren und dem Juckreiz zu widerstehen. Deshalb hilft laut Ochsner je nach Alter und Ausprägung des Ausschlages eine Salbe, ein Gel oder eine Waschlotion, welche man lokal auf die Haut auftragen kann. In schlimmeren Fällen könne man auch Tropfen oder Tabletten zur Einnahme einsetzen. Ochsner: «Oftmals hilft es aber nur schon, wenn man erklärt, dass es sich um einen harmlosen Ausschlag handelt.»

Obwohl die aktuellen Temperaturen die Vermehrung der «Entenflöhe» fördern, haben hiesige Badis bisher nur vereinzelte Rückmeldungen von Gästen erhalten. «Bei uns sind kaum Meldungen eingegangen», sagt etwa Marcel Wiesler, Geschäftsführer des Standbad Lido Luzern. Unabhängig von den Zerkarien rät er Badegästen: «Wichtig ist, dass sich die Leute richtig abduschen, nachdem sie im Wasser waren.» Auch bei der Rotsee Badi habe man dieses Jahr noch keine Meldung von Badegästen erhalten. Und auch die Seebäder im teils seichten Sempacher- sowie Baldeggersee haben keine grossen Unterschiede zu den letzten Jahren feststellen können, sagen die Verantwortlichen auf Anfrage.

Ändern könnte sich das, wenn das schöne Wetter anhält. Der Badespass soll dadurch aber nicht verunmöglicht werden. Denn das Badewasser im Kanton Luzern ist laut aktuellen Messungen gut bis sehr gut. Die ungefährlichen Zerkarien werden in den Erhebungen allerdings nicht berücksichtigt, sondern bloss Darmbakterien.

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