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Luzern

Rollschuhe, Burger und Kultfilme: Das neue «Cinema Drive-in» in Root verspricht Kinoerlebnis wie 1950

In Root findet in diesem Sommer zum ersten Mal das «Cinema Drive-in» statt. Das Kinovergnügen ist ganz im Stil der amerikanischen 1950er-Jahre gehalten. Ein Augenschein.
Janine Wilhelm weiss anhand des Lämpchens auf dem Tisch, welche Gäste sie mit ihren Rollschuhen ansteuern soll.

(Bild: Boris Bürgisser (Root, 8. August 2020))
Auch eine Frontscheiben-Reinigung gehört zum VIP-Ticket dazu.
(Bild: Boris Bürgisser (Root, 8. August 2020))
Dany Kunz vom Ace Café in Luzern richtete sich auf seinem Pick-Up für einen stilechten Kinoabend ein.
(Bild: Boris Bürgisser (Root, 8. August 2020))
Auf dem Gelände war es ganz still, denn der Ton wurde über die Autoradios abgespielt.
(Bild: Boris Bürgisser (Root, 8. August 2020))

Salome Erni

Salome Erni

Salome Erni

Salome Erni

Pünktlich um 20 Uhr beginnt der Einlass auf den Parkplatz der Firma Aeschbach Chocolatier in Root. Die Schlange der wartenden Autos setzt sich langsam in Bewegung, einzeln dürfen die Fahrzeuge auf ihre Kinoplätze rollen. Auf dem Programm steht an diesem Samstagabend der amerikanische Kultfilm «Pulp Fiction».

Bereits am Eingang wird spürbar, dass das «Cinema Drive-in» ganz auf den Charme der 1950er-Jahre setzt. Im altmodischen Kleidchen einer Krankenschwester und mit einer grossen Spritze voller Desinfektionsmittel in der Hand gibt Kathy Buss gut gelaunt Instruktionen zum Ablauf des Kinoabends.

Servicepersonal flitzt auf Rollschuhen über den Parkplatz

Schalten die Gäste beispielsweise das LED-Lämpchen an ihren Beistelltischen auf rot, ist dies für das Servicepersonal das Signal, loszulegen. Für Inhaber und Inhaberinnen eines VIP-Tickets wird auf Rollschuhen ein Cüpli angeliefert, später gibt's Burger mit frittierten Kartoffelschnitzen und den ganzen Abend Popcorn à discrétion. Natürlich steht das Kulinarikangebot aber auch allen anderen Kinobesuchern offen, ob sie im eigenen Auto oder in einem der bereitgestellten Liegestühle sitzen.

Für die beiden «Rollergirls» Janine Wilhelm und Céline Zimmermann ist das Navigieren in Fifties-Kleidchen und auf vier Rollen eine Herausforderung, wie sie sagen. Trotz des ungewohnten Transportmittels, der schmerzenden Füsse und der warmen Unterröcke beschreibt Wilhelm ihren Einsatz aber als «mega chillig» und flitzt mit Elan wieder los.

Kino auf vier Rädern

Passend zum Ambiente der 50er-Jahre sind an diesem Abend einige Oldtimer-Fans vorgefahren. Auch der authentische Kinositz auf der Ladefläche des Pick-ups von Dany Kunz lässt vermuten, dass der Geschäftsführer des Ace Cafés in Rothenburg nicht zum ersten Mal auf Besuch in einem Autokino ist. «Für uns ist alles mit Motoren ein Highlight, da passt ein Autokino hervorragend», erklärt Kunz, deutet auf seine «Pulp Fiction»-Tattoos und ergänzt: «Zudem ist der Film heute einfach gut, auch wenn ich ihn bestimmt zum 32. Mal sehen werde.»

Die Autoschilder verraten, dass selbst Gäste aus dem Tessin angereist sind; die meisten stammen jedoch aus der Zentralschweiz. Die Schwestern Julia und Gina Furrer haben beispielsweise im Internet erfahren, dass ein Autokino in der Nähe stattfindet, und wollten es gleich mal ausprobieren. Die beiden sitzen zufrieden auf dem Rücksitz ihres Cabrios, die Beine ausgestreckt und voller Lob für den Burger, den sie gerade verspeisen.

Das Autokino ist als Gesamtpaket konzipiert

Letztlich stehen 68 Autos auf dem Platz, bereit für den Film. Einige Fahrzeuge wurden auf Wunsch aufgebockt, für eine bessere Sicht. Spätestens dann musste jeder über Radio die entsprechende Frequenz für den Ton des Films gewählt haben.

Die Grösse des Drive-in-Cinemas passt den Organisatoren. OK-Mitglied Andrea Zimmermann erklärt, der Verein ZVAK (Zentralschweizer Vereinigung der Freund*innen des Automobilkinos) wolle das Autokino in einem kleinen Rahmen durchführen, für die Mitglieder sei es eine Herzensangelegenheit: «Im besten Fall kommen wir – auch dank der Sponsoren – auf Null raus». Bis Ende August sollen rund 1600 Personen das Kino besucht haben.

Der Krienser «Wichlern»-Wirt und OK-Kollege Christoph Tobler ergänzt, dass etwa zwei Drittel der Gäste ein VIP-Ticket über den Vorverkauf gelöst haben. Das OK strebe gar einen noch höheren Wert an. «Aber dass es sich beim ‹Cinema Drive-in› nicht nur um ein Kino, sondern um einen ganzen Event handelt, muss zuerst in die Köpfe der Leute», so Tobler.

Unterstützung aus Pratteln

Eigentlich hätte das Autokino erst 2021 stattfinden sollen. Doch aufgrund der Pandemie entschied das OK, den Anlass bereits dieses Jahr zu lancieren. In zweieinhalb Monaten wurde der Event auf die Beine gestellt. Dabei erhielt der Luzerner Verein ZVAK Unterstützung vom Pendant in Pratteln, das dort bereits seit zehn Jahren jeweils im Juli ein Autokino im Stil der 50er betreibt. Unter dem gemeinsamen Namen «Cinema Drive-in» spannen sie fortan zusammen.

Andrea Zimmermann ist selber ein Fan der Kultur der 50er-Jahre. Dieser Aufmacher gebe dem Autokino ein Gesicht und einen Charakter, sagt sie und fährt fort:

«Autokinos stellt man sich anonym und unpersönlich vor – das muss nicht sein.»

Mittlerweile läuft der Abspann von «Pulp Fiction», der betonierte Platz leert sich rasch. Es bleiben nur noch die Mitarbeitenden und das OK, die sich nun an das Aufräumen machen. Am darauffolgenden Tag wird das Areal schliesslich wieder als Parkplatz von Aeschbach Chocolatier genutzt, bevor es am kommenden Donnerstagabend wieder ans Aufstellen geht.

Das Autokino «Cinema Drive-in» in Root findet im August jeweils donnerstags, freitags und samstags mit wechselndem Programm statt. Tickets können auf starticket.ch bezogen werden.

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