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Luzern

Private Pflege im Kanton Luzern: Hilfe für freiwillige Helfer

Rund 3000 bis 4000 Luzerner betreuen zu Hause ihre Angehörigen. Während sie damit die Staatskasse entlasten, kommen sie oft selbst an den Anschlag. Nun hat die Politik Handlungsbedarf erkannt.

Mit stetig steigender Lebenserwartung erhöht sich auch der Bedarf an ambulanten und stationären Pflegeleistungen. Das verteuert das Gesundheitssystem weiter. Entlastet wird die Staatskasse durch Angehörige, die ihre älteren oder bedürftigen Mitmenschen zu Hause pflegen. Das Bundesamt für Gesundheit schätzt, dass rund 100 000 Menschen in der Schweiz solche freiwilligen ambulanten Dienste leisten.

Das Gesundheitsmagazin Vista beziffert diese Arbeit mit jährlich 9,5 Milliarden Franken. Das kantonale Gesundheits- und Sozialdepartement geht von 3000 bis 4000 Luzernern aus, die sich betreuend oder pflegend um ihre Nächsten kümmern.

Wertschätzung und Informationsaustausch

«Die Datenlage ist aber nicht sehr umfassend», sagt Edith Lang, Leiterin der Dienststelle Soziales und Gesellschaft. Klar sei aber: «Auch die Politik hat inzwischen erkannt, dass die Pflege und Betreuung durch Angehörige ein Thema ist und der Dialog auch öffentlich geführt werden muss.» Zum ersten Mal hat nun der Kanton Luzern gestern gemeinsam mit Fachorganisationen zum Informationsanlass «Für sich und andere sorgen» eingeladen. Ziel sei es, Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen und den Informationsaustausch zwischen den freiwilligen Pflegern und Betreuern zu fördern.

Regierungsrat Guido Graf (CVP) mahnte die 80 Anwesenden, nicht nur zu ihren Liebsten, sondern auch zu sich selbst zu schauen. Dazu gehöre, professionelle Unterstützung beizuziehen. «Manchmal wird Hilfe spät – oder gar zu spät – angenommen.»

Jüngere Generation holt früher Hilfe

Referentin Elsmarie Stricker verortete diese späte Hilfesuche in der Angst vor möglichen Kosten, aber auch davor, jemanden anderen als ein Familienmitglied an sich heranzulassen. Die Leiterin Bildung der Berner Fachhochschule äusserte aber auch die Hoffnung, dass in jüngeren Generationen ein Umdenken stattfindet. Im Anschluss wurde deutlich, dass das Bedürfnis nach Sensibilisierung und Information gross ist. Die Mutter eines 22-jährigen Autisten wünschte sich, dass das soziale Umfeld ihres Zöglings besser angeleitet würde, wie man mit der Krankheit umgeht, «die man von aussen nicht sieht». Eindrücklich auch die Schilderung eines Mannes, der seit vier Jahren seine Frau mit einer Parkinson-Erkrankung pflegt. Er habe für sich selbst lernen müssen, «dankbar zu sein, und wieder in den Tag hinein zu leben». Der Anlass, der soll vorerst bis 2021 jährlich durchgeführt werden.

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