Jérôme Martinu, Chefredaktor
Was ist passiert? Die eidgenössischen Kommissionen für Denkmal-, Natur- und Heimatschutz lassen die Muskeln spielen: Die aktuellen Varianten für einen Erweiterungsbau seien untauglich, das Theater dürfe nicht von einem Anbau dominiert werden. Das Ortsbild würde so zu stark verändert, selbst wenn die historische, reussseitige Nordfassade stehen bliebe. In ihren Forderungen gehen die Experten gar so weit: Betriebserfordernisse oder Wirtschaftlichkeit hin oder her, oberste Priorität hätten die Schutzziele. Es brauche eine neue Studie, halt mit verkleinertem Raumprogramm.
Bei allem Verständnis für die Aufgabe, aber eine solche Haltung zeigt vor allem eines: Betriebsblindheit. Vor allem auch wenn man weiss, dass die bauhistorische Herleitung der Kommissionen zum Ortsbild am linken Reussufer umstritten, weil fehlerhaft ist. Und wie reagiert der Luzerner Stadtrat auf das Expertenurteil: Er will den favorisierten Erweiterungsbau nun in die zweite Reihe stellen und stattdessen alle Varianten nochmals überprüfen. Vom Abriss über einen neuen Standort – aussichtslos innert nützlicher Frist – bis zur Verkleinerung des Projekt.
Das ist mutlos für eine internationale Stadt mit derart viel kultureller, touristischer, bauhistorischer – alt und neu! – Ausstrahlung. Und es ist peinlich, mit Verweis auf drohende Unannehmlichkeiten und/oder Einsprachen vor einem solchen Gremium präventiv einzuknicken. Zumal die Beurteilung der Kommissionen keinerlei planerische oder rechtliche Verbindlichkeit haben. Für wen wird eigentlich dieses Theater gebaut? Für Expertengremien? Oder für die Bevölkerung und eine lebenswerte, attraktive Stadt, die sich auch mit kühnen Projekten weiterentwickeln will? Es gibt hier nur eine Antwort. Und entsprechend ist der Stadtrat gefordert, selbstbewusst die Prioritäten setzen.
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