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Luzern

Parteiwechsler, Parteilose und Rückzieher: In Ebikon verläuft der Wahlkampf nach eigenen Regeln

In Ebikon sind die Politiker weniger parteitreu als anderswo. Der Wirbel um die SVP-Nomination von Gewerkschafter Giuseppe Reo ist nur das jüngste Beispiel dafür.
Giuseppe Reo
Hans Peter Bienz
Andreas Michel
Heidi Koch

Robert Knobel

Robert Knobel

Robert Knobel

Robert Knobel

Auf die erste Überraschung folgte sogleich die zweite: Giuseppe Reo, der Gewerkschafter und ehemalige SP-Politiker, der sich von der SVP als parteiloser Gemeinderatskandidat in Ebikon aufstellen liess, zieht seine Kandidatur wieder zurück (wir berichteten).

Reo begründete seinen Rückzieher mit den negativen Reaktionen, die seine Kandidatur in seinem politischen Umfeld ausgelöst habe. Was er damit genau meint, lässt er offen. Auch die SVP, die Reo mangels eigener Kandidaten ins Spiel gebracht hatte, will sich zunächst nicht dazu äussern, wie Parteipräsident Stefan Bühler auf Anfrage sagt. In einer Mitteilung der SVP Ebikon vom Freitag ist dann zu lesen, sie bedaure Reos Rückzug, könne die Entscheidung aber nachvollziehen. Thomas Aregger, Präsident der SP Ebikon, betont derweil, dass seine Partei sicher keinen Druck auf das ehemalige SP-Mitglied Reo ausgeübt habe. «Die SP Ebikon hat gar nicht auf Reos Kandidatur reagiert», so Aregger. Fakt ist: Durch den Rückzug von Giuseppe Reo steht die SVP wieder ohne Kandidat da – und die verbleibenden Gemeinderatskandidaten haben einen Konkurrenten weniger. Der frühere Gewerkschafter Reo hätte möglicherweise der SP-Kandidatin Marianne Wimmer Stimmen weggenommen. Ob die Wahlchancen von Wimmer nun grösser geworden sind, darüber will Thomas Aregger nicht spekulieren. «Grundsätzlich hat sich an der Ausgangslage nicht viel geändert.»

Wer tickt politisch wie? Der Wirbel um Giuseppe Reos Kandidatur zeigt, dass sich diese Frage speziell in Ebikon nicht immer an Parteifarben festmachen lässt. Auch im Gemeinderat sind heute zwei von fünf Mitgliedern parteilos. Mit einer Wahl von Giuseppe Reo hätte sogar die Möglichkeit bestanden, dass künftig eine parteilose Mehrheit im Ebikoner Gemeinderat regiert – was für eine Gemeinde dieser Grösse einzigartig gewesen wäre.

«Bürgerlicher Unternehmer» statt CVP-Politiker

Einer der beiden parteilosen Gemeinderäte ist Baudirektor Hans Peter Bienz. Er ist zwar CVP-Mitglied, politisiert aber offiziell als Vertreter des Gewerbevereins.

«Die Bevölkerung orientiert sich je länger je mehr am Profil von Personen und weniger am Parteibüchlein. Sie wählt Köpfe, die sich für das Wohl der Gemeinde einsetzen», sagt Bienz. Die Tatsache, dass er nicht im Auftrag einer Partei politisiert, habe viele Vorteile: «Es ermöglicht mir, die Interessen der Ebikoner Bevölkerung als bürgerlicher Unternehmer unabhängig von einer parteipolitischen Position einzubringen», sagt Bienz und fügt hinzu, dass im Gewerbeverein verschiedene politische Meinungen vertreten seien.

Der zweite Parteilose im Ebikoner Gemeinderat, Andreas Michel, war 2009 von der SVP nominiert und von den Bürgerlichen und vom Gewerbe unterstützt worden. Michel gehört im Gegensatz zu Bienz keiner Partei an.

Er sagt, dass ihm der interne Austausch mit Parteimitgliedern zwar manchmal fehle. «Dafür hat man aber die Möglichkeit, das ganze Spektrum von Links bis Rechts auszuloten.» Auch die nicht parteigebundenen Einwohner – wohl die Mehrheit der Bevölkerung – könne man als Parteiloser besser erreichen, um danach die für Ebikon besten Entscheidungen zu treffen, so Michel.

Wegen Klimawandel: Von der SP zur GLP

Nicht als Parteilose, aber für eine neue Partei, kandidiert Heidi Koch für die Gemeinderatswahlen. Sie war früher bei der SP und liess sich nun von der GLP nominieren.

Für Heidi Koch ist der Klimawandel ein dominierendes Thema – auch in der Lokalpolitik. «Ich fühle mich verpflichtet, mich auch politisch vor Ort in diesem Bereich zu engagieren. Leider konnte die SP mich bei dieser Thematik nicht im gewünschten Ausmass und Tempo unterstützen.» In der GLP stosse sie hingegen auf offene Ohren, so Koch.

In Sachen Parteizugehörigkeit ist in Ebikon also vieles im Fluss. Zurzeit steht wieder die Einführung eines Parlaments zur Diskussion. Mit einem Einwohnerrat würde die Rolle der einzelnen Parteien wohl wieder wichtiger. Das sieht auch Hans Peter Bienz so: «Dann müssen die Parteien eine Liste von fähigen Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl vorschlagen und einen Wahlkampf führen. Das wird sie herausfordern und sicher auch stärken.»

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