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Luzern

Nun ist es definitiv: Strasse zwischen Vitznau und Gersau wird kürzer gesperrt, dafür steigen die Kosten

Im Herbst 2022 starten der Ausbau und die Sanierung der Kantonsstrasse zwischen Vitznau und Gersau. Die Verbindungsader wird zweimal für je drei Wochen komplett gesperrt. Das nehmen die Gemeinden in Kauf.
Die Hauptstrasse zwischen Vitznau und Gersau ist lediglich 5,5 Meter breit und unübersichtlich – besonders in den Kurven.  (Bild: Kanton Luzern)
So soll die Lehnenkonstruktion im Bereich Ober Nas aussehen. (Visualisierung: Kanton Luzern)
Das 350 Meter lange Strassenabschnitt auf Luzerner Boden – die Kantonsgrenze verläuft direkt auf der Nas. (Bild: Kanton Luzern)

Niels Jost

Niels Jost

Niels Jost

Zu eng und zu unsicher ist die Strasse zwischen Vitznau und Gersau. Seit über zehn Jahren plant der Kanton Luzern, einen 350 Meter langen Abschnitt bis zur Kantonsgrenze auszubauen und zu sanieren. Die Dringlichkeit des Projekts stand nie zur Debatte; die Ausführung hingegen schon. Für die Bauarbeiten hätte die Verbindungsader der Dörfer zunächst für acht, dann noch für vier Monate komplett gesperrt werden sollen. Nun sind es noch zweimal je drei Wochen. Dies geht aus der Botschaft der Regierung an das Kantonsparlament hervor.

Die Erleichterung in Vitznau und Gersau ist gross. «Der Kanton hat das Projekt nochmals stark überarbeitet und optimiert. Damit können wir leben», sagt der Vitznauer Gemeindepräsident Herbert Imbach. Auch der Gersauer Bezirksammann Ueli Camenzind sei froh, dass es nun «nur» total sechs Wochen seien. «Ein gewisser Zwiespalt bleibt aber», sagt Camenzind.

«Am Anfang waren es acht Monate, dann vier, nun noch sechs Wochen. Wer weiss, ob es auch ohne Totalsperrung ginge?»

Kürzere Totalsperrung kostet 1 Million Franken zusätzlich

Einer, der es weiss, ist Gregor Schwegler. Der Luzerner Kantonsingenieur sagt: «Für gewisse Elemente, welche über die ganze Breite der Fahrbahn eingebaut werden müssen, ist eine Totalsperrung unabdingbar.» Eine Teilsperrung hätte zur Folge, dass diese Elemente zusammengefügt werden müssten, was deren Qualität mindere. Mit den weniger langen Schliessungen der Strasse sei man den Gemeinden stark entgegengekommen. Und, so Schwegler weiter:

«Letztlich müssen auch die Kosten in einem gesunden Verhältnis zum Nutzen stehen.»

Aufgrund der kürzeren Totalsperrungen werde das Projekt rund eine Million Franken teurer. Insgesamt kostet es 14,7 Millionen. Zudem verlängere sich die Bauzeit: Statt der ursprünglichen acht Monate rechnet Schwegler nun mit zwei Jahren.

Arbeiten im Felsen sorgen für hohe Kosten

14,7 Millionen Franken für 350 Meter – wieso kostet das Projekt so viel? «Es ist ein sehr anspruchsvolles Gelände», erklärt Schwegler. «Die ganzen Bauarbeiten finden im Fels statt. Es ist schmal und die Kunstbauten können nur von der Seite, nicht aber von oben oder unten errichtet werden.»

Tatsächlich ist die bestehende Strasse lediglich 5,5 Meter breit. Dies entspreche dem Standard der 1930er-Jahre, heisst es in der Botschaft. Ziel ist es, die Fahrbahn auf 7 Meter zu erweitern. Hinzu kommt ein 2,6 Meter breites Trottoir. Möglich macht's eine sogenannte Lehnenviaduktkonstruktion, also eine Konstruktion, die auf den Felsen aufgelegt und verankert ist. Weiter werden die Strassenentwässerungsanlagen neu gebaut und die bergseitige Stützmauer angepasst. Dadurch soll insbesondere in den engen Kurven die Sichtweite verbessert werden.

Eine Temporeduktion von 80 auf 50 Stundenkilometer, wie sie der Vitznauer Gemeinderat für eine höhere Sicherheit und einen tieferen Lärmpegel fordert, werde in diesem Abschnitt wohl nicht umgesetzt. Hierfür fehle die gesetzliche Grundlage, so Schwegler. Diese sehe ausserorts nun mal Tempo 80 vor.

Zusätzliche Schiffsverbindung und Schulbus

Stimmt der Luzerner Kantonsrat dem Projekt zu, starten die Hauptarbeiten im Herbst 2022. Der Verkehr wird während der Bauzeit einspurig mit einer Ampel geführt. Die Totalsperren sollen im Winter 2022/23 folgen. Dies begrüssen Vitznau und Gersau. «Eine Sperrung im Sommer käme wegen des Tourismus nicht in Frage», sagt Herbert Imbach. Damit meint der Gemeindepräsident nicht zuletzt die vielen Tagesausflügler, welche auf der Panoramastrasse eine Ausfahrt machen. Imbach würde es aber begrüssen, die genauen Daten der Sperrungen bereits zu kennen.

Während der Sperren gibt es eine zusätzliche Schiffsverbindung zwischen den Dörfern. Auch eine Lösung mit Fähren habe man geprüft, aufgrund der nicht vorhandenen Anlegestelle in Vitznau jedoch davon abgesehen, so Gregor Schwegler. Weiter wird für die Schulkinder aus dem Gebiet Ebnet auf Gersauer Boden ein Schulbus ab «Forst» auf Schwyzer Seite organisiert.

Diese Massnahmen seien zwar mit einem gewissen Mehraufwand für die Bevölkerung und Pendler verbunden, aber grundsätzlich zumutbar, sagen Herbert Imbach und Ueli Camenzind. Die neuntägige Sperrung der Strasse zwischen Gersau und Brunnen von letztem Monat habe gezeigt, dass die Leute die zusätzliche Schiffsverbindung genutzt hätten. Auch für die Blaulichtorganisationen werde man eine Lösung finden.

Nach den Bauarbeiten auf Luzerner Seite geht es auf der Schwyzer Seite weiter. Auch der Kanton Schwyz wird ein Teilstück Richtung Gersau sanieren und mit einem Veloweg ausbauen. Die Arbeiten gegen Steinschlag beginnen bereits im Mai. Sowohl dann als auch während der Hauptarbeiten gibt es keine Totalsperrung.

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