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Luzern

Nun fällt der Startschuss für den grossen Wasserverbund rund um den Sempachersee

Am 20. Dezember wird die Aquaregio AG Wasser Sursee-Mittelland gegründet. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum neuen Wasserverbund.

Susanne Balli

Wozu dient der neue Wasserverbund Aquaregio?

Der Wasserbedarf steigt stetig an, auch bei kleinerem Pro-Kopf-Verbrauch. Gleichzeitig sind die eigenen Ressourcen in den Gebieten rund um den Sempachersee beschränkt und die Reserven rasch erschöpft. An Spitzentagen kann die Region nur knapp mit Wasser versorgt werden. Ziel des neuen Wasserverbundes ist es, Synergien zu nutzen und sich gegenseitig aushelfen zu können, sowie eine optimale Vernetzung, um die Trink- und Brauchwasserversorgung für Generationen sicherzustellen.

Wie wird die Wasserversorgung bei Wasserknappheit sichergestellt, und welche Rolle spielt Emmen dabei?

Durch eine bessere Vernetzung der Wasserversorgung untereinander soll der Trinkwasserbedarf von 75 Prozent abgedeckt werden. Die Fehlmenge von zirka 25 Prozent des Spitzenbedarfs kann der Verbund zukünftig aus der Gemeinde Emmen beziehen. Der entsprechende Wasserliefervertrag konnte mit der Gemeinde Emmen im September unterzeichnet werden.

Welche Gemeinden machen beim neuen Wasserverbund mit, der am 20. Dezember als Aquaregio AG Wasser Sursee-Mittelland gegründet wird?

Folgende acht Gemeinden beteiligen sich mit je 100 000 Franken an der Aquaregio AG: Beromünster, Schenkon, Eich, Sempach, Hildisrieden, Sursee, Nottwil und Oberkirch. Mehrheitsaktionäre sind alle Wasserversorgungen, welche Versorgungsaufträge in diesen Gemeinden innehaben.

Wie hoch ist das Aktienkapital?

Das Aktienkapital beträgt 11 Millionen Franken.

Wie kann verhindert werden, dass mit dem Wasser spekuliert wird?

Gemäss den Statuten der Aquaregio AG ist die Übertragung von Aktien in folgenden Gründen eingeschränkt: 1. Wenn es sich beim neuen Aktionär nicht um eine Körperschaft oder Person des öffentlichen oder privaten Rechts handelt, die von der öffentlichen Hand kontrolliert wird. 2. Wenn der künftige Aktionär nicht von der Gesellschaft Wasser bezieht oder zu beziehen beabsichtigt. 3. Wenn der zukünftige Aktionär der Gesellschaft nicht Wasserversorgungsanlagen abtritt, die dem Gesellschaftszweck dienen. Ein Verkauf der Aquaregio AG als Gesamtes oder in Teilen als Kapitalanlage, zur Spekulation, oder als Investitionsstrategie ist somit ausgeschlossen.

Ursprünglich sollten ja 14 Gemeinden beim Wasserverbund mitmachen. Doch Buttisholz, Grosswangen, Knutwil, Mauensee, Wauwil und Büron haben sich dagegen entschieden. Aus welchen Gründen?

Begründet haben die Gemeinden ihren ablehnenden Entscheid unter anderem mit dem Argument, selber über genügend Wasserreserven zu verfügen. Oder es wurden gemeinsame Lösungen in einem anderen Verbund favorisiert. Zum Teil wurden auch zu hohe Investitionskosten aufgeführt und die Angst, Identität zu verlieren und weniger mitbestimmen zu können.

Besteht für die Gemeinden, die aktuell nicht bei Aquaregio mitmachen, zu einem späteren Zeitpunkt noch die Möglichkeit, zum Wasserverbund zu stossen?

Die Gründungsdokumente der Aquaregio AG lassen dies laut Sacha Heller, Präsident der Geschäftsleitung, zu. In den ersten Jahren soll sich der Verbund aber mit dem Fokus auf das heutige kompakte und geschlossene Versorgungsgebiet ausrichten, um später für eine allfällige Erweiterung bereit zu sein.

Wie viele Wasserbezüger und Abonnenten werden über den Wasserverbund Aquaregio mit Wasser versorgt werden?

Die Aquaregio AG Wasser Sursee-Mittelland wird ab 2019 ein gemeinsames Primärsystem mit Leitungen in einer Länge von insgesamt über 80 Kilometern übernehmen, betreiben und unterhalten. Es werden Ausbauten für zukünftig 40 000 Wasserbezüger und Abonnenten geplant und realisiert. Dies in den Versorgungsgebieten folgender elf Partnerwasserversorgungen: Beromünster, Neudorf, Gunzwil, Schwarzenbach, Eich, Hildisrieden, Nottwil, Oberkirch, Schenkon, Sempach und Sursee sowie als Nachfolgeorganisation der Gruppenwasserversorgung Eich – Gunzwil – Beromünster.

Wird sich für die Wasserbezüger etwas ändern, zum Beispiel bei den Gebühren fürs Wasser, und wer bestimmt darüber?

Die Gebührenhoheit bleibt bei der heutigen Gemeinde beziehungsweise den Wasserversorgungen. Trotz Mehrleistungen aufgrund der gewährten Versorgungssicherheit und der garantierten Abdeckung an Spitzentagen sind laut Sacha Heller in der Regel keine Gebührenerhebungen zu erwarten.

Wie viel Geld will Aquaregio in Wasserleitungen und Wasserreservoirs und weitere Infrastruktur investieren?

Die gegründete Gesellschaft will innerhalb der nächsten zehn Jahre rund 21,2 Millionen Franken investieren.

Welches sind die Kernstücke der Investitionen?

Unter anderem wird für rund 5,37 Millionen Franken die Seeleitung zwischen den beiden Hauptwasserversorgern der Region – dem Seewasserwerk in Sempach und den auf Surseer und Schenkoner Boden liegenden Grundwasserwerken im Zellmoos verlegt. Weiter ist eine Verbindungsleitung zwischen dem Wasserreservoir Hauacher (Schenkon/Sursee) zum Reservoir auf dem rund 800 Meter hoch gelegenen Blosenberg beim ehemaligen Landessender Beromünster für zirka 3,3 Millionen Franken geplant. Zudem soll eine neue Leitung für 6 Millionen Franken zwischen dem Reservoir der Wasserversorgung Emmen in Rippertschwand (Neuenkirch) und dem Sempacher Seewasserwerk entstehen.

Quelle: www.aquaregio.ch sowie Sacha Heller, Präsident der Geschäftsleitung von Aquaregio.

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