notifications
Luzern

Naturereignisse als relevanteste Gefährdung: Reiden erstellt als erste Luzerner Landgemeinde einen Sicherheitsbericht

Reiden hat sich in den letzten Monaten intensiv mit dem Bevölkerungsschutz auseinandergesetzt. Mit 45 erarbeiteten Massnahmen soll die Sicherheit in der Gemeinde erhöht werden.
In der Risikomatrix wird einerseits die Häufigkeit eines Ereignisses von «wöchentlich» bis «seltener als 1 Mal pro 100 Jahre» aufgeführt, andererseits das Ausmass der Folgen vom «Ärgernis» bis zur «Katastrophe» beschrieben.
Gemeinderat Bruno Aecherli mit dem Sicherheitsbericht, Bettina Hübscher (Abteilungsleiterin Gesellschaft und Gesundheit) und Vinzenz Graf (Stabschef des kantonalen Führungsstabs und Feuerwehrinspektor des Kantons Luzern). (Bild: Fabienne Mühlemann)

Fabienne Mühlemann

Fabienne Mühlemann

Was man von der Stadt Luzern bereits kennt, gibt es nun auch in Reiden: Die Gemeinde hat einen Sicherheitsbericht erstellt. Dieser wurde am Donnerstag den Medien präsentiert. Im 54-seitigen Bericht hat Reiden die Relevanz, die Häufigkeit und das Schadensausmass von verschiedenen Bedrohungen, die dort auftreten können, eruiert. Schlussendlich wurden 45 Massnahmen abgeleitet, welche die Sicherheit für Mensch und Tier erhöhen sollen. Elf davon sollen bis spätestens Ende Jahr umgesetzt werden.

Entstanden ist der Bericht auf Initiative von Bruno Aecherli, welcher Ende August als Gemeinderat aufhört, und Bettina Hübscher, Abteilungsleiterin Gesellschaft und Gesundheit. In Zusammenarbeit mit der Firma EBP Schweiz AG sowie einer Gruppe von Fachexperten, welche die Region kennen und zu einzelnen Themen ein vertieftes Wissen haben, wurden die relevanten Gefährdungen auf Reiden abgestimmt und gewichtet.

«Da es in Reiden zum Beispiel viel Waldfläche gibt, wurden Naturereignisse als relevanteste Bedrohungen eingestuft», erklärt Bettina Hübscher. So hätten Hitzewellen in den vergangenen Jahren stets gravierende Folgen für die Landwirtschaft oder die Wälder gehabt. Daneben wurden auch Trockenheit und Dürre, illegales Entsorgen von Abfällen, Unfälle im Strassenverkehr und der Ausfall von Informations- und Kommunikationsinfrastruktur als sehr relevante Bedrohungen eingestuft. Illegale Prostitution andererseits wurde als nicht relevant bezeichnet.

Risiken frühzeitig erkennen und Überraschungen vermeiden

Auch eine Bevölkerungsbefragung ist beim Erstellen des Berichts berücksichtigt worden. Dabei hat sich unter anderem herausgestellt, dass die Beleuchtung in Reiden nicht optimal ist, sagt Aecherli. Wie dringlich und wichtig die Massnahmen zur Verbesserung eines Problems sind, hat der Gemeinderat entschieden. So kam er zum Schluss, dass die Strassenbeleuchtung der Verbindungsstrasse Langnau-Reiden, beim Schulhausareal, beim Friedhof und bei der Kirche verbessert werden muss. Dort sei es zu dunkel und es entstünden Orte, die nachts als Treffpunkte genutzt und von bestimmten Gruppen gemieden würden. Bei den Naturereignissen, wie zum Beispiel der Hitzewelle, wurde unter anderem das Informieren der Bevölkerung über Wasserknappheit in Hitzeperioden als Massnahme abgeleitet, oder das Abstellen des Wassers bei öffentlichen Brunnen. Allgemein beziehen sich die meisten zu ergreifenden Massnahmen auf die Erarbeitung von Grundlagenpapieren.

Doch wofür braucht man einen solchen Sicherheitsbericht? Bruno Aecherli sagt: «Es geht darum, Risiken frühzeitig zu erkennen und Überraschungen zu vermeiden. Wir wollen einen Plan haben, wenn ein Ereignis eintritt.» Reiden ist die erste Gemeinde – nebst der Stadt Luzern –, welche einen Sicherheitsbericht in dieser Art verfasst hat. Dafür spricht Vinzenz Graf, Stabschef des kantonalen Führungsstabs und Feuerwehrinspektor des Kantons Luzern, der Gemeinde ein grosses Lob aus. «Natürlich macht man sich in jeder Gemeinde auch ohne einen solchen Bericht Gedanken über die Sicherheit. Doch der Vorteil ist, dass man systematisch überlegt, was passieren kann», sagt Graf. Er möchte auch andere Gemeinden dazu ermutigen, diesen Schritt zu gehen.

Neue Stelle als Chef des Führungsstabs geschaffen

Entstanden ist der Bericht gemäss Aecherli bereits vor der Coronakrise. «Die anderen Mitglieder der Exekutive fanden dies zuerst übertrieben. Durch die Coronakrise hat man aber gemerkt, dass der Bericht doch praktisch ist», so der Gemeinderat. Wie zum Beispiel, als der erste Coronafall an einer Schule im Kanton Luzern ausgerechnet in Reiden publik wurde. Dieser Fall hat laut Aecherli gezeigt, wie wichtig die Krisenkommunikation ist. Wegen Covid-19 ist in Reiden ein Gemeindeführungsstab eingeführt worden.

Ausserdem wurde eine neue Stelle des Chefs Bevölkerungsschutz geschaffen, die nicht durch einen Gemeinderat besetzt wird und im Jahr etwa 100 Arbeitsstunden in Anspruch nimmt. Dazu ist man noch auf der Suche nach einer Person, «welche idealerweise die Gemeinde, wie auch die Sicherheitsthematik und Infrastruktur kennt», heisst es im Bericht. Für das ganze Projekt des Sicherheitsberichts wurden rund 20'000 Franken budgetiert.

Hinweis: Den ganzen Sicherheitsbericht finden Sie unter www.reiden.ch.

Kommentare (0)