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Luzern

Nachgefragt: Warum wird in Luzern immer weniger Holz verarbeitet?

Im letzten Jahr hat der Kanton Luzern zwanzig Prozent weniger Holz verarbeitet als zehn Jahre zuvor – obwohl er als Holzkanton gilt. Alex Arnet von der Branchenorganisation Pro Holz Lignum Luzern erklärt die Gründe.
Alex Arnet. (Bild: PD)

Raphael Zemp

Luzern ist ein Holzkanton. Die hiesige Wald- und Holzwirtschaft stellt nicht nur fünf Prozent der Arbeitsplätze, generiert sechs Prozent der Bruttowertschöpfung im Kanton – und ist somit so wichtig wie der Tourismus. Sie ist auch dafür verantwortlich, dass in keinem anderen Kanton mehr des natürlichen und nachwachsenden Rohstoffes verarbeitet wird als in Luzern. Diese Spitzenposition hat die jüngste Holzverarbeitungs-Statistik des Bundes einmal mehr bestätigt. Luzern steht in Punkto Verarbeitungsmenge an erster Stelle, noch vor den Kantonen Bern und Schwyz. Und trotzdem hält sich die Freude darüber in Grenzen. Warum, das erklärt Alex Arnet von der Branchenorganisation Pro Holz Lignum Luzern.Alex Arnet, im letzten Jahr wurde im Kanton Luzern 320 000 Kubikmeter Holz verarbeitet. Das ist Schweizerrekord – und trotzdem rund 20 Prozent weniger als noch 2007. Wie erklären Sie sich diesen starken Rückgang?Dass weniger Holz verarbeitet wird, liegt nicht etwa an fehlenden Verarbeitungskapazitäten, sondern vor allem daran, dass viele kleinere und mittlere Sägereien ihre Verarbeitungsmengen gedrosselt haben, um ihre Nischenprodukte auf dem Markt zu akzeptablen Preisen absetzen zu können. Zudem hat der starke Franken dazu geführt, dass weniger verarbeitetes Holz exportiert werden konnte, während gleichzeitig immer mehr Holzwaren eingeführt wurden. Alleine zwischen 2000 und 2014 hat sich der Import von Holzwaren verdoppelt. Somit ist die Verarbeitung trotz gestiegener Nachfrage leider rückläufig – nicht nur im Kanton Luzern, sondern schweizweit.Das hat sich auch auf die Anzahl Sägereien ausgewirkt: Gab es 2007 im Kanton noch 59 Betriebe, so ist deren Zahl auf nunmehr 44 gesunken. Wird sich dieser Konzentrationsprozess fortführen?Ja, leider. Kleinere und mittlere Unternehmen können sich nur behaupten, wenn sie Nischen besetzen können. Aber auch die grossen sind gefordert: Um dem starken Preiskampf standzuhalten, sind sie gezwungen zu investieren, vor allem in die industrielle Verarbeitung und die automatisierte Leimholzproduktion.In diesem Jahr läuft das Projekt Holzcluster aus. Mit Geldern der Branche, des Kantons und Bunds hätte es die Nachfrage nach heimischen Holz ankurbeln sollen. Wie genau?Wir haben eine Reihe von Massnahmen ergriffen. Einerseits um die Zusammenarbeit der hiesigen Wald- und Holzwirtschaft zu verbessern und so mehr Schweizer Holz zu verarbeiten. Andererseits auch um die Schreiner, Holzbauer, Holzhändler und Konsumenten für die Anliegen der Holzverarbeiter zu sensibilisieren. So dass mehr Schweizer Holzprodukte angeboten und nachgefragt werden. Es wird nur etwa zwei Drittel des nutzbaren Holzzuwachses genutzt. Hier liegt noch Wertschöpfungspotenzial in der Verarbeitung des nachhaltigen Rohstoffes Holz aus der Region.Betrachten sie das Cluster-Projekt angesichts der jüngsten Zahlen als gescheitert?Tatsächlich sind die neusten Daten ernüchternd. Von gescheitert möchte ich trotzdem nicht reden. Es sind ja auch Zahlen vom letzten Jahr, kurz nachdem wir mit dem Projekt gestartet haben. Wir haben für unser Engagement viele positive Rückmeldungen bekommen. Das stimmt mich zuversichtlich, dass die Nachfrage nach Schweizer Holz anziehen wird. Damit dies gelingen kann, braucht es aber mehr als ein einmaliges, befristetes Projekt.Sondern?Es braucht langfristige Massnahmen wie sie eine Zentralschweizer Promotionsstelle koordinieren könnte. Geht alles nach Plan, so wird noch dieses Jahr eine solche Organisation ins Leben gerufen. Vorbereitungen dazu laufen bereits.
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