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Luzern

Nach Verkauf der Casa d'Italia: Luzerner Italiener suchen ein neues Zuhause

Nachdem die Casa d'Italia an der Obergrundstrasse verkauft wurde, ist die italienische Gemeinschaft in Luzern heimatlos. Sie fühlt sich vom italienischen Staat im Stich gelassen.
Die einstige Casa d'Italia an der Obergrundstrasse 92 in Luzern. (Bild: Pius Amrein (Luzern, 12. April 2017))
Die Villa wird derzeit renoviert. (Stefan Dähler (Luzern, 23. Juli 2020))

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

«Wir fühlen uns von den Institutionen verraten.» Das schreibt die italienische Gemeinschaft Luzern in einem offenen Brief, der indirekt an den ehemaligen italienischen Konsul in Zürich gerichtet ist. Die Institutionen, damit sind das Konsulat, der ehemalige Botschafter, das italienische Generalkonsilium im Ausland, die für das Ausland zuständigen italienischen Politiker, aber auch das Komitee der Italiener im Ausland gemeint. «Wir bedauern die Unfähigkeit aller Vertreter der genannten Institutionen, zusammen zu arbeiten, um ein Kulturerbe von immensem historischem Wert zu retten», heisst es weiter.

Das «Kulturerbe» ist die ehemalige Casa d'Italia, die Stadtvilla an der Obergrundstrasse 92 in Luzern, die der italienische Staat 2018 an eine Megger Immobilienfirma verkauft hat. Demnächst wird die Privatschule Kompass in das frisch restaurierte Gebäude einziehen.

Die Bemühungen, das Haus für die italienische Gemeinschaft zu erhalten – bis hin zur Sammlung von über drei Millionen Franken durch die Genossenschaft Casa d'Italia –, waren vergebens. Die Villa von der neuen Besitzerin, der Poli Immobilien AG, zu kaufen, sei nicht möglich gewesen, sagt Ippazio Calabrese, Präsident der Genossenschaft. «Die Poli AG hat inklusive Umbau schon über 4 Millionen Franken investiert. Um diesen Preis zu stemmen, brauchen wir Hilfe.»

Neue Lokalität müsste sehr günstig sein

Die italienische Gemeinschaft organisiert kulturelle Veranstaltungen für in der Schweiz lebende Italiener und italienbegeisterte Schweizer. Doch dafür benötigt sie einen Raum. Das könnte auch eine neue Lokalität sein, «allerdings müsste diese sehr günstig sein, denn unser Verein hat praktisch kein Geld», erklärt Calabrese. Zwar gäbe es da noch die rund drei Millionen Franken, die unter anderem die Genossenschafter zugesichert hatten. Doch: «Viele sind nur bereit, für die Rettung der Casa d'Italia zu bezahlen, nicht aber für ein anderes Lokal.» Calabrese hat dafür Verständnis, wie er sagt, denn die Casa sei ein kulturelles Erbe, mit dem viele Emotionen verbunden seien.

Dass die italienische Gemeinschaft in Luzern derzeit heimatlos ist, schmerze sehr, sagt Ippazio Calabrese. «Doch noch schmerzhafter ist es, dass der italienische Staat uns im Stich gelassen hat.» Auch andere italienische Staatsgüter in der Schweiz seien in den letzten Jahren verkauft worden, etwa in Locarno, Bellinzona und St. Gallen. Seit 2018 seien zudem drei konsularische Korrespondenten in der Zentralschweiz gestrichen worden, ohne dass sich Italien für deren ehrenamtliche Arbeit bedankt habe.

«Was mit dem Geld geschieht, weiss niemand»

«Der Staat will sich bereichern und denkt dabei nicht an die Leute, ihre Interessen und ihre Geschichte. Was er dann mit dem Geld macht, weiss niemand», sagt Calabrese konsterniert. So mancher Auslanditaliener habe sich dahingehen geäussert, sich ausbürgern zu lassen, weil er sich für die italienische Politik schäme, erzählt er. «Und der Konsul in Zürich wird für all das noch zum Botschafter in Monaco befördert.» Zumindest habe er eine leise Hoffnung, dass der neue Konsul Gabriele Altana sich mehr für die Italiener in der Schweiz einsetzt – und die Gemeinschaft in Luzern besucht.

Ippazio Calabrese bedauert, dass er die Lage in so düsteren Farben beschreiben muss, denn: «Wir lieben Italien.» Er bedanke sich bei all jenen, die an das Projekt geglaubt haben.

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