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Luzern

Nach Corona-Lockerung fertig Homeoffice? «Nein», sagen grosse Luzerner Unternehmen

Auch nach dem Lockdown arbeiten bei grossen Firmen wie LUKB, CSS oder Emmi viele Mitarbeitende im Homeoffice weiter. Trotzdem ist ein Abbau von Büroflächen (noch) kein Thema.
Der CSS-Hauptsitz an der Tribschenstrasse in Luzern. (Bild: Roger Grütter (2. April 2019))
(Bild: Pius Amrein)
(Bild: Jakob Ineichen (Luzern, 22. Mai 2020))

Roman Hodel

Roman Hodel

Roman Hodel

In den eigenen vier Wänden Policen bearbeiten, die Buchhaltung führen oder den Kunden Auskünfte erteilen: Bei der CSS-Versicherung arbeitet ein Grossteil der 2700 Mitarbeitenden im Homeoffice. Aktuell sind es rund 80 Prozent – und das bleibt vorerst so. «Wir richten uns nach den Vorgaben des Bundesrats, insbesondere was die Distanzregeln betrifft», sagt CSS-Sprecherin Nina Frank und ergänzt: «Wenn nicht zwingende Gründe eine Präsenz im Büro verlangen, empfehlen wir weiterhin wenn immer möglich Homeoffice.»

Es funktioniere gut und werde auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil der CSS-Arbeitswelt sein.

Dennoch bleibe die Arbeit vor Ort im Sinne des effizienten Zusammenarbeitens und sozialen Austauschs wichtig – weshalb die CSS im Moment keinen Abbau von Büroflächen plane.

Ein Blick zurück zeigt eindrücklich die Veränderung: In der Woche vor dem Lockdown waren knapp 25 Prozent der CSS-Belegschaft im Homeoffice. Nach dem Bundesratsentscheid zur ausserordentlichen Lage am 16. März stieg der Anteil innert weniger Tage auf 70 Prozent und pendelte sich ab dem 23. März gar bei rund 90 Prozent ein. Erst nach dem Öffnungsschritt des Bundesrats per 11. Mai ging der Anteil auf rund 80 Prozent zurück. Hauptgrund: Die rund 100 Agenturen im ganzen Land durften wieder öffnen, wodurch ein Teil der Mitarbeitenden ins Büro zurückkehrte.

Dabei würden viele Arbeitnehmer gerne weiterhin im Homeffice arbeiten wegen der besseren Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben. Dies jedenfalls hat eine Umfrage der Gewerkschaft Syndicom ergeben.

Auf breiter Front betriebenes Homeoffice bringt laut Daniel von Arx, Sprecher der Luzerner Kantonalbank (LUKB), tiefgreifende Veränderungen der Arbeit und der Zusammenarbeitskultur mit sich: «Wir werden die Erfahrungen während der Coronazeit zuerst sorgfältig auswerten.» Grundsätzlich funktioniere Homeoffice gut und die LUKB-Mitarbeitenden hätten sich sehr schnell auf die neuen Rahmenbedingungen eingestellt. Als erste Erkenntnisse nennt von Arx folgende:

  • Für Mitarbeitende ist eine sinnvolle Rotation zwischen Homeoffice und Bank-Arbeitsplatz wichtig.
  • Die Führung von Mitarbeitenden stellt andere Ansprüche an die Vorgesetzten. Dazu zählt etwa die sorgfältige Vorbereitung und Führung von Telefon- oder Videokonferenzen.

Noch nicht abschätzen lässt sich, ob wegen des Homeoffice dereinst Büroflächen eingespart werden können – hier der LUKB-Hauptsitz an der Pilatusstrasse, wo eine Aufstockung geprüft wird:

Von den rund 1220 LUKB-Angestellten arbeiten aktuell zwischen 40 und 50 Prozent im Homeoffice. Diese Quote ist seit dem Lockdown ungefähr stabil, variiert aber bankintern je nach Abteilung. Von Arx sagt:

«Damit wir das behördlich angeordnete Social Distancing an den Arbeitsplätzen oder auch im Personalrestaurant aufrechterhalten können, ist Homeoffice in dieser Grössenordnung zwingend.»

Bei der Milchverarbeiterin Emmi werden rund 500 der insgesamt 2800 Mitarbeitenden ebenfalls bis auf Weiteres von zu Hause aus arbeiten – je nach Funktion ganz oder teilweise. Mitte Lockdown waren es sogar rund 800 Angestellte. Laut Sprecherin Sibylle Umiker hat Emmi die Herausforderung gut gemeistert. Allerdings verlange die virtuelle Führung viel von den Führungskräften und Mitarbeitenden: «Arbeitsweisen, Zusammenarbeitsformen und Erreichbarkeit mussten neu definiert werden.» Zudem habe man kreative Lösungen für Meetings, Schulungen und Gespräche erarbeitet. «Davon wird Emmi künftig sicherlich profitieren», sagt sie. Denn die standort- und länderübergreifende Zusammenarbeit sei in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, aber genau an solchen Themen gescheitert.

Doch nicht nur das: Im Zuge des Wachstums und der internationalen Expansion haben die administrativen Aufgaben stetig zugenommen. Entsprechend ist es auf den Büroflächen eng geworden. So etwa am Emmi-Hauptsitz an der Landenbergstrasse in Luzern:

Emmi-Sprecherin Sibylle Umiker: «Dass die Mitarbeitenden vermehrt von zu Hause aus arbeiten, sorgt für eine gewisse Entlastung dieser Flächen.»

Beim Pharmaunternehmen MSD Merck Sharp & Dohme Schweiz, das in der Region Luzern rund 1000 Beschäftigte zählt, schliesst man einen Abbau von Büroflächen wegen Homeoffice sogar aus: «Der persönliche Austausch ist in unseren cross-funktionalen Teams unerlässlich und die Arbeit wird erleichtert, wenn man sich im Büro kurz beraten kann und nicht für jede Abklärung eine Telefonkonferenz einberufen muss», sagt Jean-Blaise Defago, Sprecher von MSD Schweiz. Die Möglichkeit von Homeoffice werde jedoch weitergeführt. Er sagt:

«Eine Hürde dabei ist sicher, dass die Grenzen zwischen Arbeit und anderen Lebensbereichen neu gezogen werden müssen.»

Seit dem Lockdown arbeiten rund 90 Prozent der MSD-Mitarbeitenden der Bürostandorte Luzern und Kriens im Homeoffice – im Gegensatz zum Produktionsstandort in Schachen, wo dies nur begrenzt möglich sei. Ab dem 8. Juni kehren die Büroangestellten jedoch gestaffelt wieder an ihre Arbeitsplätze zurück. «Zunächst wird die Besetzung der Büros rund 50 Prozent betragen und dann schrittweise erhöht», sagt Defago und fügt an: «Die Lage wird laufend überwacht und ist von der weiteren Entwicklung der epidemiologischen Situation abhängig.»

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