notifications
Luzern

«Mord beim Vögeligärtli» – deshalb boomen digitale Schnitzeljagden

Foxtrail, Krimi-Trail, Geocache – die Szene der Schnitzeljagden ist vielfältig und wird immer grösser. Wir werfen einen Blick auf die spannendsten Angebote der Region Luzern.
Im Bereich des Vögeligärtlis gibt es neu einen Krimi-Trail. Dessen Teilnehmer können ihren Detektiv-Spürsinn auf spielerische Weise testen. (Bild: Dominik Wunderli)
Christina Hanke von Foxtrail, Zentralbahn-Chef Michael Schürch und Reisebloggerin Kristin Reinhard (von links) testen die Schnitzeljagd. (Bild: Matthias Piazza, Hergiswil, 4. Juni 2019)

Stephan Santschi

Stephan Santschi

In einer Wohnung beim Luzerner Vögeligärtli wird die Leiche von Casinoleiter Thomas Matt gefunden – niedergestreckt mit einem Schuss ins Herz. Just am Vortag knackt jemand den Super-Jackpot im Casino. Besteht da ein Zusammenhang? Wer ist der Täter?

Mit dieser Fragestellung wird die neuste Schnitzeljagd in der Stadt Luzern lanciert – Ende Mai ist sie von der SB Switzerland AG eröffnet worden. Die Berner Firma inszeniert in verschiedenen Städten sogenannte Krimi-Trails, auf denen die Teilnehmer Kriminalfälle lösen können. Dazu brauchen sie ein Handy mit Internetverbindung, um Infos per SMS zu erhalten, sowie die Krimi-Akte und einen Haftbefehl-Code. Hinweise führen Hobby-Polizisten an Wohn-, Arbeits- und Freizeitorte der Verdächtigen, wo sie der Klärung des Falls immer näher kommen. Christoph Stadelmann, Geschäftsführer der SB Switzerland AG, ist zuversichtlich, dass das neue Format gut ankommen wird:

«Heute ist es wichtig, dass man den Menschen ein Erlebnis bietet.»

Gute Erfahrungen machte er mit den beiden Detektiv-Trails für Kinder, welche seine Firma seit einem Jahr in Luzern anbietet. Hierbei geht es darum, Rätsel zu lösen und den Schatz zu finden. «Die Eltern erfahren derweil Neues über ihre Stadt», berichtet Stadelmann und fügt an: «Rund 5000 Gruppen haben eine der beiden Varianten im letzten Jahr gebucht, damit sind wir zufrieden.»

Als Basis für den Erfolg nennt Stadelmann das Bedürfnis von Familien, gemeinsam etwas in der Natur zu unternehmen. Ein Pluspunkt sei die Möglichkeit, Krimi- und Detektiv-Trails ohne Voranmeldung auf der Website zu buchen und sofort loslegen zu können. In der Region Luzern tummeln sich zahlreiche Anbieter von solchen Schnitzeljagden.

Neu führt die Jagd auch aus der Stadt heraus

Anfang Juni hat die Swisscovery GmbH ihre Palette erweitert: Der Anbieter der verschiedenen Foxtrails in Luzern verfügt neu auch über eine Schnitzeljagd, die aus der Stadt herausführt. «Damit entsprechen wir einerseits Kundenwünschen und andererseits wirken wir dem Overtourism in Luzern entgegen, indem wir die Leute aus der Stadt locken», erklärt CEO Christina Hanke. Zu viel verraten, will sie nicht, schliesslich soll sich jeder selber auf der Fuchsjagd «Hermes – hin und weg mit der Zentralbahn» überraschen lassen. «Die Reise geht mit der Zentralbahn durch vier Orte in den Kantonen Nid- und Obwalden. Die Kinder werden wandern ohne zu murren, die Erwachsenen erfahren Spannendes über die Region», verspricht Hanke. Das, was es für die Suche braucht, wird den Teilnehmern am Bahnhof Luzern ausgehändigt, bei Problemen steht eine Helpline zur Verfügung.

Seit 17 Jahren bietet Hankes Unternehmen mit Sitz in Luzern Foxtrails in der Schweiz an. Seither sei das Interesse immer grösser geworden. Letztes Jahr beteiligten sich über 20'000 Menschen an einem der sechs Foxtrails in Luzern. Worauf führt Hanke den Boom zurück? Sie sagt:

«Die Menschen entdecken wieder den Sinn fürs Spielen. Letztmals taten sie es als Kinder, nun merken sie wieder, wie viel Spass es macht.»

Wenn Firmengruppen unterwegs sind, würden die Arbeitskollegen untereinander oft neue Qualitäten entdecken. «So übernimmt etwa der Assistent plötzlich die Führung.» Der Fuchs ist übrigens stets schlauer als der Suchende, gefasst wird er nie. «Auf einem Foxtrail ist der Weg das Ziel», erklärt Hanke.

Neuste Technik und altes Pfadfinderwissen

Seit fünf Jahren ist die Surseer Swiss Local Travel GmbH als Anbieter von Schnitzeljagden tätig. «Wir verbinden die neuste Technik mit altem Pfadfinderwissen», sagt Mitbegründer Mischa Ernst. In Luzern und Sursee können Geschichten mit Namen wie Bombenalarm, Bankraub oder Diamantenjagd gebucht werden. «Einen Bankräuber verfolgen, tönt doch spannender als nur das Wort Schnitzeljagd», erklärt Ernst und lacht. Zwingend nötig ist ein Smartphone. «Es ist aber nur Mittel zum Zweck, es starren nicht alle ständig auf das Smartphone. Eines pro Gruppe reicht.»

Anders als beim Krimi-Trail braucht es eine Voranmeldung. Das hat zwei Gründe. Erstens: «Unsere Kunden bestehen weniger aus Privatpersonen, sondern es handelt sich mehr um Vereinsanlässe oder Firmenevents. Wir möchten die Gruppen dabei persönlich betreuen.» Zweitens: «Jede Geschichte wird extra für die Gäste inszeniert. Wir verteilen Requisiten und setzen auch Schauspieler ein.» Pro Jahr unterhalte man rund 400 Gruppen mit total zirka 6000 Gästen – Tendenz steigend. «Die Firmen möchten heute an den Anlässen mehr bieten als die klassischen Nachtessen, sie wollen, dass sich die Angestellten bewegen und im Kopf aktiv sind», erzählt Ernst.

Wer findet den Schatz?

Damit ist die Liste der Anbieter noch nicht abgeschlossen. Weitere Firmen wie Tabevents oder The Same bieten in der Stadt Luzern Hightech-Schnitzeljagden oder interaktive Kriminalspiele an. Hinzu kommt das Geocaching, wobei Privatpersonen selber Schätze verstecken, die von anderen gesucht werden können. Der Finder nimmt den Schatz mit, lässt aber seinerseits einen kleinen Gegenstand in der Box zurück. Alleine im Raum Luzern sind über 1000 Caches registriert. Da die Suche auf Koordinaten basiert, braucht es als Hilfsmittel die Geocaching-App oder ein GPS-Gerät.

Kommentare (0)