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Luzern

«Massiv höherer Umsatz»: Hofläden sind während der Coronakrise sehr beliebt

In den Hofläden im Kanton Luzern herrscht im Moment eine grosse Nachfrage. Einige Besitzer können den Umsatzverlust aus den Wochenmärkten jedoch nicht wettmachen.
Brigitta und Franz Krummenacher in ihrem Hofladen auf dem Hof Trüllental.
(Bild: Eveline Beerkircher, Willisau, 31. März 2020)
Bruno Muff und sein Sohn Julian beim Abfüllen der Desinfektionsmittel. (Bild: Jakob Ineichen, Weggis, 1. April 2020)
Frische Konfi vom Hofladen in Willisau. (Bild: Eveline Beerkircher, Willisau, 31. März 2020)

Fabienne Mühlemann

Fabienne Mühlemann

Fabienne Mühlemann

Hofläden können sich momentan an einer grossen Kundschaft erfreuen. «Ich konnte es zu Beginn kaum glauben, aber alle Besitzer von Hofläden, mit denen ich gesprochen habe, berichteten mir von einem massiv höheren Umsatz», sagt Stefan Heller, Geschäftsführer des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbandes LBV. Zu dieser Erkenntnis kommt auch Josef Murer, Präsident des Zentralschweizer Bauernbunds: «Auch in unserem Hofladen kommen mehr Leute vorbei als sonst», sagt er.

Eine kleine Umfrage unserer Zeitung bestätigt diese Tendenz. So antworteten alle angefragten Hofläden im Kanton Luzern, dass die Kundschaft mindestens ein wenig bis massiv grösser geworden ist. Anita Wüest vom Schulerhof in Grosswangen spricht von vielen Neukunden. Sie mache ihren Hauptumsatz eigentlich in der Weihnachtszeit. «Doch das haben wir mittlerweile locker übertroffen», sagt Wüest. Ein Beispiel: In der Regel produziere der Müller monatlich eine Charge aus dem Getreide vom Schulerhof. Doch nur schon letzte Woche sei dies dreimal der Fall gewesen, so Wüest.

Auch Online wird viel verkauft

Michael Wyss vom Benzenhof in Geuensee verzeichnet eine erhöhte Kundenfrequenz. «Einerseits sind es Kunden, welche sonst am Wochenmarkt in Sursee bei uns einkaufen, und andererseits Personen, welche unsere Region als Naherholungsgebiet nutzen.» Susi Brunner von Bronners Buurehof in Eschenbach ergänzt: «Die meisten sind auf uns aufmerksam geworden, weil sie bei uns vorbei spaziert oder gejoggt sind, was im normalen Alltag nie so viele Personen tun wie jetzt.»

Auch der Onlinehandel läuft in vielen Betrieben hervorragend. So mache man im Benzenhof beim Onlineverkauf von Fleisch-Mischpaketen noch mehr Umsatz als im Hofladen selber. «Das Fleisch ist für den Tiefkühler gedacht und dient als Vorrat», sagt Wyss. Bei Bruno Muff vom Haldihof in Weggis sind Seifen und Essige, die Essig-Bakterien enthalten, wegen der desinfizierenden Wirkung sehr gefragt. Muff wurde vom Verband Schweizer Brenner angefragt, ob er Desinfektionsmittel herstellen könne. «Das können wir ab morgen im Laden anbieten», sagt er.

Doch warum boomen Hofläden im Moment dermassen? Gründe für die zunehmende Nachfrage sieht der Präsident des Zentralschweizer Bauernbunds darin, dass viele Gastrobetriebe geschlossen seien und die Leute daher oft zu Hause essen würden. «Das Konsumverhalten hat sich in dieser Situation verändert», sagt Josef Murer. Ein weiterer Grund könne sein, dass die Leute nicht mehr im Ausland einkaufen können und nun auf regionale Produkte zurückgreifen. «Inwiefern hier die Zentralschweiz betroffen ist, kann ich jedoch nicht sagen.» Stefan Heller vom LBV ergänzt: «Ich denke auch, die Lokalität macht es aus. Die Leute wollen wegen des Andrangs und der Hamsterkäufer nicht mehr so oft in die Grossverteiler gehen.» Sie würden in einer Zeit der Unsicherheit lieber bei jemandem einkaufen, dem sie vertrauen. «Bei den Bauern wissen sie, dass die Produkte qualitativ gut sind und nicht durch ‹tausend› Hände gehen», sagt Heller.

Andere Kanäle werden genutzt

Doch nicht alle Hofladen-Besitzer können sich über grösseren Umsatz freuen. Denn die Wochenmärkte fallen weg und somit eine grosse Einnahmequelle für viele Bauern und Markthändler. «Diese Umsatzeinbussen können auch mit einem grösseren Umsatz im Laden nicht wettgemacht werden, da so manches Grillfest aktuell ausbleibt», sagt Michael Wyss. «Zudem sind wir im Catering tätig, wo zur Zeit kein Umsatz erzielt werden kann.»

Auf dem Hof Trüllental in Willisau, der seine Waren sonst zwei Mal pro Woche am Markt in Luzern verkauft, hat man eine gute Alternative gefunden. Sie liefern die Bestellungen an Friedlis Markthalle in Luzern, wo sie die Kunden abholen können. «Die Marktbesucher aus der Stadt vermissen die Produkte. Da sie zum Teil nicht mobil sind, können sie im Hofladen nicht vorbeikommen», sagt Brigitta Krummenacher vom Hof Trüllental. Mit der Lieferung kämen die Kunden trotzdem zu den Frischwaren. «Seit wir diesen Dienst eingeführt haben, wird er stetig beliebter.» Um die Kunden in ihrem Hofladen zu schützen, haben ihn die Krummenachers in ihren Partyraum verlegt. «Dort gibt es mehr Platz, damit man besser aneinander vorbeikommt», so Krummenacher.

Ob die Nachfrage nach regionalen Produkten in Hofläden auch nach der Coronakrise noch anhält, ist fraglich. «Leute vergessen manchmal leider schnell wieder», sagt Stefan Heller. Der Bauernverband werde daher nun versuchen, die regionalen Produkte zu fördern und sie zu bewerben. Damit die Leute auch nach der bewältigten Krise noch bei den Bauern in den Läden einkaufen werden.

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